Liberalismus

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    Thomas Sowell: Kultur macht den Unterschied

    „Ich könnte keine einzige Bevölkerungsgruppe irgendwo auf der Welt nennen, die durch politische Maßnahmen aus dem Elend heraus zu Wohlstand gelangt ist.“ Thomas Sowell in einem schon mehr als drei Jahrzehnte alten Interview.

    Der Nationalökonom und Soziologe erklärt, weshalb nicht Rasse und Diskriminierung der entscheidende Faktor für das Vorankommen oder Stagnieren einer Bevölkerungsgruppe sind, sondern die Eigenschaften der Kultur jener Gruppe, etwa das Verhältnis zu Treue und Verantwortung oder zur Bildung. Bitte klicken Sie hier, um zu dem knapp viertelstündigen Film zu gelangen. (Der eingangs genannte Satz folgt nach 9 Min., 45 Sek.)

  • Trump-Lob

    Wer bereit ist, seinen Trump-Ekel für einige Minuten versuchsweise abzulegen, findet manchen Hinweis darauf, was US-Präsident Donald J. Trump in seinem ersten Amtsjahr gut gemacht haben könnte. Man muß ja nicht gleich zustimmen, sollte aber wenigstens einmal die andere Seite hören:

    Marc A. Thiessen diskutiert in der Washington Post, wie Trump Regelwerke ausjätet, die die Wirtschaft hemmen, und verdeckte Steuern beseitigt. Für Freunde von Best-of-Listen hält derselbe Autor eine Aufstellung der zehn wichtigsten Errungenschaften des neuen Präsidenten bereit.  Darunter befindet sich als siebter Punkt der ohne jeden Zweifel vernünftige und damit gebotene Rückzug aus den Pariser Klimaschutzabkommen. Soll sich dieser Kult anderweitig finanzieren!

    Ed Feulner verteidigt Trumps große Steuerreform gegen die weithin linkslastige Presse:

    The Tax Cuts and Jobs Act isn’t perfect, but it offers real tax relief to Americans up and down the income scale. President Donald Trump’s opponents are so fixed in their class-warfare ways that they seem oblivious to how beneficial it will really be, to ordinary workers and to the economy as a whole.

    (Das Gesetz zur Steuerreduktion und Schaffung von Arbeitsplätzen ist nicht perfekt, aber es bietet eine spürbare Steuerentlastung für alle Amerikaner, ob sie nun viel oder wenig verdienen. Präsident Trumps Gegner sind so tief in ihrer Klassenkampf-Sicht auf die Wirtschaft verwurzelt, daß sie ignorieren, wie nützlich das Gesetz sowohl für den einfachen Arbeiter, als auch für die Wirtschaft im Ganzen sein wird.)

    David P. Goldman analysiert Trumps Pläne für das Wiedererstarken Amerikas – auch, aber nicht nur im wissenschaftlich-technischen Wettlauf mit der Volksrepublik China. Der Präsident verstehe,

    that national security depends first of all on fixing what is wrong in America: a shrinking industrial base, disrepair in infrastructure, sagging innovation, inadequate scientific and technical education, and an excessive federal debt burden.

    (daß die nationale Sicherheit der USA vor allem vom Beseitigen und Ausgleichen verschiedener Mängel abhänge: schwindenden Industrien, verfallender Infrastruktur, immer stärker zurückbleibender Innovation, ungenügender Ausbildung in wissenschaftlichen und technischen Fächern und überbordender, erdrückender Staatsverschuldung.)

    Dirk Maxeiner findet, daß die jüngsten Ereignisse im Iran Trumps Sicht auf den Nahen Osten bestätigen.  Die Achse des Guten hatte zuvor bereits Trumps Rede in der UNO-Vollversammlung vom 19.09.2017 in deutscher Übersetzung veröffentlicht – als erstes deutsches Medium, wie Maxeiner  konstatiert.

    Auch die Einstellung des amtierenden US-Präsidenten zu „Hilfszahlungen“ an Entitäten wie die Palästinenser oder Pakistan ist wenigstens bedenkenswert.  Weshalb sollten dergleichen Überweisungen bedingungslos fortgeführt werden?

    Und dann ist da natürlich noch der Trump-Hund.

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    Der Cantillon-Effekt

    Thorsten Polleit erklärt den Cantillon-Effekt in einem kurzen Video. Die vier Minuten sind gut investiert. Bitte klicken Sie hier, um zu dem Film zu gelangen.

  • Weshalb eine pro-westliche Haltung kein Rassismus ist

    Schöner Artikel von Daryl McCann auf Quadrant. Drei Auszüge:

    We are not the House of War, as the Wahhabis/Salafists assert. We are the House of Freedom. To critique and constrain Islamic revivalism in the West is not to be Islamophobic as both the Muslim Brotherhood and the PC police would have it. Paradoxically, perhaps, the real danger for the West, when it comes to global jihad and all those who do not have the interests of the House of Freedom at heart, might not be so much the enemy at the gates but the anti-West nihilism at the core of politically-correct thinking. How else to explain the fact that today when the President of the United States makes a speech in Warsaw praising the grandeur and liberty of Western civilisation he is immediately censured for being a white male supremacist?

