Political Correctness

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    Haß auf das Eigene, nicht Menschenliebe

    Eine bemerkenswerte Passage in Markus Vahlefelds Mal eben kurz die Welt retten (Köln 2017, S. 50):

    Ob es nun Ho Chi Minh, Fidel Castro oder Che Guevara war, die Ikonen der Linken waren immer ausgemachte Mörder, denen man mit Hochachtung und Respekt begegnete, während im gleichen Atemzug die Mörder aus dem eigenen Kulturkreis in Grund und Boden verdammt wurden. Nicht der Ekel vor dem Morden, sondern der Ekel vor dem Eigenen und die Anbetung des Fremden hat sich bis heute erhalten und wird von den Linken weiterhin perpetuiert.

    Da ist was dran. Ernesto „Che“ Guevara ist chic, und das zeugt – mindestens – von einem „Messen mit zweierlei Maß“ (Vahlefeld, ebd.). Daß der „Ekel vor dem Eigenen“, das Gegenteil jener Haltung, die Roger Scruton empfiehlt und in seinem Buch England: An Elegy zelebriert, dabei eine Schlüsselrolle spiele, darf als ausgemacht gelten.

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    Meike Katharina Gallina: Zuviel der Armut

    Ein hochinteressanter Artikel auf dem Löwenblog über unser Bild der Verhältnisse, in denen Jesus Christus aufgewachsen sei. Die Autorin rät dazu, mit der Zuschreibung von Armut nicht zu übertreiben – ob aus der „müßig-gefühlige[n] Annahme des automatischen moralischen Vorsprungs des Armen vor dem Reichen“ heraus oder anderweitig motiviert. Die „Stallepisode“ (in Bethlehem) solle nicht dazu verleiten, „dem ganzen Leben“ der heiligen Familie den „Stempel der Armut“ aufzudrücken.

    Josef war τέκτων, also im Grunde Universalhandwerker rund ums Haus, wir sprechen häufig von Zimmermann, was hier keinen Unterschied macht. Der Tradition nach war Josef überdies kein angestellter, sondern selbstständiger Handwerker mit eigener Werkstatt. [Einen] Hinweis auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Heiligen Familie liefert Lk 2,24: Das Paar opfert zwei Tauben – Das klassische Opfer der armen Leute, die sich kein Schaf leisten konnten, weil die Vögel selbst gefangen werden konnten. Aus der Tatsache, sich kein Opferschaf leisten zu können, Armut zu schließen, scheint mir etwas übereifrig. […]

    Hinweis auf „ordentliche Verhältnisse“ ist auch der Umstand, dass Josef und Maria jährlich zum Passafest nach Jerusalem fuhren. Vorgeschrieben war die Wallfahrt für alle Juden, die maximal eine Tagesreise von Jerusalem entfernt wohnten, Nazareth liegt aber gut drei Tagesreisen entfernt. Dazu kommen mindestens zwei vorgeschriebene Tage Aufenthalt. Acht bis zehn Tage Urlaub waren also im Budget. 

    Es lohnt sich, den ganzen Text zu lesen.

    (Bild: Bartolomé Esteban Murillo, Die heilige Familie mit dem Johannesknaben, Ausschnitt.)

  • Sozialpartner in der Betreuungsindustrie

    Ein Anblick zum Mäusemelken sind
    Die fetten Keiler auf den Podien
    Sinnloser Kongregationen, in Tagungszentren
    Sich mästend von erpreßten Spesen,
    Gottkönige des Fortschritts.

    Schwerer
    Bist Du zu ertragen, Kenner
    Der windigen Szene, verbohrter
    Jüngling und Gutmensch, Stipendien-
    Schlucker,
    Ressentiment im gelben Gesicht:

    Verloren, jeder „Beweis“führung aus-
    Geliefert, ein Rausch kenntnislosen Verdachts,
    Eigener Scheuklappen Freund,
    Zu feige für eigene Kinder,
    Knüpfer der Schlinge, mit der Du
    Wirst abgewürgt werden.

    Dreist
    Versprechen Dir viele, aufzustehen
    Für Toleranz, gegen Unterdrückung zu ziehen
    Mit dem Nachwuchs der Mauermörder.
    Die Freiheit, sie wird die Partie
    Verlieren. Denn es wechseln bloß
    Ihr Panier die Vernichter:
    Die Lust der Meute bleibt Mord.

    ***

    Aus: Karsten Dahlmanns, Sonderlichs Sondierungen, Norderstedt 2018, über Amazon und in allen Buchhandlungen erhältlich. Eine weitere Leseprobe finden Sie hier und hier.

    Der volle Titel des Gedichts lautet übrigens: „Sonderlich liest fortschrittliche Lyrik, verläßt das Haus, um sich eine Hose zu kaufen, und notiert nach der Rückkehr mit einer Feder auf einem Bogen handgeschöpften Büttenpapiers, den er mit der Überschrift „Sozialpartner in der Betreuungsindustrie“ versieht:“.

