Tegel
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Tegel

Der Flughafen Berlin-Tegel bekommt bei Nicolaus Fest sein wohlverdientes Fett ab:

Berlin-Tegel. Wie immer, egal ob man aus Doha, Bangkok, New York, London oder Istanbul einfliegt, der Eindruck verhockter Provinzialität. Dort großzügige Tempel der Globalisierung, hier DDR-Charme: Zerschlissene Vorhänge, an den niedrigen Decken verschmutzte Stahllochplatten, kaltes Neonlicht. So präsentiert sich der Flughafen der Hauptstadt. Auch die Organisation rückständig: Der Flieger einer dieser Airbusse mit 40 oder mehr Reihen, bei der Landung erleidet eine Frau einen Schwächeanfall. Trotz einer Position auf dem Außenfeld erhält nur der vordere Ausstieg eine Treppe. So dauert es mehr als 20 Minuten, bis so viele Passagiere das Flugzeug verlassen haben, dass ein Ärzteteam zu der Frau vorstoßen kann – ein handfester Skandal. Endlich, nach weiteren 10 Minuten, ist die zweite Treppe für den hinteren Ausstieg da – die dann immerhin noch von einem (!) Passagier genutzt wird.

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Karl Popper, aus „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“

Karl Popper, aus „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“

Wir können niemals zur angeblichen Unschuld und Schönheit der geschlossenen Gesellschaft zurückkehren. Je mehr wir versuchen, zum heroischen Zeitalter der Stammesgemeinschaft zurückzukehren, desto sicherer landen wir bei Inquisition, Geheimpolizei und einem romantisierten Gangstertum.

Karl R. Popper
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Glaube, Vertrauen und Wohlstandserwerb

David P. Goldman (Spengler) mit faszinierenden Bemerkungen über den Glauben und das Vertrauen als Bedingungen für den modernen Kapitalismus. Adam Smith‘ unsichtbare Hand ist nicht genug, so Goldman, denn „Kredit“ kommt von „credere“:

Nowhere in the pagan world […] do we meet a God who offers his laws (the Torah) to a people, as YHWH did at Mount Sinai, and ask that people’s free assent to accept these laws. […] That is the origin of faith, emunah in Hebrew, meaning loyalty as well as belief.

Gläubig zu sein, heißt: sein Wort halten. Und zwar auch jenseits der Bande von Familie und Freundschaft, Dorf und Volk:

That is the Jewish genius: to be able to inspire faith (or what is usually called “confidence” in markets) to make possible long-term investments in capital markets involving millions of participants. The investors in a bond or stock issue are not linked by ties of family or personal loyalty, but rather by contract, law and custom. Their obligations extend beyond the ancient loyalties of family and clan. That may seem obvious on first reflection. But most countries in the world lack functioning capital markets, because faith is absent. […] In backward countries, trust is inconceivable outside the narrow circle of blood relations. Firms remain small because trust is restricted to family members.

Kapitalismus (wenn denn dieses Wort gebraucht werden muß) funktioniert also am besten dort, wo Glaube Vertrauen stiftet, nicht aber dort, wo  – wie manches Klischee will –  mit dem Glauben das Vertrauen schwindet.

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Stefan George und Wilhelm Röpke über – und gegen – die Massengesellschaft

Studia Neofilologiczne, X (2014), S. 35-52 (PDF)

Stefan George (1868-1933) führte verbalen „Krieg gegen das zur Masse gewordene Volk“[1]. Viele Gedichte namentlich des Spätwerks zeugen von seinem Widerwillen gegen die Großstadt und deren Einwohnerschaft; hinzu kommen einschlägige Äußerungen in Briefen und Gesprächen, soweit letztere von der Erinnerungsliteratur überliefert werden. Auch der Nationalökonom Wilhelm Röpke (1899-1966), dessen bekannteste Schriften – Die Gesellschaftskrisis der Gegenwart und Jenseits von Angebot und Nachfrage – über die Grenzen der Wirtschaftstheorie hinaus weit in die kultur- und staatsphilosophische Reflexion reichen, war der Massengesellschaft abhold. Wo zwei so unterschiedliche Persönlichkeiten den Griffel über ein- und dasselbe Problem führen, wird es interessant sein zu sehen, wie sich deren Bestandsaufnahmen und Therapie-Vorschläge gegeneinander verhalten. Ebendies soll im Folgenden geschehen.

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