Wilhelm Röpke: Kein Flug ohne adäquate Besatzung

Wilhelm Röpke: Kein Flug ohne adäquate Besatzung

Man kann nicht in die Urwälder Germaniens zurücklaufen wollen, man kann nicht Massenverdummung predigen und einen Sturm zerstörender und zuchtloser Gefühle entfachen, während der Apparat unserer Massenversorgung immer höhere Ansprüche an die Intelligenz und an die Disziplin unserer Menschen stellt. Eine Katastrophe muß eintreten, wenn die Menschen immer dümmer und roher werden, während sich die Technik und die Organisation der Wirtschaft immer mehr verfeinern. 

Wilhelm Röpke, Wirrnis und Wahrheit, Erlenbach-Zürich und Stuttgart 1962, S. 107.

(Bild: The Flying Fish (Model E), erstes „Flying Boat“ von Glenn Curtiss über dem Keuka-See, New York State, 1912. Library of Congress. No known restrictions on publication.)

Blick in Ihre Zukunft

Wie man hier erfährt, wollten einige hundert Menschen in Rotchina vor oder in einer Bank in der Provinz Henan protestieren, die ihnen den Zugriff auf ihre Konten verweigert. Doch kam’s nicht dazu, weil die Covid-Apps vieler Beteiligter (oder Fast-Beteiligter) auf Rot sprangen und jegliches Reisen unmöglich machten.

Grünflation und Kollektivismus

Grünflation und Kollektivismus

Daniel Greenfield bemerkt, dankenswerterweise von der Achse des Guten ins Deutsche übersetzt:

[D]ie Inflation ist kein ungewollter Unfall. Die Linke gibt wie ein besoffener Matrose Geld aus, um ihre Agenda durchzusetzen. Wenn man das Geld entwertet, wird die Mittelschicht ausgelöscht. Dann kann man anschließend die Wirtschaft unter neuen Bedingungen wieder ankurbeln. Biden hat Billionen [d.i. Tausende Milliarden] von Dollar verschwendet und ist nun damit beschäftigt, die „Gier der Unternehmen“ für die hohen Preise verantwortlich zu machen.

So macht man das, wenn man Kollektivismus säen will. Und natürlich geht es um Kontrolle. Worum sonst? Wackere, eigensinnige Hobbits in Dörfern und gediegenen Kleinstädten, die, wie es so schön heißt, ihr Ding machen? Das können Sie vergessen!

Die Linke will nicht, dass die Menschen in kleineren Gemeinschaften leben. Sie hat ganz klar gesagt, dass alle Menschen in Städten leben müssen.

In Groß- und Megastädten natürlich, idealiter in Großwohnsiedlungen des Zuschnitts Arbeiter- oder, in Zeiten der Postmoderne, Prekariatsschließfach. Eine häßliche Umgebung macht gefügig, acht- und mutlos, zynisch.

Die gewollte Verknappung und Verteuerung von fossilen Brennstoffen durch den Widerruf oder die Nichterteilung von Förderungsgenehmigungen –

Bidens Leute haben es gerade wieder einmal geschafft, Öl- und Gaspachtverträge zu sabotieren!

– dient den Fortschrittlern als Mittel,

um die Mobilität einzuschränken und die Bevölkerung zwangsweise in dichten städtischen Clustern unter ihrem Panoptikum zu konzentrieren. Dies sind die gleichen Strategien, die von der Sowjetunion und dem kommunistischen China angewandt wurden. Und sie haben das gleiche Ziel. 

Übertrieben? Hoffentlich haben Sie recht.

(Bild: Männer vor Suppenküche. Quelle: Library of Congress, Prints & Photographs Division, Farm Security Administration/Office of War Information Black-and-White Negatives. Gemeinfrei.)