    Und:

    If the West can be characterised as a community of liberal-democratic states, then it should be incumbent upon the political leadership of each of those autonomous national entities to promote the best interests of their respective populations. Theoretically, of course, people of any religious or ethnic background can—and do—assimilate into a society based on Western principles. We have to wake up to the reality, however, that this occurs despite the sectarianism encouraged by multiculturalism, which might be better described as poly-tribalism.

    Schließlich:

    A Western society might be “open”, in the sense that Karl Popper used the term, but it has the right to closed or secure borders, not to mention a stringent immigration program. How else can a heritage of liberty be protected against those with an entirely different civilisational framework?

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    Jordan Peterson: Zwölf Leitsätze für einen neuen Konservativismus

    Trotz der Länge sehr hörenswert. Man muß nicht in allen Teilfragen zustimmen, um aus Jordan Petersons Ausführungen reichen Gewinn zu schöpfen. Es wäre wünschenswert, Vergleichbares einmal aus deutschem Munde und zum Wohle der Bundesrepublik Deutschland zu hören.

    Bitte klicken Sie hier, um zu dem Film zu gelangen. Petersons Vortrag beginnt bei Minute 18.

  • The Return to Civilised Teaching, or: „Look on my works, ye Apparatchiks, and despair!“

    Roger Scruton:

    Buckingham is a unique institution, probably the least politically correct university in Europe, and one that is organized more or less entirely on business principles, paying people like me according to their success in attracting students. […] Founded by Margaret Thatcher, Buckingham was at first more a business school than a fully developed university. Now it has a growing and successful humanities faculty, and takes advantage of the Charter which some neglectful bureaucrat allowed it to obtain in order to validate degrees at both undergraduate and postgraduate level. It is expanding its presence in London, with the use of a building in Gower Street and the possibility of obtaining a permanent home in the centre, within mortar range of the BBC. My own course takes place in a private dining room at a London Club, where the students can enjoy discussion and wine over dinner, supplemented by private tutorials leading to a written thesis on a topic agreed between us. This return to civilised teaching, of people who are really interested in learning, has been a refreshing experience for me, and the success of the first year has encouraged me to offer the course again for the year to come.

    (Bild: Pressematerial auf der Homepage von Roger Scruton, Ausschnitt.)

  • Brexitus

    Einige der Reaktionen auf den Entschluß des Vereinigten Königreichs, seine Geschicke außerhalb der Brüsseler Herrschaft zu suchen, wirken rundweg hysterisch. Darunter findet sich der Hinweis auf altersbedingte Vorlieben – wie z.B. auf dieser Graphik im Stern, die „Alte“ und „Junge“ gegenüberstellt: Die jüngere Generation habe pro Europa abgestimmt, die Älteren für den Brexit. In zeitgeistig korrekter Lesart bedeutet das: Die Ollen haben den Jungen die Zukunft verhunzt.

    In der FAZ verkündet Mathias Müller von Blumencron, die ältere Generation verbaue

    ihren Nachfahren die Zukunft. […] Es wird Zeit für eine neue Rebellion. Es wird Zeit, dass die Jüngeren wieder härter mit den Älteren abrechnen. Es wird Zeit für einen Aufstand der Zukunfts-Ideen gegen das Rückwärts-Ideal.

    Die Jüngeren mögen, resümiert von Blumencron, „ihre Zukunft in ihre eigene Hand nehmen und den Populisten Einhalt gebieten.“

    Nun sind Populisten – natürlich – immer die Anderen. In diesem Falle wohl alle, die den EU-Träumen eines von Blumencron nicht zustimmen. Mit dergleichen Ad-hominem-Etüden ist schon lange kein Blumenpott mehr zu gewinnen. Gleichwohl bestürzt der Aufruf an die Jüngeren, „wieder härter mit den Älteren ab[zu]rechnen“, in seiner Heftigkeit. So fragt denn auch Nicolaus Fest „Ist dieser SA-Slang der FAZ angemessen, und angemessen einer demokratischen Entscheidung?“

    Haben die Jungen stets recht?

    Oder gereicht eine Präponderanz der Halb- und Unerfahrenen zum zivilisatorischen Manko? Hören wir dazu Götz Aly:

    Wie alle Revolutionäre erzeugten die überaus jungen Gefolgsleute der NS-Bewegung die Aura des Jetzt-oder-nie. Zum Zeitpunkt der Machtübernahme 1933 war Joseph Goebbels 35 Jahre alt, Reinhard Heydrich 28, Albert Speer 27, Adolf Eichmann 26, Josef Mengele 21, Heinrich Himmler und Hans Frank waren 32. Hermann Göring – einer der Älteren – hatte gerade den 40. Geburtstag gefeiert. Noch mitten im Krieg konnte Goebbels aus Anlass einer statistischen Erhebung feststellen: „Danach beträgt das Durchschnittsalter der führenden Persönlichkeiten auch in der mittleren Schicht der Partei 34 und innerhalb des Staates 44 Jahre. Man kann also in der Tat davon sprechen, dass Deutschland heute von seiner Jugend geführt wird.“ Zugleich verlangte er nach „personeller Auffrischung“.

