Leszek Balcerowicz über ausbleibende Privatisierungen

Leszek Balcerowicz über ausbleibende Privatisierungen

Ex-Wirtschaftsminister Dr. habil. Leszek Balcerowicz, Prof. der SGH in Warschau, dem Polen die rasche Einführung der Markt- und Unternehmerwirtschaft nach dem Ende des Kommunismus verdankt, bemerkt am 28.11.2024 auf X (ehemals Twitter):

Od 2014 r nie było w Polsce żadnej prywatyzacji choć mamy największy po Turcji udział firm państwowych w gospodarce.

(Seit 2014 gab es in Polen keine Privatisierung, obwohl wir einen Anteil von staatlichen Firmen in der Wirtschaft haben, der fast an jenen in der Türkei heranreicht.)

Dies gelte, so Balcerowicz weiter, wenn man die 2015 erfolgte Privatisierung von PKP Energetyka, einem Zweig der polnischen Staatsbahnen, außeracht lasse, die per Wiederverstaatlichung rückgängig gemacht wurde.

In einem Eintrag vom 29.11. ergänzt Balcerowicz seine Bemerkungen durch eine grundsätzliche Frage:

Jakim politykom podoba się własność państwowa?

(1) Wierzącym socjalistom.
(2) Dyktatorom- dominacja własności państwowej daje kontrolę nad społeczeństwem -zob. np Koreę Płn i Kubę.
(3) Oportunistom- bo daje pulę stanowisk do obsadzania.

(Welcher Art Politikern gefällt Staatseigentum?

(1) Sozialisten, die tatsächlich an den Sozialismus glauben.
(2) Diktatoren, da die Vorherrschaft des Staatseigentums Kontrolle über die Gesellschaft herstellt – siehe etwa Nordkorea oder Kuba.
(3) Opportunisten, weil es eine Menge Posten und Pöstchen zum Verteilen schafft.
)

Wie schön: Punkt (3) enthält ein genuin ökonomisches Argument zur Erklärung der Ökonomie-Abneigung vieler Politiker. „Das ist zu einfach!“-Geschrei in 3, 2, 1…

(Beitragsbild: Die beiden Verwaltungsgebäude der 1954 eröffneten Lenin-Hütte in Nowa Huta (Krakau), später Sendzimir-Hütte, heute stillgelegt. Photographiert von Piotr Tomaszewski, Wikipedia, CC BY-SA 4.0.)

Eugeniusz Korkosz: Schuhwerk und Moral

Eugeniusz Korkosz: Schuhwerk und Moral

Niejednego fatalny stan obuwia uchronił przed podjęciem zdecydowanych kroków.

(Manchen hat der fatale Zustand seines Schuhwerks vor dem Unternehmen entscheidender Schritte bewahrt.)

Eugeniusz Korkosz, in: Joachim Glensk (Hrsg.), Współczesna aforystyka polska. Antologia 1945–1984, Łódź 1986, S. 199.

(Beitragsbild: Gemälde von Vincent van Gogh (1886). Wikimedia Commons, gemeinfrei.)

Rückblick auf die PiS

Rückblick auf die PiS

Meinen Artikel über die Wahlen in Polen, besonders die „linke“ Sozialpolitik der PiS-Regierung, finden Sie hier auf den Seiten der Jüdischen Rundschau.

(Bild: Kreuzung in Warschau. John Nzoka, Unsplash.)

Artur Nikolski: Leere Worte

Artur Nikolski: Leere Worte

Przygniatał ich ciężar pustych słów.
(Es erdrückte sie das Gewicht leerer Worte.)

Artur Nikolski, in: Joachim Glensk (Hrsg.), Współczesna aforystyka polska. Antologia 1945–1984, Łódź 1986, S. 273.

(Beitragsbild: Pixabay.)

Eine schöne en-passant-Definition von ökonomischem oder Linkspopulismus

Eine schöne en-passant-Definition von ökonomischem oder Linkspopulismus

…bietet Rainer Zitelmann in seinem neuesten Buch „Der Aufstieg des Drachen und des weißen Adlers. Wie Nationen der Armut entkommen“, das u.a. den wirtschaftlichen Erfolgen Polens gewidmet ist. Dort ist die Rede von

Populisten, die nichts von der Wirtschaft verstehen, aber viel davon, wie man Neid und Ängste der Menschen mobilisieren kann.

Genau. Helmut Schoeck spricht in diesem Zusammenhang von einer „Gesellschaftspolitik des Neides“, Thomas Sowell von „the politics of resentment“. Mehr über den Streit zwischen Neid und Freiheit hier.

