Weshalb mögen Linke keine Automobile?
|

Weshalb mögen Linke keine Automobile?

Karl Popper gibt die Antwort:

Die ersten Eisenbahnen waren […] motorisierte Postkutschen für Personen mit ihrem Gepäck – nicht Güterwagen, sondern Personenwagen kamen zuerst. Sie entsprachen einem persönlichen Bedürfnis zu reisen – hauptsächlich, seine Angehörigen und Freunde zu sehen. Und dasselbe gilt für den Kraftwagen, zum Beispiel auch für das revolutionäre Modell T, das die ganzen Vereinigten Staaten revolutionierte, das dem amerikanischen Menschen eine neue Lebensweise nicht nur ermöglichte oder anbot, sondern geradezu schenkte. Die Revolution war eine geistige Revolution. Sie führte zu einem neuen Weitblick und zu einer neuen Geisteshaltung, revolutionärer, als man es von einer Veränderung der Lebensweise hätte erwarten können. Es war, in der Tat, eine allgemeine Befreiung von unbewußten Banden.

Genau diese Befreiung gönnt man Ihnen nicht. Es kann ja gar nicht sein, sagt sich der verklemmte Intellektuelle, der sein kleines bißchen Geist mit lauter halbverstandenen Büchern zugeschüttet hat, oder ein sonstwie im Sinne Nietzsches Mißlungener, mit bösen, bösen Werttäuschungen à la Scheler Geschlagener, daß XY von nebenan, der es wagt, fröhlich und unbekümmert zu sein, ja vielleicht sogar besser an seinem, denn wir plantschen in Stereotypen, schwarzen oder auch weißen BMW herumzuschrauben versteht, und einfach so übers Land braust, die rechte Hand auf dem linken Knie seiner wohlgestalten Beifahrerin. Da muß dringend eine Klimakatastrophe her, wenigstens aber deren unmittelbare, jeglicher Diskussion enthobene Drohung, um solche Unverschämtheit ein für allemal zu verbieten… Blicke man nicht mit spätmoderner Arroganz auf die Bußprediger der frühen Neuzeit, die das sich nach der mittelalterlichen Wärmeperiode verschlechternde Wetter durch allerlei Kasteiungen, der sich natürlich die Bepredigten heftiger als der Prediger zu unterziehen haben, zum Besseren, in jenem Falle bemerkenswerterweise: Wärmeren, wenden wollten.

(Quelle: Karl Popper, Alles Leben ist Problemlösen. Über Erkenntnis, Geschichte und Politik, München u. Zürich 1995, S. 262-263. Beitragsbild: Winter in Südpolen 1962, PAUart. Utwór w domenie publicznej.)

|

Ein erstaunlicher Bericht über Tammy Petersons Gebrauch des Rosenkranzes

Tammy Peterson, die Gemahlin von Jordan Peterson, wurde während ihrer schweren und aller Wahrscheinlichkeit nach tödlichen Krebserkrankung von einer Freundin mit einem Rosenkranz beschenkt und in die Praxis des Rosenkranz-Gebets eingeführt. Alles Weitere finden Sie hier; nützlich auch für eingefleischte Zyniker, sofern die Bereitschaft vorausgesetzt werden darf, genau zuzuhören.

Gorch Fock: Von der Sorge der Seefischerfrauen
|

Gorch Fock: Von der Sorge der Seefischerfrauen

Bei der Lautfolge „Gorch Fock“ kommt zumeist das bundesdeutsche Segelschulschiff in den Sinn. Es trägt den Künstlernamen eines deutschen Schriftstellers, der eigentlich Johann Kinau hieß (1880-1916). Lassen Sie uns doch einmal in seinen bekanntesten Roman hineinschauen, der 1913 unter dem Titel „Seefahrt ist not!“erschienen ist:

Da saß sie nun in ihrem Glück, um das die ganze, arme Heide sie beneidete, war eine große Seefischerfrau mit Haus und Hof und Deich, der jede Reise die Hundertmarkscheine auf den Tisch flogen […].

Wie wichtig sie es in der Dönß hatten! Als wenn sie sie gar nicht vermißten! Wie sie lachten, Klaus Mewes am lautesten!

Dieses Lachen hatte es ihr angetan, als er um sie geworben hatte, denn so hatte sie noch niemals jemand lachen gehört! Das hatte sie in seine Arme gedrängt, hatte sie von der Geest in die Marsch gelockt, von dem Heidehof in das Fischerhaus, und hatte sie nicht an die Not und Schwere des Seefischerlebens denken lassen. Vergessen war es gewesen, was sie gehört und gelesen hatte von Sturm und Untergang: wo einer so lachen konnte, da konnte weder Unglück noch Gefahr sein, hatte sie gemeint, als Klaus sie freite.

Er lachte noch just so wie damals, er hatte es noch nicht verlernt, aber sie konnte es jetzt nicht mehr ohne Schmerz hören, es schnitt ihr ins Herz, wenn sie an das Finkenwärder Elend, an die Witwen und Waisen, an all die Tränen und unruhigen Stunden dachte, es kam ihr wie ein Frevel, wie eine Sünde vor. Daß er so verwegen war, machte ihr das Herz noch schwerer, und eine trübe Ahnung früher Witwenschaft hing ewig wie ein dunkles Gewölk über ihrem Leben.