    Für die Mehrzahl der jungen Deutschen bedeutete der Nationalsozialismus nicht Diktatur, Redeverbot und Unterdrückung, sondern Freiheit und Abenteuer. Sie sahen darin eine Verlängerung der Jugendbewegung, ein körperliches und geistiges Anti-aging-Programm. Die tonangebenden 20- bis 30-Jährigen erhoben sich 1935 verächtlich über die Kleingeister. Sie sahen sich als moderne, antiindividualistische Tatmenschen. Sie belächelten des „Spießers Sorgen – denn uns gehört das große Morgen“. […]

    Im Jahr 1933 ergriffen Studenten und frisch gebackene Hochschulabsolventen die Macht. Zu ihnen gehörten die rebellischen Kinder der alten Eliten und die selbstbewusst gewordenen jungen Männer, die vom sozialdemokratisch geförderten Aufstieg der Republik profitiert hatten. Die Heterogenität ihrer Herkunft überwanden sie in der sozialromantischen, zugleich technizistisch-modern ausgelegten Utopie vom nationalen Sozialismus. Sie begriffen sich und ihresgleichen als Avantgarde eines „jungen Volkes“. Aus Erfahrung skeptische Alte verspotteten sie als „Friedhofsgemüse“, lang gediente, prinzipienfeste Beamte als „Herrschaften, denen der Kalk aus den Hosen rieselt“. […] Der Nationalsozialismus kann aus guten Gründen als Jugenddiktatur begriffen werden. Sie entwickelte sich binnen weniger Jahre zu dem im zerstörerischen Sinn erfolgreichsten Generationsprojekt des 20. Jahrhunderts. (Götz Aly, Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus, Frankfurt a.M. 2006, S. 12-15.)

    Natürlich geht es hier nicht darum, den „Remain!“-Stimmenden zu unterstellen, sie seien Nazis; dergleichen „Argumente“ führen Andere.  Alys Ausführungen verdeutlichen so drastisch, wie es in unserer lauten Zeit notwendig sein mag, daß das „Friedhofsgemüse“ womöglich ernster zu nehmen sei, als es in unseren Tagen geschieht, und dasjenige, worauf „lang gediente, prinzipienfeste Beamte“ klopfen, nicht schlankerhand abgetan werden sollte. (Alys Hinweis auf Sozialromantik und Technokratie sei gegenwärtig übergangen, obschon daraus einiges zu machen wäre.)

    Besonders drollig wirkt, daß von Blumencron den Brexit-Befürwortern Verzagtheit unterstellt, als könne er ihnen von Ferne in die Seelen blicken. Die Brexit-Befürworter seien

    die neue Generation „Nein Danke“, eine Generation, in der sich die Furcht um die Zukunft mit einer eigenartigen Sorge um die Reinheit der Heimat zu einem Cocktail aus Verzagen und Abgrenzen mischt.

    Das ist viel zu einfach. Wagemut und Abenteuersinn könnten auch entgegengesetzt verteilt sein, wie David P. Goldman (Spengler) in seiner Kolumne „Britain embraces risk once again“ ausführt:

    Along with all the pundits, I underestimated the British–a common enough error, which puts me in the distinguished company of the whole of the mainstream media, the vast majority of hedge funds, not to mention Philip II of Spain, Napoleon, and Hitler. In a May 2 dispatch from England I wrote that the British had lost their appetite for risk, as a modest post-Imperial power with a lot to be modest about. On the contrary, the British took the plunge, and that by itself is a good thing. The outcome of Brexit is uncertain, yet the British chose to bet on it. Betting on uncertain outcomes is the key to success in economics–as well as love, war, art, and life.

    Europe is dying of risk-aversion. Its unabated economic misery stems from its refusal to embrace uncertainty. The propensity to bear the burden of uncertainty does not stem from economic policy alone. First and foremost it is a cultural trait. […]

    I agree […] that “Brexit’s consequences will be neutral to moderately negative for the UK.”  In the short run, and in a static framework, leaving the EC will cost Britain some investment and trade. But there is something much more important at work. For both good and evil, the British once were the world’s preeminent risk-takers: inventors, tinkerers, entrepreneurs, builders, as well as adventurers, traders and Imperial conquerors. Their enterprising spirit put nearly half the world under their rule before their empire crumbled. One can find odious apologies for the British Empire (for example by Niall Ferguson) and nonetheless acknowledge that the British had real grit. Perhaps they will get it back after their long post-Imperial slumber.

    Schon wägt Gunnar Heinsohn die wirtschafts- und sicherheitspolitischen Aussichten für das Vereinigten Königreich mit einer Hingabe, als gelte es, einen Adelstitel zu erlangen…  Godspeed, thou sceptered isle.