  • Drei junge Frauen und ein Mädchen aus Skandinavien

    Der Wahn unserer Zeit zeigt sich in den Schicksalen dreier junger Frauen und eines Mädchens aus Skandinavien, und das in beiderlei Hinsicht: als Sinnestäuschung und moralische Abirrung.

    Da sind die beiden Norwegerinnen, denen in Marokko der Kopf abgeschnitten worden ist. Die Nachricht über die Bluttat kam nur wenige Tage nach dem Friede-Freude-Migration-Gipfel im selben Land. Die Mörder dokumentieren und feiern ihre Tat mit einem Video, das einem das Blut in den Adern gefrieren läßt.

    Dann denken wir an die jugendliche Predigerin auf der Synode der Weltklima-Kirche in Katowice und schütteln das Haupt. Gab es da keinen Mann in der Familie, der gesagt hat: „Nun mach mal halblang!“?

    Schließlich kommt das vor rund achtzehn Monaten in Stockholm während einer Djihadi-Attacke überfahrene Mädchen in den Sinn. Es ist keine zwölf Jahre alt geworden.

    Religionssurrogate gleichen Religionen darin, daß sie Opfer fordern.

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    Nicholas J. Freitas über den Zweiten Verfassungszusatz

    Eine hörenswerte Rede im House of Delegates des US-Bundesstaats Virginia. Beachten Sie bitte auch das große Szepter vor der Bank des Sprechers.

    Herr Freitas streift nicht nur das Recht auf Waffenbesitz, sondern auch andere Punkte, z.B. die Vorliebe für krude Ad-hominem-Argumente auf der Linken und deren Implikationen für dasjenige, was Debattenkultur zu nennen kaum noch möglich wirkt. (Sie werden kaum glauben, welche Freude es mir bereitet hat, das Attribut „krude“ zu setzen.)

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    Ein höflicher junger Mann…

    …aus Deutschland, den ich da kürzlich in Krakau getroffen habe.  Doch hat er alle Üblichkeiten des sozialstaatlich-ökologischen Konsenses so brav repetiert, daß ich an Stanisław Jerzy Lec‘ Aphorismus denken mußte: „Czasem psy merdają łańcuchem.“ (Das ist: Manchmal wedeln die Hunde mit ihrer Kette.)

    Quelle:  Stanisław Jerzy Lec, Myśli nieuczesane, Warschau 2017, S. 198. Bild: John Singer Sargent: Zeichnung von Edwin Austin Abbey (Wikimedia, gemeinfrei).

  • Sh*thole Countries

    Er hat’s wieder getan. Diesmal mit der Bemerkung, bestimmte Länder seien, nun, Dreckslöcher. Der Spielzug verdient Anerkennung. Trump zwingt seine Kontrahenten dazu, entweder das Offensichtliche zu verneinen, oder einen Großteil des Bodens, auf dem sie ihre Gutmenscherei errichtet haben, zerbröseln zu sehen.

    Man darf doch weiterhin annehmen, der Human Development Index, der Index der menschlichen Entwicklung bilde keine rechtspopulistische Propaganda?

    Und: Natürlich ist die Feststellung, Land X sei ein Drecksloch, keine Bösartigkeit oder gar Hetze den Einwohnern des Landes X gegenüber. Wie spätestens seit Friedrich August Hayeks  The Fatal Conceit bekannt sein dürfte,  sind Kulturen oder Zivilisationen nichts, was sich eben mal – im Verlauf einer Generation, am besten noch am Bürotisch zwischen 8.30 und 16.30 Uhr – herstellen läßt; sie sind über Generationen gewachsen. Mit anderen Worten: Alle Schweizer haben Glück, in der Schweiz geboren worden zu sein, und einige Schweizer handeln so, daß die Schweiz auch in der Zukunft ein lebenswertes, da freies und prosperierendes Land sein wird, während andere Schweizer so handeln, daß sie das Glück künftiger Generationen von Schweizern gefährden. Ein entsprechender Satz läßt sich für die Einwohner verschiedener Drittwelt-Länder bilden – mit umgekehrten Vorzeichen.

    Der Schlüssel zum Verständnis der Angelegenheit lautet: Glück (im Sinne des englischen „luck“) und Dankbarkeit. Aus Angst vor dem bösen Blick des Neides das eigene Glück (im Sinne des englischen „happiness“) und dasjenige seiner Kinder und Kindeskinder zu zerstören, taugt kaum als Ausdruck von Weisheit.

    Was Stilfragen angeht, nun, da kann man Andrew Klavans Redeweise vorziehen. Der US-Schriftsteller klärt in einem brillanten Video von knapp drei Minuten Dauer über die Aporien des Multikulturalismus auf und nennt einige Drittwelt-Länder „hellholes“.

    Zu der Frage, wie man den in solchen Verhältnissen Geborenen helfen könne, äußert sich sehr informativ Dambisa Moyo.

    (Graphik: Sambeetarts via Pixabay.)