Polen

  • In eigener Sache: „Sonderlichs Sondierungen“ jetzt erschienen

    Es ist mir ein ganz besonderes Vergnügen, ankündigen zu dürfen, daß Sonderlichs Sondierungen vor wenigen Tagen erschienen sind. Das Buch ist versandkostenfrei beim Verlag und bei Amazon zu beziehen, natürlich auch im gewöhnlichen Buchhandel erhältlich.

    Was ist drin? Die Aufzeichnungen eines Verschollenen, der lange in Berlin ansässig war: Prosastücke zwischen Kurzgeschichte und Essay, außerdem Sonette und andere Gedichte – herausgegeben von meiner Wenigkeit.

    Der Inhalt: Vorrede des Herausgebers 9 – Göttingen als Lebensform 15 – In der Kitschkammer 25 – Sonderlichs Verse 33 – Der Narr von der Möckernbrücke 101 – Das ewige England 107 – Aus dem Vorort 117 – An der Grenze 129 – Verzeichnis der Gedichtanfänge und -überschriften 137.

    Aus der Vorrede des Herausgebers:

    Der Zeichenstand und sonstige Eigentümlichkeiten des Originals wurden erhalten. Dies gilt auch für sämtliche Passagen weltanschaulich haarsträubenden Inhalts. Es mag nicht schaden, wenn ich mich an diesem Ort für alle Geschmack- und Gedankenlosigkeiten Sonderlichs entschuldige, die nachfolgend wiedergegeben werden, sein mangelndes Gespür für politischen und ästhetischen Anstand, sein Defizit an Auf- und Abgeklärtheit, mich bis aufs Knochenmark davon distanziere. Pfui, pfui, pfui, so wahr mir alles, was bundesdeutschen Demokraten, ja sozial verantwortlichen Menschen überall auf der Welt heilig ist, helfe! Mein Halbbruder, der Zahnarzt, ist schuld; er und sein unverschämtes Honorar.

  • Jan Kochanowski, Pieśń świętojańska, Panna IV in deutscher Übersetzung

    Wem denn Blümlein abgerissen
    Hab ich / und den Krantz bereitet?
    Dir und keinem andern / Lieber /
    Der allein lieb meinem Hertzen.

    Trag auf Deinem schönen Haupte
    Dieses Blühn aus meinen Händen /
    Trag auch mich allein im Hertzen /
    Denk auch / nur an mich allein.

    Keine Weile ist verflossen /
    Die ich Deiner nicht gesonnen;
    Weder Schlaf noch Fron erlösen
    Mich / die wachliegt oder tagträumt.

    Diese Hoffnung trag ich / dasz Du
    In mir Etwas wollest sehen /
    Dies mein Sehnen nicht bespöttelst /
    Es mit Deinem mir vergöltest.

    Desz zu schweigen / musz ich scheitern /
    Was mich zagen macht im Hertzen:
    Alles hat hier scharfe Augen /
    Weisz sehr wohl um das / was schön ist.

    HErre, Schwestern, das ich bitte /
    Laszt die Qual mich nicht erfahren /
    Dasz ein Nachbarsmädchen wildre/
    Wo ich selber heg und weine.

    Ach, ein jedes andres Trübsal
    Will ich fromm und fest ertragen /
    Doch wer hohnspricht meiner Liebe /
    Bleibt ein Greuel meiner Seele.

    Aus dem Lied zu St. Johannis von Jan Kochanowski (1530-1584), Lied des Fräuleins IV. Übersetzung: Karsten Dahlmanns. Bildquelle; zum polnischen Original geht es hier.

  • Bezpieczna Polska – Sicheres Polen

    Im Unterschied zu verschiedenen Stimmen in Deutschland kann ich nichts Schlimmes daran finden, daß US-Truppen nach Polen verlegt worden sind. Im Gegenteil. Die Sache nimmt sich äußerst positiv aus.

    56,4 Prozent der Polen halten die Stationierung der amerikanischen Verbände für etwas, das Polens Sicherheit erhöht. 36, 1 Prozent sind gegenteiliger Auffassung.

    Karte: Tweet des polnischen Verteidigungsministeriums.

    Update: Interessantes zur Modernisierung der polnischen Luftwaffe hier.

