Sonderlich liebt sein Berlin

Sonderlich liebt sein Berlin

Sonderlich liebt sein Berlin
Wie der Schulrat seinen Schiller,
Wie die Dame aus der Villa
Ihr diskretes Aspirin.

Sonderlich hegt sein Berlin,
Wie die Äffin den Gorilla,
Wie der sanfte Serienkiller
Seinen Kleine-Mädchen-Spleen.

Nichts gleicht Sonderlich darum
Zwischen Burg und Oder/Neiße
Sommertagen in der Stadt:

Nichts von Etwas findet statt.
Alles stinkt nach Hundescheiße,
Und man schwitzt sich langsam dumm.

*

Leseprobe aus: Karsten Dahlmanns (Hrsg.), Sonderlichs Sondierungen, Erzählungen und Gedichte, Norderstedt 2018. Inhalt: Vorrede des Herausgebers 9 – Göttingen als Lebensform 15 – In der Kitschkammer 25 – Sonderlichs Verse 33 – Der Narr von der Möckernbrücke 101 – Das ewige England 107 – Aus dem Vorort 117 – An der Grenze 129 – Verzeichnis der Gedichtanfänge und -überschriften 137. (Bildnachweis.)

In eigener Sache: „Sonderlichs Sondierungen“ jetzt erschienen

In eigener Sache: „Sonderlichs Sondierungen“ jetzt erschienen

Es ist mir ein ganz besonderes Vergnügen, ankündigen zu dürfen, daß Sonderlichs Sondierungen vor wenigen Tagen erschienen sind. Das Buch ist versandkostenfrei beim Verlag und bei Amazon zu beziehen, natürlich auch im gewöhnlichen Buchhandel erhältlich.

Was ist drin? Die Aufzeichnungen eines Verschollenen, der lange in Berlin ansässig war: Prosastücke zwischen Kurzgeschichte und Essay, außerdem Sonette und andere Gedichte – herausgegeben von meiner Wenigkeit.

Der Inhalt: Vorrede des Herausgebers 9 – Göttingen als Lebensform 15 – In der Kitschkammer 25 – Sonderlichs Verse 33 – Der Narr von der Möckernbrücke 101 – Das ewige England 107 – Aus dem Vorort 117 – An der Grenze 129 – Verzeichnis der Gedichtanfänge und -überschriften 137.

Aus der Vorrede des Herausgebers:

Der Zeichenstand und sonstige Eigentümlichkeiten des Originals wurden erhalten. Dies gilt auch für sämtliche Passagen weltanschaulich haarsträubenden Inhalts. Es mag nicht schaden, wenn ich mich an diesem Ort für alle Geschmack- und Gedankenlosigkeiten Sonderlichs entschuldige, die nachfolgend wiedergegeben werden, sein mangelndes Gespür für politischen und ästhetischen Anstand, sein Defizit an Auf- und Abgeklärtheit, mich bis aufs Knochenmark davon distanziere. Pfui, pfui, pfui, so wahr mir alles, was bundesdeutschen Demokraten, ja sozial verantwortlichen Menschen überall auf der Welt heilig ist, helfe! Mein Halbbruder, der Zahnarzt, ist schuld; er und sein unverschämtes Honorar.

Salome in der Deutschen Oper Berlin

Eine Kritik von Nils Gösche (Gastbeitrag)

War am 3. Februar  in der Deutschen Oper  und habe mir die neue Salome-Inszenierung von Claus Guth angesehen.

Das Orchester unter der Leitung von Alain Altinoglu war gut; da wird die Deutsche Oper immer besser. Da war genug Energie und Klangreichtum, um die wilde, schmerzend-hypnotisch-traumartige Musik von Richard Strauss angemessen wiedergeben zu können.

Eigentlich hätte Salome von Catherine Naglestad gesungen werden sollen, aber die war wegen einer Rippenprellung unabkömmlich. Stattdessen sahen wir nun die junge Allison Oakes als Salome. Sie ist eine gute Sängerin mit viel Talent, aber Salome ist noch etwas zuviel für sie. Die tieferen Passagen konnte sie nur mit viel Mühe heraushauchen und auch in den höheren Lagen fehlte einfach noch etwas Dynamik. Aber das kann ja noch werden. Im großen und ganzen ein eindrucksvoller Auftritt, besonders wenn man bedenkt, daß sie so kurzfristig eingesprungen ist.

Am besten gefielen mir die gestandenen Künstler Jeanne-Michèle Charbonnet als Herodias und Michael Volle als Jochanaan. Da gibt es gar nicht viel zu sagen, das war perfekt. Auch Burkhard Ulrich als Herodes war überzeugend, hatte aber weniger Wucht als die beiden vorgenannten.

Eine einzige Katastrophe war leider die Inszenierung von Claus Guth. Die Handlung wurde in einen Schneiderladen aus den 50er Jahren transferiert, und der wilde, blutrünstige, biblisch-heidnische Stoff wurde von Menschen in 50er-Jahre Anzügen und Kleidchen dargestellt. Der Regisseur hatte es sich in den Kopf gesetzt, Salome als eine Art zartes Pflänzchen und Opfer darzustellen, das in seiner Jugend vom bösen Herodes sexuell mißbraucht worden war, was dann ihre Handlungen erklären und entschuldigen sollte, auf »psychoanalytische Weise«, wie der gelahrte Schweizer in seinem Einführungsvortrag erläuterte.

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Tegel
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Tegel

Der Flughafen Berlin-Tegel bekommt bei Nicolaus Fest sein wohlverdientes Fett ab:

Berlin-Tegel. Wie immer, egal ob man aus Doha, Bangkok, New York, London oder Istanbul einfliegt, der Eindruck verhockter Provinzialität. Dort großzügige Tempel der Globalisierung, hier DDR-Charme: Zerschlissene Vorhänge, an den niedrigen Decken verschmutzte Stahllochplatten, kaltes Neonlicht. So präsentiert sich der Flughafen der Hauptstadt. Auch die Organisation rückständig: Der Flieger einer dieser Airbusse mit 40 oder mehr Reihen, bei der Landung erleidet eine Frau einen Schwächeanfall. Trotz einer Position auf dem Außenfeld erhält nur der vordere Ausstieg eine Treppe. So dauert es mehr als 20 Minuten, bis so viele Passagiere das Flugzeug verlassen haben, dass ein Ärzteteam zu der Frau vorstoßen kann – ein handfester Skandal. Endlich, nach weiteren 10 Minuten, ist die zweite Treppe für den hinteren Ausstieg da – die dann immerhin noch von einem (!) Passagier genutzt wird.

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