Joe Biden vs. Thomas Sowell (1987)
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Joe Biden vs. Thomas Sowell (1987)

Eine kuriose Begegnung: Während der Anhörungen im Rahmen der (gescheiterten) Nominierung Robert Borks für den Supreme Court of Justice der Vereinigten Staaten von Amerika trifft – hier ab etwa Minute 2 des Films – Senator Joseph „Joe“ Biden, Jr. auf Thomas Sowell, der in diesem Blog bereits viele Auftritte hatte. Drollig ist, daß Sowells erste Entgegnung auf Biden gleich auf dasjenige hinauswill, was heute „Virtue Signalling“ genannt wird; dann geht es über die Nachteile von Affirmative Action weiter. Hörens- und sehenswert.

Kartoffeln und Kapitalismus

Kartoffeln und Kapitalismus

Roland Baader schreibt in seinem empfehlenswerten, wenn auch etwas rauh geschriebenen, um 30-40 Seiten zu kürzenden Buch „Das Kapital am Pranger. Ein Kompaß durch den politischen Begriffsnebel“ über Kartoffeln und Kapitalismus:

Der amerikanische Ökonom David A. Henderson hat folgende Zahlen ermittelt: Im Jahr 1890 wurden in den USA auf 2.557.000 acres [rund 0.4 Hektar] rund 10 Millarden amerikanische Pfund [rund 0,45 Kg] Kartoffeln geerntet. Das waren 2.990 Pfund je acre. Im Jahr 1997 wurden auf 1.362.000 acres – also auf ungefähr der halben Ackerfläche im Vergleich zum Jahr 1890 – 46 Milliarden amerikanische Pfund Kartoffeln geerntet, d.h. mehr als das Vierfache von 1890 – und, je acre gerechnet, fast das Neunfache von 1890. Die dramatische Steigerung des Ernteertrages hat viele Ursachen, vor allem verbessertes Saatgut, bessere Pflanztechniken, bessere Bewässerung, bessere Düngemittel und bessere Mittel gegen Schädlinge. Hinzu kamen verbesserte Methoden auf allen Verarbeitungsstufen. So werden beispielsweise aus einem Pfund Rohkartoffeln heute mit modernen Maschinen (bessere Schältechnik etc.) 25% mehr Pommes frites erzeugt als vor 25 Jahren. Alle diese Verbesserungen und Fortschritte lassen sich auf einen ursächlichen Nenner bringen, nämlich auf den marktwirtschaftlichen Wettbewerbsprozeß. Konsequent folgert Henderson für die Zukunft: „Die Menschheit wird nur dann verhungern, wenn sie die Märkte nicht frei funktionieren läßt.“

Baader fragt:

Was ist an diesem „System“, das als einziges die Menschheit vor dem Hungertod bewahren kann, unmoralisch?

Gute Frage. Vielleicht gibt die Rinderhaltung mehr Auskunft.

Aus: Roland Baader, „Das Kapital am Pranger. Ein Kompaß duch den politischen Begriffsnebel, Gräfelfing: Resch 2005, S. 87-88; Angaben zu den Einheiten ergänzt. Bild: Van Gogh (Wikimedia Commons).

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Wie Neuseeland Freiheit und Wohlstand wiederherstellte

Empfehlenswerter Film von Johan Norberg über die jüngere Geschichte Neuseelands. Nachdem die Wirtschaft des Inselstaates in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts unter einem Wust von widersinnigen Subventionen, Importbeschränkungen und sonstigen Regulierungen erstickt worden war, zogen sich die Neuseeländer am eigenen Schopf aus dem Morast: durch kluge Wahlentscheidungen, Deregulierung und Eigeninitiative. Ein Lehrstück! Als solches lohnt es nicht zuletzt für schwermütige Kontinentaleuropäer, wiewohl man einwenden mag, daß der Film um knapp 10 Minuten hätte gekürzt werden können.

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Kalifornien vs. Texas

Da ist nicht viel zu erklären: Viele Leute verlassen Kalifornien, weil das progressive Paradies an der Westküste seine Nachteile hat. Nicht nur solche ästhetischer und moralischer Natur, sondern auch solche zählbaren Zuschnitts. Siehe untere Aufstellung für Umsatz-, Körperschafts- und Einkommenssteuer (Screenshot aus dem Film):

So sieht echte Konkurrenz innerhalb eines föderalen Systems aus.

