|

Theodore Dalrymple: die „Respekt“-Bürokratie

Theodore Dalrymple liefert lohnende Bemerkungen über „Respekt“ an Universitäten (und anderswo), sowie über die besondere Art von Bürokratie, welche sicherstellen soll, daß er nicht mangle:

That all should be fair, open, aboveboard, that no one should ever experience discomfort because of what someone else says, that each should be shown equal signs or marks of respect, that no one should feel left out of anything, is an impossible pipe dream, as the most minimal reflection on experience should make evident.

What is possible, however, and what has eventuated, is a large and well-paid bureaucracy that has secured what it supposes to be its own eternity by the pursuit of such chimeras. Its work will never be done. The more cowed people are by regulations of their speech and conduct, the more microaggressions remain to be discovered and adjudicated. The task of securing diversity, equity, and inclusion is like the task of Sisyphus, with this difference: that in its very impossibility lies an assurance of a job, a pension, and a gratifying sense of doing the world’s work.

(Daß alle Leute fair, offen, aufrichtig sein mögen, daß niemand jemals Unwohlsein verspüren soll, weil jemand etwas Unschönes sagt, daß allen dasselbe Maß und dieselbe Art von Respekt entgegengebracht werden sollen, niemand aus irgendeinem Kreis ausgegegrenzt werden möge, ist eine völlig unrealistische Idee, wie bereits der kürzeste Blick auf die Erfahrungswirklichkeit klar machen sollte.

Was hingegen möglich und auch tatsächlich zustande gekommen ist, das ist eine umfängliche und großzügig entlohnte Bürokratie, die ihr eigenes Bestehen für ewig sichergestellt hält, indem sie die Verwirklichung solcher Schnapsideen anstrebt. Ihre Arbeit wird niemals abgeschlossen sein. Je einschneidender die Menschen durch Sprach- und Verhaltenskodizes eingeschüchtert werden, desto mehr Mikroagressionen bleiben übrig, um aus- und unschädlich gemacht zu werden. Die Gewährleistung von Vielfalt, Gleichheit und allgemeiner Teilhabe gleicht dem Schicksal des Sisyphus – mit dem entscheidenden Unterschied freilich, daß gerade in ihrer Unmöglichkeit die Garantie für einen Job, ein Gehalt und die befriedigende Aussicht liegen, dem Guten in der Welt zu dienen.)

Es lohnt sich, den gesamten Essay zu lesen.

G. K. Chesterton über Rudyard Kipling
|

G. K. Chesterton über Rudyard Kipling

Es mag nicht schaden, aus Gilbert K. Chestertons Buch Heretics eine kaum anders als gewaltig zu nennende Stelle über Rudyard Kipling anzuführen, die – und was – natürlich nicht bloß mit Kipling zu tun hat:

He is a perfect master of that light melancholy with which a man looks back on having been the citizen of many communities, of that light melancholy with which a man looks back on having been the lover of many women. He is the philanderer of the nations. But a man may have learnt much about women in flirtations, and still be ignorant of first love; a man may have known as many lands as Ulysses, and still be ignorant of patriotism.

(Er ist ein vollendeter Meister jener gelinden Schwermut, mit der ein Mann darauf zurückblickt, Bürger vieler Gemeinwesen gewesen zu sein, jener gelinden Schwermut, mit der ein Mann darauf zurückblickt, der Liebhaber vieler Frauen gewesen zu sein. Er ist ein Schürzenjäger, was Völker und Länder angeht. Aber ein Mann kann viel über Frauen gelernt haben, während er mit ihnen Affären hatte, und trotzdem keine wirkliche, erste Liebe erlebt haben; ein Mann kann so viele Länder kennen wie Odysseus, und dennoch nicht wissen, was Patriotismus ausmacht.)

Manche „Anywheres“ fürchten sich, ein „Somewhere“ zu werden. Chesterton meint, ihnen fehle etwas – ein bindender Entschluß, vielleicht auch dasjenige, was zuweilen mit dem grauenhaft mißbrauchten Wort „Offenheit“ bezeichnet zu werden pflegt, die Bereitschaft nämlich, sich von seiner eigenen Zuneigung überwältigen zu lassen.

(Zitiert nach einer online verfügbaren Ausgabe des 1905 erschienen Werks. Die Passage findet sich in Kap. 3: On Mr Rudard Kipling and Making the World Small. Beitragsbild: Stockholm, Altstadt, Pixabay.)

|

Ein erstaunlicher Bericht über Tammy Petersons Gebrauch des Rosenkranzes

Tammy Peterson, die Gemahlin von Jordan Peterson, wurde während ihrer schweren und aller Wahrscheinlichkeit nach tödlichen Krebserkrankung von einer Freundin mit einem Rosenkranz beschenkt und in die Praxis des Rosenkranz-Gebets eingeführt. Alles Weitere finden Sie hier; nützlich auch für eingefleischte Zyniker, sofern die Bereitschaft vorausgesetzt werden darf, genau zuzuhören.