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    Wytrzymać – Aushalten

    Der Krakauer Pfarrer Wojciech Węgrzyniak erzählt eine Anekdote, die mir nicht übel gefällt:

    Na kolacji usiadłem naprzeciw starszego księdza. 45 lat kapłaństwa. W pewnym momencie mówię:

    – Jak widzę starszych księży, to im gratuluję, że wytrzymali w kapłaństwie tyle lat. Dla młodszych to jest świadectwo. Już nawet nie pytam o jakość, ale sama ilość robi wrażenie.

    Odpowiedź była krótka:

    – Nie podoba mi się słowo „wytrzymali“. Ja po to poszedłem do seminarium, żeby być księdzem, a nie żeby wytrzymywać w kapłaństwie.

    (Zum Abendessen setzte ich mich einem älteren Priester gegenüber. Fünfundvierzig Jahre Dienst als Geistlicher.

    Nach einer Weile sagte ich zu ihm: „Immer wenn ich ältere Priester sehe, gratuliere ich ihnen dafür, so viele Jahre im Priesterstand ausgehalten zu haben. Für uns Jüngere ist das ein Zeugnis. Ich frage gar nicht erst nach der Qualität, schon die Menge macht Eindruck.“

    Die Antwort war kurz: „Der Ausdruck ‚ausgehalten zu haben‘ gefällt mir nicht. Ich bin auf das Priesterseminar gegangen, um Priester zu werden, nicht deshalb, weil ich es als Geistlicher ‚aushalten‘ wollte.“)

    Bild: Sankt-Annen-Kirche in Krakau. Quelle: Zbiory Specjalne, Biblioteka Naukowa PAU i PAN w Krakowie. Własność: Polska Akademia Umiejętności. Prawa autorskie: Utwór w domenie publicznej.

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    Zbigniew Herbert: Mój ojciec (in deutscher Übersetzung)

    Mój ojciec bardzo lubił France’a
    i palił Przedni Macedoński
    w niebieskich chmurach aromatu
    smakował uśmiech w wargach wąskich
    i wtedy w tych odległych czasach
    gdy pochylony siedział z książką
    mówiłem: ojciec jest Sindbadem
    i jest mu z nami czasem gorzko

    przeto odjeżdżał Na dywanie
    na czterech wiatrach Po atlasach
    biegliśmy za nim zatroskani
    a on się gubił W końcu wracał
    zdejmował zapach kładł pantofle
    znów chrobot kluczy po kieszeniach
    i dni jak krople ciężkie krople
    i czas przemija lecz nie zmienia

    na święta raz firanki zdjęto
    przez szybę wyszedł i nie wrócił
    nie wiem czy oczy przymknął z żalu
    czy głowy ku nam nie odwrócił
    raz w zagranicznych ilustracjach
    widziałem jego fotografię
    gubernatorem jest na wyspie
    gdzie palmy są i liberalizm

    *

    Mein Vater liebte Anatole France
    und rauchte Selbstgedrehte
    in den himmelfarbenen Duft-Wolken
    schmeckte ihm sein Lächeln auf den schmalen Lippen
    und damals in diesen weit zurückliegenden Zeiten
    als er gebeugt saß über einem Buch
    sagte ich: Vater ist ein Sindbad
    und mit uns ist es ihm manchmal bitter

    weshalb er aufbrach Auf dem Teppich
    auf allen Winden Durch die Atlanten
    rannten wir ihm nach voller Sorge
    doch er blieb verloren Am Ende kehrte er zurück
    legte den Duft ab schlüpfte in die Pantoffeln
    aufs neue das Geräusch der Schlüssel in den Taschen
    und Tage wie Tropfen schwere Tropfen
    und die Zeit vergeht aber sie verändert nicht

    einmal vor den Feiertagen nahmen wir die Gardine ab
    da ging er durch die Scheibe hinaus und kehrte nicht wieder
    ich weiß nicht ob er bedauernd die Augen halb schloß
    ob er sein Haupt nicht uns zuwandte
    einmal in einer ausländischen Illustrierten
    habe ich sein Bildnis gesehen
    er ist Gouverneur auf einer Insel
    wo es Palmen gibt und Liberalismus

    ***

    Nach: Anna Rajca, Jerzy Polanicki, Poezja polska od średniowiecza do współczesności, Warszawa 2001, S. 561.

    Wer, des Polnischen nicht mächtig, den Klang des Originals hören möchte, findet hier eine Lesung durch den Schauspieler Marek Kondrat. Eine vertonte Version hier.

