Hatespeech, überall Hatespeech

Hatespeech, überall Hatespeech

Wie kann er nur? ZDF-Mitarbeiter Achim Winter macht sich darüber lustig, was von der Amadeu-Antonio-Stiftung, die sich – bewußt antiteutonisch – ohne Bindestriche schreibt, als Kampf gegen Hatespeech betrieben wird. Das geht nun gar nicht. Schon springen die ersten Lästermäuler, Zersetzer und Rechtspopulisten auf…

Siehe auch: Manfred Haferburg und Mark Steyn zum Thema.

Brexitus

Brexitus

Einige der Reaktionen auf den Entschluß des Vereinigten Königreichs, seine Geschicke außerhalb der Brüsseler Herrschaft zu suchen, wirken rundweg hysterisch. Darunter findet sich der Hinweis auf altersbedingte Vorlieben – wie z.B. auf dieser Graphik im Stern, die „Alte“ und „Junge“ gegenüberstellt: Die jüngere Generation habe pro Europa abgestimmt, die Älteren für den Brexit. In zeitgeistig korrekter Lesart bedeutet das: Die Ollen haben den Jungen die Zukunft verhunzt.

In der FAZ verkündet Mathias Müller von Blumencron, die ältere Generation verbaue

ihren Nachfahren die Zukunft. […] Es wird Zeit für eine neue Rebellion. Es wird Zeit, dass die Jüngeren wieder härter mit den Älteren abrechnen. Es wird Zeit für einen Aufstand der Zukunfts-Ideen gegen das Rückwärts-Ideal.

Die Jüngeren mögen, resümiert von Blumencron, „ihre Zukunft in ihre eigene Hand nehmen und den Populisten Einhalt gebieten.“

Nun sind Populisten – natürlich – immer die Anderen. In diesem Falle wohl alle, die den EU-Träumen eines von Blumencron nicht zustimmen. Mit dergleichen Ad-hominem-Etüden ist schon lange kein Blumenpott mehr zu gewinnen. Gleichwohl bestürzt der Aufruf an die Jüngeren, „wieder härter mit den Älteren ab[zu]rechnen“, in seiner Heftigkeit. So fragt denn auch Nicolaus Fest „Ist dieser SA-Slang der FAZ angemessen, und angemessen einer demokratischen Entscheidung?“

Haben die Jungen stets recht?

Oder gereicht eine Präponderanz der Halb- und Unerfahrenen zum zivilisatorischen Manko? Hören wir dazu Götz Aly:

Wie alle Revolutionäre erzeugten die überaus jungen Gefolgsleute der NS-Bewegung die Aura des Jetzt-oder-nie. Zum Zeitpunkt der Machtübernahme 1933 war Joseph Goebbels 35 Jahre alt, Reinhard Heydrich 28, Albert Speer 27, Adolf Eichmann 26, Josef Mengele 21, Heinrich Himmler und Hans Frank waren 32. Hermann Göring – einer der Älteren – hatte gerade den 40. Geburtstag gefeiert. Noch mitten im Krieg konnte Goebbels aus Anlass einer statistischen Erhebung feststellen: „Danach beträgt das Durchschnittsalter der führenden Persönlichkeiten auch in der mittleren Schicht der Partei 34 und innerhalb des Staates 44 Jahre. Man kann also in der Tat davon sprechen, dass Deutschland heute von seiner Jugend geführt wird.“ Zugleich verlangte er nach „personeller Auffrischung“.