„Kontrovers“

„Kontrovers“

Wann eigentlich wurde das Wort „kontrovers“ zu einer Unterstellung von Schimpf und Schande? Ist unser Geist so schwachbrüstig, daß wir uns vor Kontroversem – und Kontroversen – fürchten? Läßt sich denn überhaupt etwas Interessantes äußern, ohne zur gleichen Zeit Kontroverses zu berühren? Und gereicht die Vorstellung einer Welt ohne Kontroverses – und Kontroversen – nicht zur Schreckensvision eines Daseins, in dem blasierte Langeweile herrscht, einem gepflegten Käfig gleich, in dem wir als gepuderte (und durchgeimpfte) Ziermäuse vorsichtig und gemächlich in unserem Laufrädchen vor uns hin stolzieren, nachdem man uns alle Zähne gezogen hat, versteht sich, damit wir einander nicht verletzen?

(Bild: Leonardo da Vinci, Ginevra de‘ Benci, etwa 1474/1478. National Gallery of Art (USA), gemeinfrei.)

Zur Erinnerung an den Masken-Unsinn
|

Zur Erinnerung an den Masken-Unsinn

Es kann nicht schaden, mit diesem Tweet von Eli David an den Masken-Nonsense zu erinnern – desto mehr, als verschiedentlich von einer neuen Covid-Variante und neuerlichem Maskenzwang geredet wird. In diesem Zusammenhang sei auf einen Artikel der Science Files verwiesen, der sich mit den Schadstoffen im Material gekaufter Masken und dem Mund-Nasen-Schutz als Biotop für Bakterien und Pilze beschäftigt.

Der Aufgeklärte

Der Aufgeklärte

Er war so aufgeklärt, so sehr „Wissenschaftler“, daß ihm das Gespräch mit einem alten Freunde zum Verhör geriet.

(Bild: Sandro Botticelli, Bildnis eines Jünglings, ca. 1482-1485. National Gallery of Art (USA), gemeinfrei.)

Vom Reiz des Verbietens
|

Vom Reiz des Verbietens

Fritz Vahrenholt macht darauf aufmerksam, daß der auf 130 bis 225 Milliarden Euro Kosten geschätzte Wärmepumpen-Einbauzwang selbst dann unnötig ist, wenn man sich die Klimaschutz-Agenda zu eigen macht. „Nicht-zielführend“, wie es im Jargon der Gremienprofis heißt.

Vahrenholt konkretisiert: Werden bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen eingebaut, sind rund 150 Milliarden Euro zu veranschlagen – für eine Verminderung des Kohlendioxid-Ausstoßes in der Bundesrepublik von 10,4 Millionen Tonnen. Er kommentiert:

Eine ähnliche CO2-Verminderung würde man erreichen, wenn man ein einziges Braunkohlekraftwerk mit CO2-Abscheidung ausrüsten würde. Das Kraftwerk Schwarze Pumpe emittiert etwa 12 Millionen Tonnen CO2 und würde mit einer Investition von 600 Millionen Euro CO2-frei. Pro Tonne CO2 sind das 50 Euro an Investitionskosten.

Der letztgenannte Wert ist mit dem Ergebnis des Wärmepumpen-Experiments zu vergleichen:

14.423 Euro (150 Milliarden Euro geteilt durch 10,4 Mio. t CO2).

Die Angelegenheit zeigt wieder einmal: Unseren Grünen geht es nicht um eine praktikable Lösung von Problemen – sofern man, was hier zugestanden sei, den Kohlendioxid-Ausstoß überhaupt als Problem ansehen möchte. Es geht ihnen ums Prinzip. Und dieses Prinzip heißt: Freude am Verbieten.

Freude am Verbieten. Sie ist im Privaten, Beruflichen und in der Politik zu verwirklichen, je nach Anspruch und Zugriff. Vom „gesellschaftlichen Engagement“ eines talentlosen Teenagers, der seinen Altersgenossen Frohsinn und Begabung neidet, über die Ernährungsregeln einer verbissenen Öko-Mama – „nenn mich Tanja, Kind“ – und, am Arbeitsplatz, Kampagnen des Zuschnitts „… ohne Plastik“ bis hin zu radikalem Durch-, Hinein- und Kaputtregieren, das von den Eigentumsrechten der Bürger nichts wissen will und deren Lebensleistung vernichtet.

Freude am Verbieten ist Freude an Verelendung und Untergang – erst der anderen, dann seiner selbst. Ginge es unseren Grünen tatsächlich um die Abwendung drohender Übel, würde nicht von Wärmepumpen, sondern von Kohlendioxid-Abscheidungen für Kohlekraftwerke und von neuen Kernkraftwerken die Rede sein.

Freude am Untergang. Bis zum Letzten konsequent. Vielleicht traben deshalb die Stabreime an: Wärme-Wende, Heizungs-Hammer, Wärmepumpen-Wahn…

(Bild: Unsplash.com.)