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Martin Rhonheimer über Katholizismus und Liberalismus

Empfehlenswerte Reflexionen auf dem Blog des Austrian Institute von Martin Rhonheimer. Hier ein kurzer Auszug:

Was heißt Armut? Die Armut, die Jesus gepredigt hat, ist eine innere Armut, eine “Armut im Geiste”. Jesus hat nie Menschen kritisiert, weil sie reich waren – im Gegenteil, sein Freund Lazarus war ein vermögender Mann. Die Forderung des Evangeliums ist, dass wir unser Herz nicht an die Dinge dieser Welt hängen und darüber Gott und die Mitmenschen vergessen. In diesem Sinne können auch materiell arme Menschen “reich” sein – etwa weil sie voller Neid oder Ressentiments sind. Reiche, die ihr Vermögen investieren und damit unternehmerisch tätig werden, tun viel für ihre Mitmenschen: Sie schaffen Arbeit für sie, erzeugen Wertschöpfung, technischen und sozialen Fortschritt, erhöhen den Lebensstandard aller. Auch ein kapitalistischer Unternehmer kann “arm im Geiste” sein, wenn er das in der richtigen Absicht tut. 

Bitte lesen Sie den ganzen Text, in dem sich John Locke, Friedrich August von Hayek, Leo XIII., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ein Stelldichein geben.

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Adam Smith: Moralphilosophie und Marktwirtschaft

Eine lohnende Einführung in Leben und Werk von Adam Smith, die deutlich macht, wie sehr Smiths ökonomisches Denken von seiner Moralphilosophie bestimmt und gerechtfertigt wird, sie auf ersteres zurückwirkt, indem sie Tugenden umreißt, ohne die eine freie, auf der Markt- und Unternehmerwirtschaft basierende Gesellschaft nicht zu bestehen mag. Der gut gemachte Film von knapp einer Stunde Dauer räumt mit einigen Klischees über den schottischen Denker und „liberales“ Denken, „gierige“ Bürger usw. auf; schon deshalb empfiehlt er sich. Nach 23 Minuten, 30 Sekunden findet sich ein köstliche Visualisierung dessen, was später Friedrich August von Hayek als The Fatal Conceit bezeichnen wird, die drollige Idee, ein Mensch oder ein Gremium (z.B. in Berlin oder Brüssel) könne planen und ersetzen, was der Markt an Information leistet; nach Minute 36, 10 Sekunden wird verdeutlicht, was Ludwig von Mises als tägliche Volksabstimmung über den Wohlstand der Unternehmer beschreiben wird: unsere Kaufentscheidungen.

Roger Scruton, England: An Elegy
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Roger Scruton, England: An Elegy

Vor einiger Zeit kam ein englischer Bekannter nach Krakau, der auf seiner Insel an einer Universität lehrt. Er ist ein fortschrittlicher Mensch. Obgleich (oder: da) er kein Wort Polnisch versteht, kam er von seinem ersten Bummel durch die ehemalige Hauptstadt Polens mit Entsetzen zurück: er habe, so (in seiner Zunge) wörtlich, einen Aufmarsch von Nazis gesehen. Ich weiß nicht, was er gemeint hat, kann mir auch nicht recht vorstellen, was er gemeint haben könnte. Am Abend des selbigen Tages noch hat er mir in einiger Erregung auseinandergesetzt, aus welchen Gründen die St.-Georgsflagge, das rote Kreuz auf weißem Grund, die Flagge Englands, rassistisch sei…

Der Eifer meines Bekannten würde Roger Scruton zum Beispiel für die Entfremdung der Engländer von ihrem Land gereichen. Das abschließende Kapitel seines Buches England: An Elegy (London 2000) trägt den Titel „The Forbidding of England“; es beklagt, daß englische Studenten im Unterschied zu ihren Kommilitonen aus Wales oder Schottland ohne jede Vertrautheit mit den Helden ihrer eigenen – d.i. englischen (nicht: britischen) – Geschichte und von jeder Kenntnis ihrer eigenen Traditionen unbeleckt an die Universität kämen. „Nelson, to the majority of them, is Nelson Mandela“ (S. 248).

