Theodore Dalrymple (Anthony Daniels): Johann Sebastian Bach als Schutz vor verwahrlosten und gewalttätigen Jugendlichen
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Theodore Dalrymple (Anthony Daniels): Johann Sebastian Bach als Schutz vor verwahrlosten und gewalttätigen Jugendlichen

Einige Passagen aus dem bereits sechs Jahre alten Artikel „When Hooligans Bach Down“ von Theodore Dalrymple, in zuweilen getreuer, zuweilen etwas freierer Übersetzung:

Vor einiger Zeit habe ich in der Zeitung gelesen, wie einige Ladenbesitzer Nordenglands verhindern, daß vor ihren Geschäften verwahrloste und gewalttätige Jugendliche herumlungern, Kunden belästigen, vergraulen oder ausrauben. Sie spielen Bach über Lautsprecher, die vor dem Laden angebracht sind. Das vertreibt die Jugendlichen im Nu; sie fliehen, wie ein Graf Dracula vor Weihwasser, Knoblauchknollen und Kruzifixen die Flucht ergreift.

Es liegt etwas zutiefst Bezeichnendes darin, wenn eine der Perlen abendländischer Kultur, die Musik von Johann Sebastian Bach, dazu gebraucht wird, die jungen Erben ebenjener Kultur davon abzuhalten, Verbrechen zu begehen. Die Barbaren sind nicht mehr vor den Mauern, sie sind längst in der Stadt.

Dalrymple fährt fort:

Das Beispiel der nordenglischen Ladenbesitzer erinnert an eine Geschichte, die der große belgische Sinologe Simon Leys in seiner Essay-Sammlung Le bonheur des petits poissons erzählt. Ley berichtet, wie er in einem Café gesessen habe. Die anderen Gäste plauderten, spielten Karten und tranken etwas. Das Radio gab banale Popmusik und oberflächliche bis dümmliche Kommentare von sich. Plötzlich aber – und ohne einen erkennbaren Grund – übertrug es den ersten Satz von Mozarts Klarinettenquintett und machte aus dem Café „das Vorzimmer zum Paradies“, wie Leys sich ausdrückt. Die Gäste verharrten in allem, was sie taten, as seien sie erschrocken. Dann stand einer von ihnen auf, ging zum Radio und stellte es auf eine andere Station um, die banale Popmusik und oberflächliche bis dümmliche Kommentare brachte. Allgemeine Erleichterung stellte sich ein, als ob die Gäste verspürt hätten, daß die Schönheit und Kultiviertheit der Musik Mozarts einen Tadel bilde, der ihrem Leben gelte und auf den sie keine andere Antwort wüßten, als – Mozart abzuschalten.

Ästhetischer Monismus
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Ästhetischer Monismus

Beispiel 1. Janice Fiamengo:

A teacher can spot them easily in a crowded classroom, even surrounded as they are by the indifferent and the inept: the teachable students. They are the ones who nod at the salient points in the lecture, their eyes brightening with fellow feeling. Not unlike the “remnant” of evangelical theology — the sincere believers who keep the true faith alive while others turn to false gods — the teachable students still believe in ideas, still seek after truth. Most teachers look for them as for a life preserver, their hearts lifting at the first glimpse.

Beispiel 2. Stefan George:

Unlängst erzähltest du vom früheren freund:
Sein helles aug ward matt · sein mund der blühte
Ward saftlos · enge ward die hohe Stirn…
Ich weiss nicht ob du leib ob seele maltest.‹

(Das Neue Reich, „Leib und Seele“. Bild: John Singer Sargent: Vernon Lee.)

Von der Todesverliebtheit linker Intellektueller
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Von der Todesverliebtheit linker Intellektueller

 

Nach Elizabeth Scalia und Andrew Klavan.

Klavan: Sogar als ich noch ein Abtreibungsbefürworter war, schien es mir stets seltsam, weshalb der Schwangerschaftsabbruch auf der Linken wie ein Sakrament behandelt wurde, so sehr im Mittelpunkt des linken Politik-Programms stand. Ich verstehe durchaus, aus welchen Gründen ein Mensch guten Willens für ein Recht auf Abtreibung argumentieren kann; er könnte darauf hinweisen, daß es sich um eine kleine Tragödie zur Verhinderung einer größeren Tragödie handle; er könnte sogar konstatieren, daß – bis zu einem gewissen Zeitpunkt wenigstens – gar kein moralisches Problem vorliege. Wie auch immer. Aber zu sagen, daß ein Schwangerschaftsabbruch eine gute Sache sei? Etwas Positives? Das verstehe ich nicht. […]

Tatsächlich machen einige auf der Linken, besonders der feministisch geprägten Linken, den Eindruck, als würden sie die Vorstellung, ein Kind abzutreiben, jener vorziehen, ein Kind auf die Welt zu bringen. Schauen Sie sich diesen (für mich) schrecklich traurigen Eintrag auf Slate an, „Das Schlimmste, was Du Deiner Mutter angetan hast“ von Rebecca Helm:

An diesem Muttertag möchte ich für etwas um Verzeihung bitten, das wahrscheinlich das Schlimmste ist, was ich meiner Mutter jemals angetan habe. Auch Sie haben es Ihrer Mutter angetan. Liebe Mutter: Es tut mir sehr leid. Es tut mir leid, Dich manipuliert, von Dir gestohlen, Dein Kreislaufsystem kontrolliert und einen Teil Deines Leibs verbraucht zu haben. Wie jeder andere Mensch, der lebt, habe ich all das getan, noch ehe ich geboren wurde…

Wirklich?