Gar nicht schlecht, oder? Deutlich herausgearbeitet wird das Weiterbestehen heidnischer Furcht unter dem Firnis des Christentums – der naturmagische Gedanke, freudiges Selbstbewußtsein, Verwegenheit und Lachen, könne Götter oder Dämonen reizen, den Sterblichen zu vernichten. Das erinnert natürlich an Thomas Manns Befund von der „spät und oberflächlich christianisierten Sphäre“. Er galt Theodor Storms Heimat, also einem gut 150 Kilometer nordnordwestlich von Finkenwerder, dem Schauplatz der zitierten Szene, gelegenen Landstrich. Klaus Barz zitiert Manns Wort in seinem Buch „Der wahre Schimmelreiter. Die Geschichte einer Landschaft und ihres Dichters Theodor Storm“ (1985) gleich zweimal, auf Seite 56 und Seite 76. Ist das schon Tourismus-Marketing?

Wie dem auch sei. Der bloß oberflächlich christianisierte Bereich reicht weiter nach Süden, als man (und Mann) meint. Weshalb ist das relevant? Weil, wie der Soziologe Helmut Schoeck unterstreicht, die christliche Religion „etwas völlig Neues in der Geschichte der Menschheit“ war; der Gott des neuen Bundes war – und ist – kein „Wesen […], das seinen Kindern irgendwelche Freuden, auch die unverdienten, mißgönnt.“ Folglich bildet Klaus Mewes‘ freudige Verwegenheit nichts, was den Christengott verstimmt, und seine Frau sorgt sich aus schlechten, da in unterschwellig-unerkanntem Heidentum verharrenden Gründen.

(Nachweise: Das Kinau-Zitat findet sich auf 23-25 der Ausgabe von 1927. Schoecks Bemerkungen entstammen zwei Büchern; seiner großen Monographie Der Neid. Eine Theorie der Gesellschaft, Freiburg im Breisgau 1966, S. 142-143, sowie dem Band Der Arzt zwischen Politik und Patient, Wiesbaden 1983, S. 68. Verlagsort von Barz‘ 1985 publizierten Buch ist Frankfurt am Main. Beitragsbild: Charles A. Platt, Fischerboote (Fishing Boats), etwa 1881. National Gallery of Art (USA), gemeinfrei. )

„Auf das Reich Gottes!“

„Auf das Reich Gottes!“

Der evangelische Theologe Jochen Teuffel präsentiert auf seinem sehr interessanten Blog einen Vortrag des Dominikaners Timothy Radcliffe. Radcliffe berichtet von einem weiteren Dominikaner namens Gervase Mathew, einem Dozenten in Oxford, der mit J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis befreundet war:

Als er im Sterben lag, rief er mich an sein Bett und schickte mich los, um ein paar Flaschen Bier zu kaufen. Ich ging hin und holte sie, weinend. Gervase hob seine Flasche an und sagte: „Auf das Reich Gottes.“ Eine vorbeigehende Krankenschwester sagte: „Pater Gervase, Sie wissen doch, dass Sie zu Ihren Tabletten nicht trinken dürfen?“ Er antwortete: „Seien Sie nicht so ein altes dummes Ding. Ich werde morgen früh sterben.“

(Bild: Pixabay.)

Vom Ende der Impf-Apartheid in Kanada
|

Vom Ende der Impf-Apartheid in Kanada

Im sehr lesenswerten Crisis Magazine, einer katholischen Online-Zeitschrift, bemerkt Kennedy Hall über den derzeit (noch) regierenden Sproß der Trudeau-Dynastie, Justin Trudeau und dessen Politik:

He is a joke, and the world knows it. And, the sick joke of vaccine segregation is finally done in this beautiful frozen land. There are a few regional battles to win, and the courts are in for an endless barrage of vaccine-segregation cases that keep mounting—cases that are being won by the good guys, I might add. But his reign of terror has taken a mortal blow […].

(Er ist ein Witz, und die Welt weiß es. Und der schlechte Scherz der Impf-Apartheid ist endlich vorüber in unserem schönen schnee- und eisbedeckten Land. Es gibt noch einige regionale Schlachten zu gewinnen und die Gerichte erwarten ein Trommelfeuer von immer neuen Fällen, in denen es um Impf-Apartheid geht, aber diese Fälle werden von den Guten gewonnen werden, dessen bin ich sicher. Trudeaus Schreckensherrschaft hat einen entscheidenden Schlag einstecken müssen.)

Hall fährt fort, indem er den langen Atem seiner Landsleute lobt und nicht versäumt, den Quell ihrer Kraft zu benennen:

Mr. Trudeau, you believed that you won, but you have not. We held out. We protested, and we prayed. We honked, we sang, and we gladly occupied your fallen capital during those halcyon days of the Freedom Convoy. No amount of Mounty horses stomping on grandmas with freedom in their veins could stop the beating heart of old-stock Canadians who knew they would just have to wait for the nation and the world to watch as you made an unmitigated mockery of yourself.

(Herr Trudeau, Sie glaubten, gewonnen zu haben. Aber Sie haben nicht gewonnen. Wir haben durchgehalten. Wir haben protestiert, und wir haben gebetet. Wir haben gehupt, gesungen, und wir haben voller Freude unsere gefallene Hauptstadt besetzt in jenen herrlichen Tagen des Freedom Convoy, der Trucker-Proteste. Keine noch so große Anzahl berittener Polizisten, die mit ihren Pferden freiheitsliebende Großmütter niedertrampeln, konnte die heiße Zuversicht von Kanadiern alter Schule löschen, daß man bloß zu warten habe, bis Sie sich vor unserer Nation und der Welt zum Gespött machen.)

Gut, daß sich hier einiges rücksortiert – dorthin nämlich, wohin es gehört. Wie erschütternd war es zu beobachten, daß führende Länder des Commonwealth, also Staaten, die ihrer Rechtstradition nach erwarten ließen, ein Hort der Freiheit zu sein, in einen freiheitsverachtenden Kollektivismus verfielen, um das Coronavirus zu bekämpfen.

(Bild: Landschaft in Quebec, Kanada. Alain Audet, Pixabay.)