Jetzt erschienen: Karsten Dahlmanns, Vom besonderen Unglück tüchtigerer Minderheiten. Eine Reaktualisierung des Werks von Helmut Schoeck
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Jetzt erschienen: Karsten Dahlmanns, Vom besonderen Unglück tüchtigerer Minderheiten. Eine Reaktualisierung des Werks von Helmut Schoeck

Der in Graz geborene Soziologe Helmut Schoeck (1922-1993) war nicht nur ein hochbegabter Forscher, sondern auch ein mutiger Kämpfer für die Freiheit des Einzelnen, gegen jede Form von Gruppenkult und Sozialismus. Es lohnt, sich mit seinen Argumenten vertraut zu machen.

Vom besonderen Unglück tüchtigerer Minderheiten erforscht Schoecks Einsichten, Hoffnungen und Befürchtungen im Lichte des neueren Freiheitsdiskurses, zitiert u.a. Roland Baader, Norbert Bolz, Theodore Dalrymple, Thomas Sowell und Rainer Zitelmann, außerdem Vasilij Grossman, Rudyard Kipling, Michael Klonovsky und Alfred, Lord Tennyson. Entstanden ist ein elegant geschriebener Großessay, der zuweilen amüsant, manchmal auch bestürzend wirkt, in jedem Falle aber Mut macht.

Karsten Dahlmanns, Vom besonderen Unglück tüchtigerer Minderheiten. Eine Reaktualisierung des Werks von Helmut Schoeck. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag. 222 Seiten, gebundene Ausgabe (Hardcover). Inhaltsverzeichnis hier.

Sonntagslektüre: David P. Goldman über T. S. Eliots Haß auf die Juden, seine Ablehnung Hamlets, Goethe und die Tragikomödie als Gattung

Eliot called Hamlet and Faust “mythic figures.” They are not mythic but modern. Hamlet’s existential question, reformulated by Faust, defines the modern condition. 

(Eliot bezeichnete Hamlet und Faust als „mythische Figuren“. Sie sind nicht mythisch, sondern modern. Hamlets existentielle Frage, von Faust reformuliert, bestimmt das moderne Dasein.)

Ein gewaltiger Essay von David P. Goldman (Spengler) – hier.

Bach per Eierschneider
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Bach per Eierschneider

Sehen Sie mir die lästerliche Bezeichnung für die Harfe nach! Ein Orchestermusiker hat mir einmal gesagt, dies sei der übliche Spitzname.

Nachdem ich so Ihre Aufmerksamkeit gewonnen habe, nehmen Sie sich doch die neuneinhalb Minuten Zeit, um Ашхен Геворкян (Ašchen Gevorkjan), die Sie auch hier auf den Seiten des Moskauer Staatlichen Čajkovskij-Konservatorium sehen, zuzuhören, wie sie BWV 565 auf ihrer Harfe spielt.

(Beitragsbild: Screenshot aus dem verlinkten Film.)

Vom Reiz des Verbietens
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Vom Reiz des Verbietens

Fritz Vahrenholt macht darauf aufmerksam, daß der auf 130 bis 225 Milliarden Euro Kosten geschätzte Wärmepumpen-Einbauzwang selbst dann unnötig ist, wenn man sich die Klimaschutz-Agenda zu eigen macht. „Nicht-zielführend“, wie es im Jargon der Gremienprofis heißt.

Vahrenholt konkretisiert: Werden bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen eingebaut, sind rund 150 Milliarden Euro zu veranschlagen – für eine Verminderung des Kohlendioxid-Ausstoßes in der Bundesrepublik von 10,4 Millionen Tonnen. Er kommentiert:

Eine ähnliche CO2-Verminderung würde man erreichen, wenn man ein einziges Braunkohlekraftwerk mit CO2-Abscheidung ausrüsten würde. Das Kraftwerk Schwarze Pumpe emittiert etwa 12 Millionen Tonnen CO2 und würde mit einer Investition von 600 Millionen Euro CO2-frei. Pro Tonne CO2 sind das 50 Euro an Investitionskosten.

