Konstantin Kisin vs. Woke Culture
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Konstantin Kisin vs. Woke Culture

Der in Rußland geborene, im Vereinigten Königreich lebende Publizist Konstantin Kisin erklärt in diesem Auftritt von etwa neun Minuten, weshalb der Wokeism unserer Tage nicht nur blödsinnig, sondern auch verantwortungslos ist – etwa, sofern vorhanden, den eigenen Kindern gegenüber.

Es mag kein Zufall sein, daß mit Kisin ein Mensch, der nicht aus dem Westen stammt, die Menschen im Westen vor gefährlichen Torheiten warnt. Kisin weiß, was auf dem Spiel steht, weil er den Vergleich hat. Ganz in diesem Sinne bemerkt Jennifer Oliver O’Connell zu seiner Rede:

Kisin […] was born in Russia and emigrated to Europe, domiciling in Great Britain. So, he has not always benefited from living in the Western petri dishes where WOKENESS germinates and takes hold.

(Kisin wurde in Rußland geboren und emigrierte nach Westeuropa, er wohnt in Großbritannien. Er hat also nicht immer das Privileg genießen dürfen, in der westlichen Petrischale leben zu dürfen, wo Wokeness keimt und sich einnistet.)

Petrischale. Keine schlechte Metapher.

Zum Video (YT) geht’s hier. Eine nicht ganz vollständige deutsche Übersetzung der Rede finden Sie hier.

(Bild: Screenshot aus dem verlinkten Film.)

Adam Smith: Folly

Adam Smith: Folly

Adam Smith, An Inquiry Into the Nature and Causes of the Wealth of Nations, Bd. 1 (1776), hrsg. von Edwin Cannan, London 1904, Buch IV, Kap. II, S. 421, zugänglich und vorzüglich digital bearbeitet auf den Seiten der Online Library of Liberty des Liberty Fund:

The statesman, who should attempt to direct private people in what manner they ought to employ their capitals, would not only load himself with a most unnecessary attention, but assume an authority which could safely be trusted, not only to no single person, but to no council or senate whatever, and which would no-where be so dangerous as in the hands of a man who had folly and presumption enough to fancy himself fit to exercise it.

(Versucht ein Staatsmann, den Bürgern vorzuschreiben, in welcher Weise diese ihr privates Kapital einsetzen sollen, lädt er sich nicht nur eine völlig überflüssige Last auf die Schultern, sondern er beansprucht für sich eine Autorität, die vernünftigerweise keiner einzelnen Person und keinem Rat oder Senat übertragen werden kann – und die in niemandes Händen derart gefährlich werden dürfte als jenen eines Mannes, der dumm und arrogant genug ist, sich selbst für befähigt zu halten, dergleichen Befugnis an sich reißen und in die Tat umsetzen zu wollen.)

Damit wäre ein Argument Friedrich August von Hayeks, das er in The Fatal Conceit (1988) vorträgt, weitgehend vorweggenommen.

(Bild: Winslow Homer, Snap the Whip (1872). Wikimedia Commons, gemeinfrei.)

Noch einmal zu David Hume und der Universität von Edinburgh

Schöner Artikel auf The American Mind, unterzeichnet von drei Hume-Kennern:

We see who these cancellers are and what kind of university they are building.

Hume’s works and name should not be soiled by association with the libraries at the University of Edinburgh.  We call for their removal from the library and transfer to a genuine institution of higher learning.

Nor should Hume’s great student and friend, Adam Smith, be tainted by association with the anti-intellectualism displayed by the place calling itself the University of Edinburgh.  We call for the removal of the special collection of Adam Smith from the Edinburgh library and removal to a place where the works will be respected, like Hillsdale College.

(Wir erkennen, wer diese Austilger sind und welche Art Universität sie schaffen möchten.

Der gute Name und das Werk David Humes sollte nicht durch eine Verbindung mit den Bibliotheken der Universität von Edinburgh befleckte werden. Wir rufen dazu auf, sie aus der dortigen Bibliothek zu entfernen und an eine Anstalt höherer Bildung zu schaffen, die den Namen verdient.

Ebensowenig sollte Humes großer Schüler und Freund Adam Smith durch eine Verbindung mit dem Antirationalismus jener Institution befleckt werden, die sich als Universität von Edinburgh bezeichnet. Wir rufen dazu auf, die Privatbibliothek von Adam Smith aus der Edinburgher Bibliothek zu enfernen und an einen Ort zu schaffen, wo diese Bücher respektiert werden, z.B. Hillsdale College.)

