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Von der Todesverliebtheit linker Intellektueller

 

Nach Elizabeth Scalia und Andrew Klavan.

Klavan: Sogar als ich noch ein Abtreibungsbefürworter war, schien es mir stets seltsam, weshalb der Schwangerschaftsabbruch auf der Linken wie ein Sakrament behandelt wurde, so sehr im Mittelpunkt des linken Politik-Programms stand. Ich verstehe durchaus, aus welchen Gründen ein Mensch guten Willens für ein Recht auf Abtreibung argumentieren kann; er könnte darauf hinweisen, daß es sich um eine kleine Tragödie zur Verhinderung einer größeren Tragödie handle; er könnte sogar konstatieren, daß – bis zu einem gewissen Zeitpunkt wenigstens – gar kein moralisches Problem vorliege. Wie auch immer. Aber zu sagen, daß ein Schwangerschaftsabbruch eine gute Sache sei? Etwas Positives? Das verstehe ich nicht. […]

Tatsächlich machen einige auf der Linken, besonders der feministisch geprägten Linken, den Eindruck, als würden sie die Vorstellung, ein Kind abzutreiben, jener vorziehen, ein Kind auf die Welt zu bringen. Schauen Sie sich diesen (für mich) schrecklich traurigen Eintrag auf Slate an, „Das Schlimmste, was Du Deiner Mutter angetan hast“ von Rebecca Helm:

An diesem Muttertag möchte ich für etwas um Verzeihung bitten, das wahrscheinlich das Schlimmste ist, was ich meiner Mutter jemals angetan habe. Auch Sie haben es Ihrer Mutter angetan. Liebe Mutter: Es tut mir sehr leid. Es tut mir leid, Dich manipuliert, von Dir gestohlen, Dein Kreislaufsystem kontrolliert und einen Teil Deines Leibs verbraucht zu haben. Wie jeder andere Mensch, der lebt, habe ich all das getan, noch ehe ich geboren wurde…

Wirklich?

Sehr beeindruckend! Sie bitten Ihrer Empfängnis wegen um Verzeihung? Ihrer Geburt wegen? Meinen Sie, Ihre Mutter wolle eine solche Entschuldigung? Glauben Sie, sie wolle, daß Sie sich schuldig fühlen, weil sie Sie zur Welt gebracht hat?

Oder nehmen Sie die gleichermaßen bedauernswerte Emily Letts, die eine Videoaufzeichnung machen ließ, als an ihr selbst ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen wurde. Sie sagte, es sei „so geburtsartig gewesen, wie es nur sein könne“, „eine besondere Erinnerung“ und daß sie sich freue, „wie positiv es gewesen“ sei. Natürlich darf man davon ausgehen, daß sie in einigen Jahren Memoiren schreiben wird, in denen sie ausführt, wie furchtbar es gewesen sei, wie sie sich selbst betrogen und später erst zu klarem Verstand zurückgefunden und verstanden habe, daß bla-bla-bla. Aber in der Zwischenzeit wird sie andere mit ihrem selbstbetrügerischen Beispiel zu Schlechtem veranlaßt haben.

Die katholische Bloggerin Elisabeth Scalia setzt einem äußerst einsichtsvollen Artikel ein Photo aus einem Video mit Emily Letts voran. Es zeigt Letts‘ Antlitz, als sie einen Monat nach der Operation ihr Hohelied auf die Abtreibung sang. Scalia:

Wenn Sie sich von dem, was ihr Mund äußert, ablenken lassen, übersehen Sie alles, was ihr Gesicht ausdrückt; letzteres erst erzählt die ganze und eine ganz andere Geschichte. Sehen Sie sich Emily einen Monat nach dem Schwangerschaftsabbruch […] an. Es ist kein Licht mehr in ihren Augen. Nun zeigt sich überdeutlich und in schier atemberaubenden Maße, daß ihr Kopf voller politisch korrekter Ideologeme nur scheinbar unabhängig von jenen Instinkten entscheiden konnte, die wir im Herzen anzusiedeln pflegen. Dazu die Schatten, der melancholische Ton, der Mangel an Lebenslust. Eine Katastrophe. Ob sie sich dessen bewußt ist oder nicht, Emily Letts ist eine Mutter, die ihr verstorbenes Kind betrauert.

Das fragliche Video hat den ersten Platz im Wettbewerb um das beste Video gegen Vorverurteilungen (Stigma Busting Video Competition) gewonnen. Ehrlich gesagt, wenn ich als junge Frau, die überlegt, ob sie eine Abtreibung vornehmen läßt, diesen Film sehen würde, würde mir ein Blick auf diese von Entsetzen heimgesuchten Augen, dieses schöne, von Trauer gezeichnete Antlitz und diesen wie betäubt wirkenden, leeren Ton genügen, um mich zur nächsten kirchlichen Beratungsstelle rennen zu lassen, wo mir Hilfe zuteil werden wird, um mein Kind austragen zu können.

Mein Herz bricht, wenn ich an diese junge Frau und ihr Ungeborenes denke. Beide sind Opfer einer eingängigen Rhetorik voller Unwahrheiten und der Banalität des wirklich Bösen. Die junge Frau braucht unsere Gebete und unsere ehrliche, von ganzem Herzen kommende Unterstützung. […] Ihr Geist wird von abgestandenen Flachheiten beherrscht – und findet sich plötzlich im Krieg mit ihrem Herzen, das sagt: Gebein von meinem Gebein, Fleisch von meinem Fleische, mein Kind, mein Herz, ich selbst.

Genau.

Es wirkt, als sei Helm und Letts, diesen armen Frauen, nichts mehr in ihrem Leben geblieben als ein alles durchdringendes universalisiertes Schuldgefühl, nachdem sie die christliche Lehre von Erbsünde und Vergebung aufgegeben haben. Dieses Schuldgefühl treibt sie in einen Haß wider die eigene Person und das Leben selbst. Vielleicht ist diese Einschätzung unangemessen. Ich kenne die Damen nicht. Gleichwohl scheint der Haß auf das Leben – Menschenhaß, Selbsthaß und zuletzt Haß auf Gott – sehr weite Bereiche der radikalen Linken zu durchdringen, den Feminismus und Marxismus mit ihrem Ekel vor der menschlichen Natur, den Ökologismus mit seiner Erhöhung des Grünzeugs über die Menschheit, radikale Gruppen wie PETA, die die Tierliebe über die Nächstenliebe erheben, das verschwitzte Pochen auf Selbstachtung und ein gutes Selbstverhältnis, das Loben, Loben, Loben für nichts, nichts und wieder nichts, das unablässige Bedürfnis, seinen Opponenten als von tiefem Haß erfüllt zu beschreiben, – und schließlich den Schwangerschaftsabbruch als etwas zu Begrüßendes. All das schmeckt nach Selbsthaß, nicht wahr? Todesverliebtheit, statt Liebe zum Leben.

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Übersetzt und montiert nach Elizabeth Scalia, „Belying Emily Letts‘ „good abortion“ Words: Her Eyes“, und Andrew Klavan, „Death vs. Life“.