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    Konstanty Ildefons Gałczyński: Rozmowa liryczna (in deutscher Übersetzung)

    – Powiedz mi, jak mnie kochasz.
    – Powiem.
    – Więc?
    – Kocham cie w słońcu. I przy blasku świec.
    Kocham cię w kapeluszu i w berecie.
    W wielkim wietrze na szosie, i na koncercie.
    W bzach i w brzozach, i w malinach, i w klonach.
    I gdy śpisz. I gdy pracujesz skupiona.
    I gdy jajko roztłukujesz ładnie
    nawet wtedy, gdy ci łyżka spadnie.
    W taksówce. I w samochodzie. Bez wyjątku.
    I na końcu ulicy. I na początku.
    I gdy włosy grzebieniem rozdzielisz.
    W niebezpieczeństwie. I na karuzeli.
    W morzu. W górach. W kaloszach. I boso.
    Dzisiaj. Wczoraj. I jutro. Dniem i nocą.
    I wiosną, kiedy jaskółka przylata.
    – A latem jak mnie kochasz?
    – Jak treść lata.
    – A jesienią, gdy chmurki i humorki?
    – Nawet wtedy, gdy gubisz parasolki.
    – A gdy zima posrebrzy ramy okien?
    – Zimą kocham cię jak wesoły ogień.
    Blisko przy twoim sercu. Koło niego.
    A za oknami śnieg. Wrony na śniegu.

    *

    „Sag mir, wie Du mich liebst.“
    „Werd’ ich.“
    „Also?“
    „Ich liebe Dich in der Sonne. Und im Licht der Kerzen.
    Ich liebe Dich im Hut und in der Baskenmütze;
    Im starken Wind auf der Straße und im Konzertsaal,
    In Fliedern und unter Birken, in Himbeersträuchern und unter Ahornbäumen.
    Und wenn Du schläfst. Und wenn Du konzentriert arbeitest.
    Und wenn Du Dein Frühstücksei so schön aufschlägst
    Sogar dann, wenn Dir der Löffel herunterfällt.
    Im Taxi. Und im Auto. Ohne Ausnahme.
    Und am Anfang der Straße. Und an deren Ende.
    Und wenn Du Deine Haare mit dem Kamm teilst.
    In der Gefahr. Und auf dem Karussell.
    Im Meer. In den Bergen. In Pantoffeln. Und barfuß.
    Heute. Gestern. Und morgen. Tags und in der Nacht.
    Und im Frühling, wenn die Schwalben kommen.“
    „Und sommers, wie liebst Du mich da?“
    „Wie das Wesen des Sommers.“
    „Und im Herbst, wenn es Schauer und Launen gibt?“
    „Sogar dann, wenn Du den Schirm verbaselst.“
    „Und wenn der Winter die Fensterrahmen silbern überzieht?“
    „Im Winter liebe ich Dich wie ein lustiges Feuerchen.
    Ganz nah an Deinem Herzen. Bei ihm.
    Und draußen vor den Fenstern Schnee, Krähen auf ihm.“

    ***

    Nach: Anna Rajca, Jerzy Polanicki, Poezja polska od średniowiecza do współczesności, Warszawa 2001, S. 447.

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    Jan Twardowski: Do kaznodziei

    Jan Twardowskis „Do kaznodziei“ (An einen Prediger) gefällt mir außerordentlich gut. Besonders diese Stelle:

    Mów o częstej komunii z Chrystusem
    złotych sercach bijących w ukryciu,
    z katechizmu o cnotach najprościej,
    i że grzechy przeciwko nadziei
    są tak ciężkie jak przeciw miłości

    Nie o śmierci mów z ambony o życiu
    O żonie szukającej z lampą w ręku
    igły zagubionej w ciemny wieczór,
    żeby mąż nie miał skarpet podartych-
    wczesnej wiosny na piętach nie czuł

    Das ist: „Sprich über die häufige Kommunion mit Christus / über Herzen von Gold, die im Verborgenen schlagen / über die Tugenden aus dem Katechismus so einfach wie möglich / und darüber, daß Sünden gegen die Hoffnung / so schwer wiegen wie solche gegen die Liebe // Nicht über den Tod sprich von der Kanzel, sondern über das Leben / Über die Frau, die mit der Lampe in der Hand / am dunklen Abend die verschwundene Nadel sucht / damit ihr Gemahl keinen löchrigen Strumpf habe / die Kälte des Vorfrühlings nicht an der Ferse fühle“

    Können wir uns ein schöneres Bild denken selbstverständlicher, verläßlicher und tiefer ehelicher Liebe?

    Soviel zu Thanksgiving 2015.