Unterzeichnet von Nicholas Capaldi, John W. Danford und Scott Yenor, die übrigens darauf hinweisen, daß Hume schon einmal von der Universität in Edinburgh geschaßt worden sei. Zu seinen Lebzeiten, weil er allzu „skeptisch“ gegenüber der (damals) christlichen Ausrichtung jener Hochschule gewesen sei.

Interessant, daß sie gerade Hillsdale College empfehlen. Hier mag die Frage staatlicher Förderung – oder besser: der Abwesenheit staatlicher Förderung eine Rolle spielen. Die Hochschule unterstreicht, keine staatlichen Mittel anzunehmen; das macht sie und die Menschen, die an ihr wirken, weit weniger cancellable.

Wenn Sie mögen, hören Sie doch die Rede von Verfassungsrichter Clarence Thomas während der feierlichen Eröffnung der 2019 fertiggestellten Kirche auf dem Campus von Hillsdale. Thomas beginnt ab etwa der 44. Minute zu sprechen (Text der Rede):

Womit denn auch der Skeptiker Hume und eine christlich ausgerichtete Institution höherer Bildung zusammengebracht würden. Bürgerliche Gegenkultur!

David Hume Tower, gecancelled

Die Universität von Edinburgh wird eines ihrer Gebäude, den David Hume Tower umbenennen, weil der Philosoph Rassist gewesen sei. Das schien mir etwa dreißig Sekunden lang schlimm, bis ich gesehen habe, wie der so-gut-wie ehemalige David Hume Tower aussieht: ein Beton-Ungetüm (wie es leider viele gibt), mit dem assoziiert zu werden der große Philosoph nun wirklich nicht verdient hatte.

…und nun, ohne besonderen Anlaß, ein Nebelhorn auf den Shetland-Inseln
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…und nun, ohne besonderen Anlaß, ein Nebelhorn auf den Shetland-Inseln

Dies sind der Leuchtturm und das Nebelhorn von Sumburgh Head am Südende der Shetland-Inseln.

Es gibt ein nettes Filmchen von kaum zweieinhalb Minuten Länge – und ohne Worte -, wie das Ding zum Tuten gebracht wird. Sehr zu empfehlen als kurze Auszeit, bevor man sich der nächsten Aufgabe widmet. Hören Sie hier:

(Bild: Ronnie Robertson via Wikimedia Commons. Lizenz CC BY-SA 4.0.)

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Rabbi Jonathan Sacks über „Cancel Culture“, menschliche Freiheit und Vergebung

Außerordentlich hörenswerte Bemerkungen von Rabbi Sir Jonathan Sacks über die grassierende „Cancel Culture“, das Zur-Strecke-Bringen tüchtiger Leute für Kleinig- und Nichtigkeiten, die teils weit zurückliegen, über den Zusammenhang von menschlicher Freiheit und Vergebung. Brillant ausgeführt, knapp und humorvoll, mit angemessener Schärfe, erstaunlich in seiner Tiefe – vom Banal-Politischen bis ins Religiöse (und Religiös-Existentielle) reichend. In englischer Sprache, von einer Viertelstunde Länge.

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Newman

Empfehlenswerter Dokumentarfilm von einer Stunde Länge über Leben und Werk von John Henry – später Kardinal – Newman, erzählt von dem US-amerikanischen Bischof Robert Barron. Der erste Teil des Films behandelt Newmans Leben vor und nach seiner Konversion vom Anglikanismus zum Katholizismus; der zweite Teil bespricht einige wichtige Werke Newmans.

Anrührend ist, daß der Film zwei Opfer herausarbeitet, die Newman auf seinem Wege gebracht hat. Beide Opfer dürften auch dem religiös Unmusikalischen verständlich sein, eine Saite in ihm zum Klingen bringen.

Das eine Opfer Newmans bestand im Verzicht auf ein Leben in Oxford, als Professor der Oxforder Universität und unter Oxforder Akademikern, da dergleichen als Abtrünniger vom Anglikanismus damals nicht mehr möglich war. Ein jeder, der seine Nase in Dutzende stockfleckiger Bücher gesteckt hat, um Halb- oder vielleicht auch Dreiviertelverstandenes zu exzerpieren, kann ermessen, was für ein gewaltiges Opfer das gewesen sein muß!

Und hier das zweite Opfer: Als Anglikaner war Newman ein gesuchter Prediger in gerammelt voller Kirche, dessen Predigten von gewaltiger Länge als Meisterwerke angesehen wurden. Als katholischer Geistlicher gab es dergleichen Gelegenheit nicht mehr; zehn Minuten für die Predigt, das war’s damals.

Update: Der vollständige Film ist inzwischen nicht mehr unentgeltlich zugänglich. Oben findet sich ein Auszug.