Der letztgenannte Wert ist mit dem Ergebnis des Wärmepumpen-Experiments zu vergleichen:

14.423 Euro (150 Milliarden Euro geteilt durch 10,4 Mio. t CO2).

Die Angelegenheit zeigt wieder einmal: Unseren Grünen geht es nicht um eine praktikable Lösung von Problemen – sofern man, was hier zugestanden sei, den Kohlendioxid-Ausstoß überhaupt als Problem ansehen möchte. Es geht ihnen ums Prinzip. Und dieses Prinzip heißt: Freude am Verbieten.

Freude am Verbieten. Sie ist im Privaten, Beruflichen und in der Politik zu verwirklichen, je nach Anspruch und Zugriff. Vom „gesellschaftlichen Engagement“ eines talentlosen Teenagers, der seinen Altersgenossen Frohsinn und Begabung neidet, über die Ernährungsregeln einer verbissenen Öko-Mama – „nenn mich Tanja, Kind“ – und, am Arbeitsplatz, Kampagnen des Zuschnitts „… ohne Plastik“ bis hin zu radikalem Durch-, Hinein- und Kaputtregieren, das von den Eigentumsrechten der Bürger nichts wissen will und deren Lebensleistung vernichtet.

Freude am Verbieten ist Freude an Verelendung und Untergang – erst der anderen, dann seiner selbst. Ginge es unseren Grünen tatsächlich um die Abwendung drohender Übel, würde nicht von Wärmepumpen, sondern von Kohlendioxid-Abscheidungen für Kohlekraftwerke und von neuen Kernkraftwerken die Rede sein.

Freude am Untergang. Bis zum Letzten konsequent. Vielleicht traben deshalb die Stabreime an: Wärme-Wende, Heizungs-Hammer, Wärmepumpen-Wahn…

(Bild: Unsplash.com.)

Eine schöne en-passant-Definition von ökonomischem oder Linkspopulismus

Eine schöne en-passant-Definition von ökonomischem oder Linkspopulismus

…bietet Rainer Zitelmann in seinem neuesten Buch „Der Aufstieg des Drachen und des weißen Adlers. Wie Nationen der Armut entkommen“, das u.a. den wirtschaftlichen Erfolgen Polens gewidmet ist. Dort ist die Rede von

Populisten, die nichts von der Wirtschaft verstehen, aber viel davon, wie man Neid und Ängste der Menschen mobilisieren kann.

Genau. Helmut Schoeck spricht in diesem Zusammenhang von einer „Gesellschaftspolitik des Neides“, Thomas Sowell von „the politics of resentment“. Mehr über den Streit zwischen Neid und Freiheit hier.

(Quellen: Rainer Zitelmann, Der Aufstieg des Drachen und des weißen Adlers. Wie Nationen der Armut entkommen, München: FinanzBuch Verlag 2023, S. 66. Helmut Schoeck, Das Recht auf Ungleichheit, München: Herbig 1980, S. 31. Thomas Sowell, Conquests and Cultures. An International History, New York: Basic Books 1998, S. 186. Beitragsbild: Unsplash.com.)

Marktversagen?

Marktversagen?

So sympathisch Sahra Wagenknechts Rede vom September 2022 im Deutschen Bundestag mit ihrer Aufforderung an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, doch bitte zurückzutreten, gewirkt haben mag und im Lichte des sich verschlimmernden Energiewende-Wahnsinns – Heizungen, Mitbürger, sie gehen Euch an die Heizungen – weiterhin wirkt, enthält sie eine Unstimmigkeit, auf die im Rückblick aufmerksam gemacht werden sollte.

