Unvereinbares unvereinbar nennen
Der nächste tapfere Kirchenmann: Pfarrer Edward Meeks geht am 11. Oktober der Frage nach, ob Katholiken für Joseph „Joe“ Biden stimmen können. Unprätentiös, klar und deutlich, mutig. Ein Vorbild!
Der nächste tapfere Kirchenmann: Pfarrer Edward Meeks geht am 11. Oktober der Frage nach, ob Katholiken für Joseph „Joe“ Biden stimmen können. Unprätentiös, klar und deutlich, mutig. Ein Vorbild!
Wie es klingt, wenn ein (katholischer) Bischof sich auf seine Kernaufgabe konzentriert und die Moden seiner Zeit dort läßt, wo sie hingehören, finden Sie hier – in einem Lehrschreiben von Thomas J. Olmsted, dem Bischof von Phoenix, Arizona. In mehr als einer Hinsicht wohltuend!
Am 21. März 2020 verstarb in Warschau der röm.-kath. Priester Piotr Pawlukiewicz, ein polenweit bekannter und beliebter Prediger und Redner, Verfasser einiger Bücher. Ich kenne ein-zwei Dutzend der vielen, vielen Predigten und Vorträge Pawlukiewiczens, die (in polnischer Sprache) auf Youtube zu finden sind und Abertausende Views gesammelt haben. Jeder dieser Filme, den ich gehört habe – denn natürlich geht’s um die Tonspur -, war ein Gewinn.
Wenn man über die Gründe des Erfolgs nachdenkt, dessen sich Pawlukiewicz erfreuen durfte, fällt eine Ähnlichkeit auf: Sein Stil gleicht jenem Jordan Petersons, womit hier auch der Peterson der Vorlesungsmitschnitte, der Peterson vor dem Bestseller-Autor gemeint ist. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß der Eine den Anderen, der Andere den Einen imitiert habe oder die Unterschiede zwischen Theologie und Psychologie vernachlässigenswert seien. Es geht um pure Koinzidenz, die gleichwohl auf Bemerkenswertes stößt.
Zum einen der – scheinbare! – Impromptu-Charakter des Vortrages selbst. Beide Redner sprechen frei, lesen nicht ab; Anekdoten und persönliche Reminiszenzen sorgen für Authentizität, während der gehörige Abstand zu sich selbst und Ironie Sentimentalität und Selbstverliebtheit verhindern. Wiewohl beide Redner unmittelbaren Kontakt zu Ihren Adressen herstellen, diese auch ansprechen, hat man den Eindruck, beiden Rednern beim Verfertigen und Vervollkommnen ihrer Gedanken zuzuhören, ihnen bei diesem Tun gleichsam über die Schulter zu blicken. Dieser Blick in die „Werkstatt“ ist von großem Reiz. Eine während des Vortrags, mit dem Vortrag wachsende Rede lebt; sie hat nichts elend Langweiliges. Soviel zum Äußeren.
Zum anderen, und das ist das Wichtigere, vermeiden beide Redner eines: die Trivialisierung, ja Verniedlichung dessen, wovon sie sprechen. Sie heben hervor, daß sie von bedeutenden Herausforderungen berichten, die bestanden sein wollen. Und bestanden werden müssen, sofern nicht diejenigen, an die sie sich wenden, ihr Leben in lauwarmer Gleichgültigkeit ertränken wollen.
WeiterEmpfehlenswerte Reflexionen auf dem Blog des Austrian Institute von Martin Rhonheimer. Hier ein kurzer Auszug:
Was heißt Armut? Die Armut, die Jesus gepredigt hat, ist eine innere Armut, eine “Armut im Geiste”. Jesus hat nie Menschen kritisiert, weil sie reich waren – im Gegenteil, sein Freund Lazarus war ein vermögender Mann. Die Forderung des Evangeliums ist, dass wir unser Herz nicht an die Dinge dieser Welt hängen und darüber Gott und die Mitmenschen vergessen. In diesem Sinne können auch materiell arme Menschen “reich” sein – etwa weil sie voller Neid oder Ressentiments sind. Reiche, die ihr Vermögen investieren und damit unternehmerisch tätig werden, tun viel für ihre Mitmenschen: Sie schaffen Arbeit für sie, erzeugen Wertschöpfung, technischen und sozialen Fortschritt, erhöhen den Lebensstandard aller. Auch ein kapitalistischer Unternehmer kann “arm im Geiste” sein, wenn er das in der richtigen Absicht tut.
Bitte lesen Sie den ganzen Text, in dem sich John Locke, Friedrich August von Hayek, Leo XIII., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ein Stelldichein geben.