Das England, welches Scruton beschreibt, ist Vergangenheit. Es ist untergegangen, zerrieben von den Kräften gesellschaftlicher Veränderung, in den Orkus befördert nicht zuletzt auch durch einen kräftigen Tritt von Seiten des vereinigten Europas, da – wie Scruton deutlich herausarbeitet – die englische Rechtstradition, das ‚von unten‘ her, aus der Beilegung konkreter Streitfälle erwachsene Common Law, mit der kontinentaleuropäischen Rechtssatzung, die in der Regel ‚von oben‘ und aus Rechtsprinzipien hoher (Vag- und) Allgemeinheit erfolgt, unvereinbar bleibt. Scrutons reichlich zweihundertfünfzig Seiten starker Essay ist, wie sein Autor über das Werk des Komponisten Ralph Vaughan Williams sagt, „a tender appreciation of a doomed experiment in virtue“ (S. 228).

Scrutons Buch zählt zum Schönsten und Traurigsten, was ich in den letzten Jahren gelesen habe. Dabei ist es ganz unsentimental; faktenreich, mit einiger Distanz und Ironie, zuweilen amüsant und bissig geschrieben, empfiehlt es sich zur Einführung in die englische (und britische) Kulturgeschichte. Sofern zugestanden wird, daß das seit einigen Jahrzehnten modische In-Grund-und-Boden-Kritisieren alles Westlichen, Abendländischen, Europäischen oder ‚Weißen‘, mithin Freiheit in Wohlstand Verbürgenden eine allzu einfache, daher wohlfeile und ermüdende Übung sei.

Selbst ein Kontinentaleuropäer, der mit den Engländern wenig am Hut hat oder eher an systematischen Fragen interessiert ist, wird aus diesem Buch manches Erhellende schöpfen können, ex negativo nämlich, über die logischen und praktischen Defizite der eigenen, von keiner vergleichbaren Gnade berührten Rechts- und Staatstradition; vielleicht wird er von hier aus Friedrich August von Hayeks Ausführungen über das Recht im Allgemeinen und das Common Law im Besonderen neu entdecken wollen (vgl. Hayeks, Law, Legislation and Liberty, Band 1). Und dem Liberalismustheoretiker oder Neocon, der Freiheit zu exportieren trachtet, dabei ein wenig „idealistisch“ (vulgo: blauäugig) sein mag, wird deutlich, daß er englische Freiheit alles Erdenkliche darstellen mag, nicht aber – den Normalfall.

„Unplanned“
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„Unplanned“

Der vor kurzem in den Vereinigten Staaten angelaufene Film „Unplanned“ erzählt aus dem Leben von Abby Johnson, die als Direktorin einer PlannedParenthood-Abtreibungsklinik gearbeitet hat, bis sie während eines Schwangerschaftsabbruchs auf dem Computer-Monitor – per Ultraschall – beobachten konnte, was der Absaug-Apparat mit dem ungeborenen Kind tut und wie das Kind auf die Annäherung dieses Apparates reagiert, bevor es in Stücke und aus der Mutter gerissen wird. Seitdem widmet Abby Johnson ihr Leben dem Kampf gegen die Abtreibung.

Bemerkenswert ist nicht nur der Film, sondern auch, wie mit ihm umgegangen wird. Wenn man den Berichten glauben darf, verweigerten bedeutende Medienkonzerne die Lizenz, ihre Musikstücke für den Soundtrack des Films zu gebrauchen. Viele führende Presseorgane ignorierten den Film; Fernsehgesellschaften zeigten keine Werbespots. Der Twitter-Account von „Unplanned“ war zeitweise lahmgelegt, die Follower-Anzahl schlug Kapriolen. Trotzdem verzeichnet der Film an den Kinokassen keine geringen Erfolge.

Ganz gleich, wie man zur Abtreibung steht, läßt sich an dem Gelingen des Filmprojekts „Unplanned“ einiges lernen. Wenn Sie dessen Website näher anschauen, erkennen Sie, daß hier robustes Marketing betrieben wird – robust in dem Sinne nämlich, daß es, nun, Schwierigkeiten mit den großen Internetplattformen aushält. Plakate, Memes, Bilder von Filmszenen und anderes Material sind dort herunterzuladen, ja selbst der Trailer, falls er auf Youtube verschwinden sollte. Beherztes, selbständiges, kluges Handeln lohnt, mehr als das Gejammere über die Gemeinheiten von Big Tech.

Das, liebe Freunde, ist Amerikanismus im besten Sinne!