Wagenknecht nennt die „Energiepreisexplosion“ (nach 1 Minute, 9 Sekunden) ein „Ergebnis der Politik“ (nach 1 Minute, 30 Sekunden). Das ist unstrittig. Später jedoch spricht sie von einem „Marktversagen“ (nach 2 Minuten, 1 Sekunde), welches sich im Absahnen großer Mineralölkonzerne zeige. Und das ist natürlich Unsinn, weil die für die gegenwärtige Energiekosten-Katastrophe verantwortlichen Rahmenbedingungen nicht vom Markt, sondern, wie Wagenknecht selbst eine halbe Minute zuvor eingeräumt hat, von einer irrationalen, durchideologisierten Politik vorgegeben werden.

Summa summarum: Vorsicht mit den Antikapitalisten, selbst wenn sie freundlich wirken. Marktfeindschaft führt sie in die Irre – und auch ihr Publikum, wenn es nicht achtgibt. Marktfeindschaft verrät Freiheitsfeindschaft.

(Bild: Flüssiggas-Tanker, Aufnahme von Kees Torn, Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 2.0.)

VDH: „Die neuen, häßlichen Amerikaner“

Vor einigen Jahrzehnten noch habe sich, schreibt Victor Davis Hanson, amerikanischer „Kulturimperialismus“ auf die Attraktivität, die Anziehungskraft der amerikanischen Alltagskultur verlassen können. Levi’s, Starbucks, Apple taten das Ihre. Deshalb war, wie man ergänzen darf, der Begriff „Kulturimperialismus“ ein dummes Wort.

Inzwischen aber herrsche, so Hanson, tatsächlich US-Kulturimperialismus, transnationale Top-down-Zwangsbeglückung, und zwar von der ökologistischen und woken Sorte.

Ein Beispiel für den Öko-Imperialismus aus der Neuen Welt: Im Januar 2022 verhindert die Biden-Regierung die Fertigstellung der EastMed-Erdgaspipeline, eines gemeinsamen Projekts von Zypern, Griechenland und Israel. Hanson kommentiert:

Apparently, our diplomats felt it violated our own New Green Deal orthodoxies. So we imperialists interfered to destroy a vital project of our closest allies.

(Unsere Diplomaten waren offenbar der Meinung, die Pipeline verletze unsere New Green Deal-Grundsätze. Also sind wir Imperialisten eingeschritten, um ein wichtiges Projekt unserer engsten Verbündeten zu verhindern.)

Und hier ein Beispiel für die bündnissprengende Kraft von wokem Imperialismus:

Some of our most loyal allies are in Eastern Europe – Poland, Hungary, the Czech Republic, and Romania. […] They are democratic and pro-American. Yet they are now targeted by our woke imperialists because they remain steadfast as the most religious and traditional of our European allies.

(Einige unserer verläßlichsten Verbündeten sind ostmitteleuropäische Staaten: Polen, Ungarn, Tschechien und Rumänien. Sie sind demokratisch und pro-amerikanisch eingestellt. Trotzdem befinden sie sich im Fadenkreuz unserer woken Imperialisten, weil sie die am stärksten religiös und traditionell geprägten unserer europäischen Alliierten sind und dies nicht ändern wollen.)

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Ein Latein- und Geschichtslehrer mit dem schönen Pseudonym Skias Onar

unterrichtet uns über die ethische (nicht: moralische) Dimension der Corona-Jahre, erinnert an den klaren, mannhaften Blick der Alten auf dasjenige, was wir „das Leben“ nennen oder „das Los“, und weist im Vorbeigehen überselbstgewisse MINT-Fächler darauf hin, daß Geisteswissenschaft eben doch unverzichtbar ist.

Sein Pseudonym stammt, wie am Ende seines Aufsatzes auf dem Blog der Vierteljahresschrift Tumult bemerkt, aus einer Ode Pindars: Σκιᾶς ὄναρ ἄνθρωπος. Skiās onar anthrōpos. Eines Schattens Traum ist der Mensch.

(Die oben getroffene Unterscheidung zwischen Ethik und Moral folgt Rainer Forst, Kontexte der Gerechtigkeit, Frankfurt am Main 1994. Vereinfacht gesagt, zielen ethische Fragen auf ein gelingendes, lohnendes Leben, während moralische Fragen dem Gerechten nachspüren.)