(Quellen: Rainer Zitelmann, Der Aufstieg des Drachen und des weißen Adlers. Wie Nationen der Armut entkommen, München: FinanzBuch Verlag 2023, S. 66. Helmut Schoeck, Das Recht auf Ungleichheit, München: Herbig 1980, S. 31. Thomas Sowell, Conquests and Cultures. An International History, New York: Basic Books 1998, S. 186. Beitragsbild: Unsplash.com.)

VDH: „Die neuen, häßlichen Amerikaner“

Vor einigen Jahrzehnten noch habe sich, schreibt Victor Davis Hanson, amerikanischer „Kulturimperialismus“ auf die Attraktivität, die Anziehungskraft der amerikanischen Alltagskultur verlassen können. Levi’s, Starbucks, Apple taten das Ihre. Deshalb war, wie man ergänzen darf, der Begriff „Kulturimperialismus“ ein dummes Wort.

Inzwischen aber herrsche, so Hanson, tatsächlich US-Kulturimperialismus, transnationale Top-down-Zwangsbeglückung, und zwar von der ökologistischen und woken Sorte.

Ein Beispiel für den Öko-Imperialismus aus der Neuen Welt: Im Januar 2022 verhindert die Biden-Regierung die Fertigstellung der EastMed-Erdgaspipeline, eines gemeinsamen Projekts von Zypern, Griechenland und Israel. Hanson kommentiert:

Apparently, our diplomats felt it violated our own New Green Deal orthodoxies. So we imperialists interfered to destroy a vital project of our closest allies.

(Unsere Diplomaten waren offenbar der Meinung, die Pipeline verletze unsere New Green Deal-Grundsätze. Also sind wir Imperialisten eingeschritten, um ein wichtiges Projekt unserer engsten Verbündeten zu verhindern.)

Und hier ein Beispiel für die bündnissprengende Kraft von wokem Imperialismus:

Some of our most loyal allies are in Eastern Europe – Poland, Hungary, the Czech Republic, and Romania. […] They are democratic and pro-American. Yet they are now targeted by our woke imperialists because they remain steadfast as the most religious and traditional of our European allies.

(Einige unserer verläßlichsten Verbündeten sind ostmitteleuropäische Staaten: Polen, Ungarn, Tschechien und Rumänien. Sie sind demokratisch und pro-amerikanisch eingestellt. Trotzdem befinden sie sich im Fadenkreuz unserer woken Imperialisten, weil sie die am stärksten religiös und traditionell geprägten unserer europäischen Alliierten sind und dies nicht ändern wollen.)

Aleksander hr. Fredro: Socyalizm
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Aleksander hr. Fredro: Socyalizm

Socyalizm nierówności wszelkie prędko utrze,
Szlachtę powiesi jutro, nie szlachtę pojutrze.

(Der Sozialismus wird alle Ungleichheiten rasch bereinigen.
Den Adel hängt er morgen, die Nicht-Adligen übermorgen.)

Aleksander hr. (Graf) Fredro, Dzieła (Werke), Bd. 13, Warschau 1880, S. 220. Alte Rechtschreibung.

Das Beitragsbild zeigt nicht Aleksander Fredro, den Sie hier sehen, sondern seinen Sohn Jan Aleksander Fredro, der wie sein Vater Theaterdichter und Schriftsteller war, in der Tracht des polnischen Adels mit leichtem Säbel (karabela). Jan Aleksander war eines zweier Kinder, die aus der Ehe Aleksander Fredros mit der gleichfalls aus adligem Hause stammenden Zofia Jabłonowska hervorgingen. Fredro senior hatte die in sehr, sehr jungen Jahren an einen achtzehn Jahre älteren, steinreichen Edelmann verheiratete Zofia 1817 in Lemberg kennengelernt. Es handelte sich, wenn man der polnischen Wikipedia glauben darf, um Liebe auf den ersten Blick. Doch sollte es zehn Jahre dauern, bis die erste Ehe Zofias geschieden werden konnte. Am 8. November 1828 endlich feierten Graf Aleksander Fredro und seine Zofia Hochzeit.

(Bild: Portret Jana Aleksandra Fredry w stroju szlacheckim. Quelle: Archiwum Nauki PAN i PAU w Krakowie. Prawa autorskie: Utwór w domenie publicznej.)

Henryk Haufa

Są ludzie, dla których – niezależnie od epoki – duch czasu ma jednakową postać. Przełożonego.

(Es gibt Leute, für die der Zeitgeist – unabhängig von der Epoche – ein und dieselbe Gestalt hat. Die des Vorgesetzten.)

Henryk Haufa, in: Joachim Glensk (Hrsg.), Współczesna aforystyka polska. Antologia 1945–1984, Łódź 1986, S. 133