Die Propaganda in der Propaganda
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Die Propaganda in der Propaganda

Das DDR-Schulbuch „Staatsbürgerkunde 8“ aus dem Jahre 1984, erschienen bei „Volk und Wissen Volkseigener Verlag“, enthält drei Teile: 1. „Sozialistischer Staat und sozialistische Demokratie“, 2. „Grundlegende Rechte und Pflichten der Staatsbürger in der Deutschen Demokratischen Republik“, 3. „Die sozialistische DDR und die imperialistische BRD – zwei Staaten mit gegensätzlicher gesellschaftlicher Ordnung“.

Im dritten Teil kommen zwei Ereignisse zur Sprache, die aus Sicht der damaligen Staatsführung, aber auch aller anderen überzeugten Kommunisten einen Dorn im eigenen Weltbild darstellen: der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 und der Beginn des Mauerbaus am 13. August 1961. Wenn der Sozialismus so herrlich war, wieso sperrten sich die Leute dagegen?

Die Lösung:

In zäher, intensiver Arbeit hatte man in der BRD und in Westberlin, in Washington, London und Paris den „Tag X“ vorbereitet – jenen Tag, an dem die DDR vernichtet werden sollte. […] Am 17. Juni 1953 drangen Provokateure in die DDR ein und gewannen in Berlin, Leipzig, Halle und einigen anderen Städten der DDR Gruppen von Werktätigen zum Streik. (S. 98-99, meine Hervorhebung)

Soweit das James-Bond-Szenario für den 17. Juni. Die Erklärung für den Mauerbau 1961 funktioniert ähnlich:

In einem Blitzkrieg sollte die DDR überrollt werden, nachdem aus Westberlin eingeschleuste Konterrevolutionäre einen Putsch organisiert und eine „neue Regierung“ ausgerufen hätten. (S. 99, meine Hervorhebung)

Das also sollte der Mauerbau verhindern. So weit, so grotesk. Nicht ernstzunehmen. Oder doch?

Denn der Text des Schulbuchs enthält einen Propaganda-Kniff der besonderen Art; er suggeriert, daß viele derjenigen, welche Sozialismus oder Kommunismus ablehnen, Nazis unterstützen oder billigend in Kauf nehmen, daß Nazis ungestraft Verbrechen begehen können. So 1953:

In einigen Fällen wurden faschistische Kriegsverbrecher, die in Strafanstalten der DDR ihre gerechte Strafe verbüßten, aus den Gefängnissen geholt. Sie hetzten die Massen zum Mord an Volkspolizisten und Parteifunktionären auf. (S. 99)

Für das Jahr 1961 wird mit der Unterstellung, daß die Westalliierten zusammen mit der Bundesrepublik Deutschland nicht irgendeinen Krieg, sondern einen „Blitzkrieg“ gegen die DDR geplant hätten, die Idee nahegelegt, daß der „Imperialismus“ – die freien Staaten des Westens – in irgendeiner Weise das Werk der Nazis fortsetze.

Beides ist natürlich Unsinn. Wer für die Freiheit und folglich (u.a.) gegen Sozialismus und Kommunismus eintritt, hat keinerlei Interesse daran, einen mörderischen Kollektivismus durch einen anderen, noch abscheulicheren Kollektivismus zu ersetzen.

Wir erkennen die Propaganda in der Propaganda.

Bild: Pixabay.

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Helmut Schelsky (1974)

Leerformeln sind immer Herrschaftsformeln, Herrschaftsinstrumente.

Helmut Schelsky

Helmut Schelsky, „Herrschaft durch Sprache“ (erschienen am 12.04.1974), in: ders., Der selbständige und der betreute Mensch, Frankfurt a.M. 1978, S. 116-120, hier S. 119 (gekürzt).

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Tu quoque, Freundchen!

