Bundesrepublik Deutschland

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    „Müllmänner“

    Eine norddeutsche Kleinstadt. Das hochoffizielle Faltblatt unterrichtet über den Gebrauch der Biotonne. Man solle dies tun und jenes lassen; außerdem müsse man damit rechnen, daß die, so wörtlich, Müllmänner den Inhalt der Biotonne kontrollieren und, falls der Bürger nicht gespurt hat, ungeleert stehenlassen.

    „Müllmänner“. Ohne Gendersternchen, Binnen-I und Unterstrich. Da tritt – gut marxistisch formuliert – der Klassencharakter der Genderei, wie überhaupt der Neuen Linken deutlich zutage!

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    Monika Maron im Gespräch mit David Engels

    Ein wenig zäh (und, da von bundesdeutscher Internet-Infrastruktur abhängig, mit einigen technischen Schwierigkeiten geschlagen), zudem keine Autorenlesung, sondern ein Interview, aber sehr hörenswert. Bemerkenswert der Unterschied hinsichtlich des intellektuellen Temperaments: David Engels möchte auf große und, von einem Popperschen Standpunkt gesprochen, womöglich allzu große Prinzipien hinaus; Monika Maron folgt einem stärker empirisch-kleinteiligen Ansatz, der im Anschaulichen verbleibt und dem Anschaulichen zu seinem Recht verhilft.

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    Nostalgie

    Wie man hört, sollen in vergleichsweise wenigen Jahren Kraftfahrzeuge mit Otto-, Wankel- oder Dieselmotor nicht mehr zugelassen werden dürfen. Nehmen wir das zum Anlaß für ein wenig Nostalgie, einen Blick in Gegenrichtung.

    Erinnern Sie sich sich an die Zeit, als noch kein Computer zwischen Ihnen und Ihrem Auto saß, als der Motor Ihres Wagens noch einen Hubraum hatte, der den Namen verdient, keine 1,2 Liter von grünen Gnaden, und ein Geräusch von sich gab, das Freude machte?

    Okay, was über das Geräusch bemerkt wurde, mag für das Exemplar unten rechts nur bedingt gelten, und ob der Wartburg ganz oben in der rechten Spalte mehr Freude als Verdruß bereitete, bleibe dahingestellt. Aber das sind Kleinigkeiten, die ein rückblickendes Lächeln kaum zu trüben vermögen.

    Und dann ist da noch diese Meldung vom 16. Juni: Kalifornien sorgt sich, ob seine Stromversorgung ausreiche, und bittet seine Einwohner, am Donnerstag, den 17. Juni, zwischen 17.00 und 22.00 Uhr u.a. auf das Aufladen von Elektro-PKWs zu verzichten. „Flex Alert“ nennt sich das.

    Alle Bilder: Pixabay.

  • Autoschlüssel

    Zum Diebstahl von über tausend Autoschlüsseln auf dem VW-Gelände in Emden hat Ramin Peymani alles Notwendige gesagt. Es können darüber hinaus aber noch einige Kleinigkeiten bemerkt werden. Zunächst fällt der schöne Begriff „Abgasautos“ in einem Greenpeace-Tweet auf, der in einem von Peymani verlinkten Artikel der Epoch Times eingebettet ist. Ein schönes Wort, „Abgasautos“. Glauben unsere Umwelt- und Klima-Idealisten (in ihrer oft auf Erdölprodukte zurückgehenden Sport- und Funktionskleidung), die Produktion von Automobilen, welche schwere Akkumulatoren an Bord haben, die selbst ja übrigens auch nicht an Bäumen wachsen, sei ohne „Abgase“ möglich? Selbige Frage wäre bezüglich der Gewinnung von Öko-Strom zu stellen, mit dem die Tugendwedler-Karossen betrieben werden sollen, denn Solarpanels und Windkraftwerke bauen sich ja auch nicht von selbst, verbrauchen Landschaft, wollen, wenn sie erst einmal stehen, gewartet oder gar enteist werden, was ebenfalls kaum ohne Ressourcenverbrauch – „Abgase“ – zu verwirklichen sein dürfte.

    „I think, you’re taking a lot of things for granted“ (Milton Friedman zu Phil Donahue, hier ab 2 Min. 10 Sek.): Manche Leute setzen da eine ganze Menge voraus, scheint mir.

  • Von einem freundlichen Gespräch in Sachen Coronavirus…

    …mit dem Landratsamt Rosenheim berichtet Christoph Lemmer auf seinem Blog:

    „Aber das kann doch nicht ewig so weitergehen mit diesem Ausnahmezustand!“

    (Lacht) „Nein, natürlich nicht. Das will doch auch niemand. Wie kommen Sie darauf?“

    Ein Protokoll des gesamten Gesprächs finden Sie hier.

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    Helmut Schelsky (1974)

    Leerformeln sind immer Herrschaftsformeln, Herrschaftsinstrumente.

    Helmut Schelsky

    Helmut Schelsky, „Herrschaft durch Sprache“ (erschienen am 12.04.1974), in: ders., Der selbständige und der betreute Mensch, Frankfurt a.M. 1978, S. 116-120, hier S. 119 (gekürzt).

  • Soviel zu Mitte, jetzt in den Westen und Südwesten

    Weitere Sittenbilder aus unserer exzentrischen Front- und Hauptstadt. Diesmal von Maximilian Tarrach auf seinem Blog Philosophische Auszeit. Zunächst eine kurze Skizze über das Berliner Bürgertum, die wiederum Antiamerikanismus verzeichnet:

    In Berlin ist man als Bürgerlicher offen und liberal. Man schätzt die „Diversität“ dieser „großen Stadt“, hier sei einfach „immer etwas los“, die Stadt „werde nie langweilig“, außerdem erfreue man sich an den vielen Kulturen Kreuzbergs. Man ist ja pro Flüchtlinge, schließlich hat man Vorfahren aus Pommern, man geht ins kritische linke Theater und klatscht beim politischen Kabarett zu den antiamerikanischen Witzen. Nach so viel Klassenkampf und antikapitalistischer Revolte fährt man zurück in sein Villenviertel in Dahlem oder in den Grunewald und gießt seinen Vorgarten, sorgt sich um den Glanz der Mercedes S-Klasse oder eines SUV des persönlichen Geschmacks. Man setzt sich selbstredend für Chancengleichheit in der Gesellschaft ein, die eigenen Kinder jedoch schützt man vor zu viel schlechtem Umgang und hält die Gymnasien, auf denen bereits die eigene Familiendynastie das Abitur ablegte, auffällig ausländer- und niedriglohnsektorfrei.

    Der launig geschriebene Text handelt eigentlich vom örtlichen Wohnungsmarkt; er lohnt eine Lektüre.

    Da von Dahlem die Rede ist: Zwischen den Villen und reizenden kleinen Parks brummt eine Hochschule, und was sie ausbrütet, ähnelt dem, was sie schon vor Jahren hervorbrachte.

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