Der (nächste) große Sprung nach vorn
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Der (nächste) große Sprung nach vorn

Da saß mein Gast und nippte mit unverschämter Eleganz an seinem Weißwein, lächelte und sprach mit angenehmer Stimme, es sei ja nun schlechterdings zu erwarten, daß auch dieser große Sprung nach vorn, hinein in eine dem Anspruche nach klimaneutrale Wirtschaft und Gesellschaft so enden werde, wie dergleichen eben zu enden pflege, in einer – hier nippte er noch einmal, schüttelte kaum merklich sein Haupt und blickte mich mit einem unaufdringlich-weltmännischen Lächeln an – Katastrophe nämlich, vermeidbarem Elend und selbstverschuldetem Tod. Worauf er an seinen champagnerfarbenen Beinkleidern nestelte, schilfgrüne Socken zum Vorschein kommen ließ und das Thema wechselte. Der Unverantwortliche.

(Bild: Haupteingang der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900. Library of Congress. No known restrictions on reproduction.)

Causerie
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Causerie

Max Ring (1817-1901) schreibt über Karl August Varnhagen von Ense (1785-1858):

Varnhagen war in der That ein Meister der gesellschaftlichen Rede, unerschöpflich in geistreichen Bemerkungen, Bonmots und pikanten Anekdoten, die er mit bewunderungswürdigem Geschick und ungesucht in das Gespräch zu verflechten wußte; im höchsten Grade anregend und geistvoll; dabei natürlich, ohne jede Prätension und Koketterie. Wie nur wenige Deutsche besaß er die Kunst der französischen „Causerie“, verstand er, anmutig, geistreich zu plaudern, vorausgesetzt, daß er in guter Laune war.

Können Sie das?

(Max Ring, Berliner Leben. Kulturstudien und Sittenbilder, Leipzig u. Berlin 1882, S. 79. Bild: Karl August Varnhagen von Ense, Lithographie von Paul Gottheiner nach einem Pastell von Ludmilla Assing, gespiegelt. Wikimedia Commons, gemeinfrei.)

Aus recyceltem Polyester
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Aus recyceltem Polyester

Bei einem international tätigen Bekleidungsdiscounter sehe ich den Hinweis, dieses oder jenes Kleidungsstück sei zu sehr hohem Anteil aus recyceltem Polyester gefertigt worden. Der Hinweis findet sich an vielen der feilgebotenen, nun, Klamotten. Natürlich geht es dabei nicht um die Kleidung, sondern um – Sie ahnen es – den Planeten.

Die Tugend-Wedelei verdrießt mich. Also behaupte ich:

Hier findet zusammen, was zusammen gehört. Recycelte Kunstfaser für die unerleuchtete Masse, für alle diejenigen, welche als Insektenfresser vorgesehen sind. „Eßt Eure Käfer, Plebejer!“ Sonst wird unser Wandelstern den Hitzetod sterben.

Wo bleibt das Positive? Hier. Und vielleicht erinnern Sie sich an diesen oder jenen Ihrer Professoren in einem schon damals, als Sie studierten, mehrere Jahrzehnte alten Anzug. Sein Material (sowohl das der Vorlesung als auch jenes des Anzugs) war unverwüstlich, Anzug und Besitzer schon deshalb cool, weil sie über den Moden standen. Das ist Nachhaltigkeit!

(Bild: Unsplash.com.)

Rahner und Ratzinger

Der Theologie-Professor und Priester Andreas Wollbold wartet mit einer Erinnerung an Benedikt XVI. auf. Die Sache spielt vor einigen Jahrzehnten, als dieser noch Joseph Ratzinger hieß. Nützlich zu lesen auch für Nicht-Theologen, denn der erwähnte Kontrast zwischen Umtriebigkeit, Netzwerkerei und sonstigen Eitelkeiten einerseits und arbeitsamer Bescheidenheit andererseits läßt sich vielerorts antreffen.