Der Soziologe Helmut Schoeck schreibt in seinem Buch Das Recht auf Ungleichheit, veröffentlicht vor rund vierzig Jahren:

Der Anarchist im 19. Jahrhundert bis zum 1. Weltkrieg mußte nach Möglichkeit ein gekröntes Haupt ermorden. Seine Feindliste war eine verhältnismäßig kleine Zahl von an sich gut schützbaren Personen. Für den Terroristen der letzten 10 Jahre [d.i. seit etwa 1970] ist aber durch die Gesellschaftskritik der Neuen Linken die Opferliste, das Feindbild ungewöhnlich ausgeweitet worden. Alle Formen der Linken, von der gemäßigten bis zur extremen, haben seit rund 20 Jahren durch ihre gemeinsame Diffamierung der sogenannten Mittelklassengesellschaft, der „Wohlstandsgesellschaft“, der „Konsumgesellschaft“, die Ziele für Anarchisten und Terroristen vervielfacht. Es gibt seit einigen Jahren praktisch unzählige Personen und Institutionen, die sich ein Terrorist als Ziel aussuchen kann, unter Beibehaltung eines guten Gewissens aus seiner Sicht der Dinge. So ziemlich jeder Einwohner eines nördlichen Industrielandes, den man als angeblichen Ausbeuter der Dritten Welt seit 20 Jahren diffamiert hat, läßt sich guten Gewissens stellvertretend für die reichen Industrieländer wegen seiner sogenannten Verbrechen an der Dritten Welt hinrichten.

Helmut Schoeck, Das Recht auf Ungleichheit, München u. Berlin 1979, S.258-259. Zitiert nach der 2. Auflage 1980.

David P. Goldman: China

Alle reden von kulturellen Unterschieden. David P. Goldman (Spengler) rät dazu, dergleichen Differenzen ernstzunehmen:

There are fewer Marxists in China than in Cambridge, Massachusetts. China has been governed by a Mandarin caste selected by standardized exams for more than 2,000 years, and the Communist Party is merely today’s name for the new Mandarin bureaucracy. 

(Es gibt weniger Marxisten in China als an der Harvard-Universität in Cambridge, Massachusetts. China ist über 2.000 Jahre lang von einer Kaste von Mandarinen regiert worden, die mittels standardisierter Examnia ausgewählt wurden, und die kommunistische Partei des Landes ist bloß der heutige Name für die gegenwärtige Bürokratie von Mandarinen.)

Goldman warnt davor, gewisse Fehler zu wiederholen:

A lot of Americans have a warm-and-fuzzy illusion that the Chinese people would embrace American-style democracy if it weren’t for the nasty ChiComs in power. That’s the same kind of thinking that got us into endless wars in the Middle East.

(Viele US-Amerikaner erliegen der herzerwärmend-wattigen Illusion, daß das chinesische Volk eine Demokratie nach US-Vorbild wollen würde, wenn nur die bösen chinesischen Kommunisten nicht an der Macht wären. Solche Ideen gleichen demjenigen Denken, welches uns in endlose Kriege im Mittleren Osten verstrickt hat.)

Anregende Lektüre – hier.

Richard Fernandez: Verlassen Sie sich nicht darauf, daß es sieben Wochentage geben wird
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Richard Fernandez: Verlassen Sie sich nicht darauf, daß es sieben Wochentage geben wird

Schöner Artikel von Richard Fernandez über die Gefahren des Social Engineering, wobei mir – Popper entgegen – immer weniger entscheidend scheint, ob das Social Engineering in Form eines großen Wurfes oder nur piecemeal vonstatten gehe, weil es ja selbstverständlich auch antibürgerliche Radikale mit Ausdauer und Oikophobe mit Geduld gibt: Leute, die ihren großen Wurf auf viele kleine Würfchen zu verteilen geneigt sind. Fernandez:

Social engineering is alive and well and with the aid of technology more potent than ever.  (Dem Social Engineering geht’s gut und es ist bei Kräften – mit der Hilfe neuer Technologien einflußreicher denn je.)

Bitte lesen Sie den Artikel (in englischer Sprache).

(Bild: Pixabay.)