Mehr lesen „Von der Todesverliebtheit linker Intellektueller“
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Vom Niedergang Frankreichs

Wenn die Melkkühe weglaufen, ist das „unsozial“, oder habe ich da etwas falsch verstanden?

Verarmung ist das Eine. Anderes der kulturelle Preis, der zu zahlen sein wird. Leistungsträger sind nicht zuletzt deshalb Leistungsträger geworden, weil ihnen ihre Familien bestimmte Tugenden vermittelt haben. „Kinderstube“, Takt und die Fertigkeit, mit Messer und Gabel zu essen, ein geistreiches Gespräch zu führen, nicht langweilig zu sein — all das sind seltene Güter, die keineswegs trivialer Natur sind, geschweige denn von Oberflächlichkeit zeugen. Sie helfen dabei, an eine Bestimmung des Menschen zu glauben, die über Gegröhle, Gekeife und Gejammer hinausgehe. Und schaffen, wenn die Umstände darnach sind, Abertausende Arbeitsplätze. Mit anderen Worten: „Kinderstube“ und alles, was dazugehört, braut keine Super-Ingenieure. Aber sie hilft ihnen zu gedeihen, wo sie keimen.

Wer soll dergleichen in der schönen neuen Jakobinerwelt François Hollandes und seiner Wählerschaft leisten? Wie? Die importierten Neu-Franzosen lassen nicht in allen Fällen darauf hoffen. Zumal viele von ihnen andere Prioritäten zu haben scheinen.

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Die Stimmenpumpe

Vor einiger Zeit bin ich mit einem guten Freund durch ein Städtchen in Südwestdeutschland geschlendert. Er wollte sich durchaus nicht von meiner Ansicht überzeugen lassen, daß der Sozialstaat, wie er derzeit besteht, (1) überflüssig, (2) schädlich und (3) unmoralisch sei…

Transkript hier.

Die Schafe in den Straßen Londons

Die Schafe in den Straßen Londons

 

Lee Rigby, R.I.P.

Sie erinnern sich an diesen alten Greenpeace-Slogan? Er zierte dereinst jedes dreißigste Fahrzeug in der (alten) Bundesrepublik Deutschland, Türen, Einrichtungsgegenstände, Textilien usw. Sein Gehalt indianischer Weisheit war nicht diskutierbar. Jedenfalls habe ich nicht erlebt, daß er angezweifelt worden wäre. (Dabei waren wir so stolz, „kritisch“ zu sein. Drollig, nicht wahr?)

Erst wenn der letzte Baum gerodet, 
der letzte Fluss vergiftet,
der letzte Fisch gefangen wird,
werdet ihr feststellen, daß man Geld nicht essen kann.

Nachdem am 22. Mai 2013 der britische Soldat Lee Rigby ermordet worden war, machten einige amerikanische Kommentatoren auf etwas aufmerksam, das in der europäischen Diskussion, wie diese Morde zu „interpretieren“ seien, unterzugehen droht(e). Sie vermerkten mit Bestürzung, daß alle dort anwesenden, einige Dutzend Schritte entfernt stehenden Männer nichts getan hatten, um Rigby zu retten. Kein Mann schritt ein. Deshalb verdienten jene (männlichen) Briten es, so eine der Stimmen aus den Vereinigten Staaten, als „Schafe in den Straßen Londons“ bezeichnet zu werden.

Es geht mir nicht um Briten-Bashing, denn ich mag das Land und sehe dessen Niedergang mit Bedauern. Ich möchte das Augenmerk auf etwas anderes lenken: Das Gesetz der unintendierten (ungeahnten und/oder ungewollten) Folgen menschlichen Handelns.

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„Das ist rassistisch!“
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„Das ist rassistisch!“

Das ist rassistisch!“ – „Das ist chauvinistisch!“ – „Das ist…“ was auch immer, auf jeden Fall ganz, ganz verdorben. Nun gibt es – zweifellos! – Rassisten, Chauvinisten usf. Manchmal sind solche Vorwürfe am Platze. In vielen Fällen aber auch nicht. Dann nämlich, wenn ein Irrtum auf Seiten desjenigen vorliegt, der den Anwurf äußert, oder wenn die Unterstellung aus taktischen Motiven vorgebracht wird, sie den also Geziehenen einschüchtern, verwirren, zum Schweigen bringen soll. Die Angelsachsen nennen das „bullying“.

Wie kann man unterscheiden, ob ein Rassismus- oder Chauvinismus-Vorwurf angemessen sei?

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