Interessanter Vortrag des unlängst verstorbenen Sir Roger Scruton über das Sakrale. Die Anlage des Vortrags verdient Augenmerk, weil sie vordergründig mißlungen wirken könnte. Sir Roger vollzieht die Grenzen des naturwissenschaftlich-säkular geprägten Weltbilds nach, bestimmt den Raum des Sakralen und beschreibt die Pforten, durch die das Sakrale – bestimmt u.a. als das Desekrierbare – auf uns wirkt. Aus katholischer Perspektive wäre einzuwenden, daß der Philosoph über neun Zehntel seines Vortrags bloß Fast-Sakrales bespricht, gleichsam vor der Schwelle des Eigentlichen tändelt. Darin aber liegt die Pointe dessen, was Scruton ausführt; Sir Roger zeigt in sehr zivilisierter, gleichwohl deutlicher Weise, daß der Gläubige das Sakrale genau deshalb erhält, weil er es als Inhalt seines Glaubens der Welt aufpfropft, einem Philosoph dergleichen jedoch als Verstoß gegen die Regeln seines Handwerks, eine petitio principii aufstoßen muß. Und daß bereits diesseits des Sprungs in den Glauben das Sakrale aufzufinden sei.
Get woke, go broke – etwa: „Komm politisch auf Linie und geh pleite!“ oder „Werd‘ zum radikalen Fortschrittler und sieh, wie Dein Leben den Bach runter geht!“ – bezeichnet nichts Neues (und läßt sich nicht nur auf Geschäftliches anwenden). Die Sache ist schon im Alten Testament zu finden, zuzüglich des Hinweises, daß dazu noch selbstverschuldete Einsamkeit als Dreingabe geliefert werde. Hier also Jesaja 48, 17-19; als guter Proporz-Denker liefere ich erst die katholische Einheitsübersetzung, dann für unsere protestantischen Freunde eine neuere Lutherübersetzung:
17 So spricht der HERR, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt, was Nutzen bringt, und der dich auf den Weg führt, den du gehen sollst. 18 Hättest du doch auf meine Gebote geachtet! Dein Heil wäre wie ein Strom und deine Gerechtigkeit wie die Wogen des Meeres. 19 Deine Nachkommen wären wie der Sand und die Sprösslinge deines Leibes wie seine Körner. Ihr Name wäre in meinen Augen nicht getilgt und gelöscht.
(Einheitsübersetzung)
17 So spricht der HERR, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin der HERR, dein Gott, der dich lehrt, was dir hilft, und dich leitet auf dem Wege, den du gehst. 18 O dass du auf meine Gebote gemerkt hättest, so würde dein Friede sein wie ein Wasserstrom und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen. 19 Deine Kinder würden zahlreich sein wie Sand und deine Nachkommen wie Sandkörner. Ihr Name würde nicht ausgerottet und nicht vertilgt werden vor mir.
(Luther)
(Bild: Pixabay.)
Außerordentlich hörenswerte Bemerkungen von Rabbi Sir Jonathan Sacks über die grassierende „Cancel Culture“, das Zur-Strecke-Bringen tüchtiger Leute für Kleinig- und Nichtigkeiten, die teils weit zurückliegen, über den Zusammenhang von menschlicher Freiheit und Vergebung. Brillant ausgeführt, knapp und humorvoll, mit angemessener Schärfe, erstaunlich in seiner Tiefe – vom Banal-Politischen bis ins Religiöse (und Religiös-Existentielle) reichend. In englischer Sprache, von einer Viertelstunde Länge.
Empfehlenswerter Dokumentarfilm von einer Stunde Länge über Leben und Werk von John Henry – später Kardinal – Newman, erzählt von dem US-amerikanischen Bischof Robert Barron. Der erste Teil des Films behandelt Newmans Leben vor und nach seiner Konversion vom Anglikanismus zum Katholizismus; der zweite Teil bespricht einige wichtige Werke Newmans.
Anrührend ist, daß der Film zwei Opfer herausarbeitet, die Newman auf seinem Wege gebracht hat. Beide Opfer dürften auch dem religiös Unmusikalischen verständlich sein, eine Saite in ihm zum Klingen bringen.
Das eine Opfer Newmans bestand im Verzicht auf ein Leben in Oxford, als Professor der Oxforder Universität und unter Oxforder Akademikern, da dergleichen als Abtrünniger vom Anglikanismus damals nicht mehr möglich war. Ein jeder, der seine Nase in Dutzende stockfleckiger Bücher gesteckt hat, um Halb- oder vielleicht auch Dreiviertelverstandenes zu exzerpieren, kann ermessen, was für ein gewaltiges Opfer das gewesen sein muß!
Und hier das zweite Opfer: Als Anglikaner war Newman ein gesuchter Prediger in gerammelt voller Kirche, dessen Predigten von gewaltiger Länge als Meisterwerke angesehen wurden. Als katholischer Geistlicher gab es dergleichen Gelegenheit nicht mehr; zehn Minuten für die Predigt, das war’s damals.
Update: Der vollständige Film ist inzwischen nicht mehr unentgeltlich zugänglich. Oben findet sich ein Auszug.