Für die Mehrzahl der jungen Deutschen bedeutete der Nationalsozialismus nicht Diktatur, Redeverbot und Unterdrückung, sondern Freiheit und Abenteuer. Sie sahen darin eine Verlängerung der Jugendbewegung, ein körperliches und geistiges Anti-aging-Programm. Die tonangebenden 20- bis 30-Jährigen erhoben sich 1935 verächtlich über die Kleingeister. Sie sahen sich als moderne, antiindividualistische Tatmenschen. Sie belächelten des „Spießers Sorgen – denn uns gehört das große Morgen“. […]

Im Jahr 1933 ergriffen Studenten und frisch gebackene Hochschulabsolventen die Macht. Zu ihnen gehörten die rebellischen Kinder der alten Eliten und die selbstbewusst gewordenen jungen Männer, die vom sozialdemokratisch geförderten Aufstieg der Republik profitiert hatten. Die Heterogenität ihrer Herkunft überwanden sie in der sozialromantischen, zugleich technizistisch-modern ausgelegten Utopie vom nationalen Sozialismus. Sie begriffen sich und ihresgleichen als Avantgarde eines „jungen Volkes“. Aus Erfahrung skeptische Alte verspotteten sie als „Friedhofsgemüse“, lang gediente, prinzipienfeste Beamte als „Herrschaften, denen der Kalk aus den Hosen rieselt“. […] Der Nationalsozialismus kann aus guten Gründen als Jugenddiktatur begriffen werden. Sie entwickelte sich binnen weniger Jahre zu dem im zerstörerischen Sinn erfolgreichsten Generationsprojekt des 20. Jahrhunderts. (Götz Aly, Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus, Frankfurt a.M. 2006, S. 12-15.)

Natürlich geht es hier nicht darum, den „Remain!“-Stimmenden zu unterstellen, sie seien Nazis; dergleichen „Argumente“ führen Andere.  Alys Ausführungen verdeutlichen so drastisch, wie es in unserer lauten Zeit notwendig sein mag, daß das „Friedhofsgemüse“ womöglich ernster zu nehmen sei, als es in unseren Tagen geschieht, und dasjenige, worauf „lang gediente, prinzipienfeste Beamte“ klopfen, nicht schlankerhand abgetan werden sollte. (Alys Hinweis auf Sozialromantik und Technokratie sei gegenwärtig übergangen, obschon daraus einiges zu machen wäre.)

Besonders drollig wirkt, daß von Blumencron den Brexit-Befürwortern Verzagtheit unterstellt, als könne er ihnen von Ferne in die Seelen blicken. Die Brexit-Befürworter seien

die neue Generation „Nein Danke“, eine Generation, in der sich die Furcht um die Zukunft mit einer eigenartigen Sorge um die Reinheit der Heimat zu einem Cocktail aus Verzagen und Abgrenzen mischt.

Das ist viel zu einfach. Wagemut und Abenteuersinn könnten auch entgegengesetzt verteilt sein, wie David P. Goldman (Spengler) in seiner Kolumne „Britain embraces risk once again“ ausführt:

Along with all the pundits, I underestimated the British–a common enough error, which puts me in the distinguished company of the whole of the mainstream media, the vast majority of hedge funds, not to mention Philip II of Spain, Napoleon, and Hitler. In a May 2 dispatch from England I wrote that the British had lost their appetite for risk, as a modest post-Imperial power with a lot to be modest about. On the contrary, the British took the plunge, and that by itself is a good thing. The outcome of Brexit is uncertain, yet the British chose to bet on it. Betting on uncertain outcomes is the key to success in economics–as well as love, war, art, and life.

Europe is dying of risk-aversion. Its unabated economic misery stems from its refusal to embrace uncertainty. The propensity to bear the burden of uncertainty does not stem from economic policy alone. First and foremost it is a cultural trait. […]

I agree […] that “Brexit’s consequences will be neutral to moderately negative for the UK.”  In the short run, and in a static framework, leaving the EC will cost Britain some investment and trade. But there is something much more important at work. For both good and evil, the British once were the world’s preeminent risk-takers: inventors, tinkerers, entrepreneurs, builders, as well as adventurers, traders and Imperial conquerors. Their enterprising spirit put nearly half the world under their rule before their empire crumbled. One can find odious apologies for the British Empire (for example by Niall Ferguson) and nonetheless acknowledge that the British had real grit. Perhaps they will get it back after their long post-Imperial slumber.

Schon wägt Gunnar Heinsohn die wirtschafts- und sicherheitspolitischen Aussichten für das Vereinigten Königreich mit einer Hingabe, als gelte es, einen Adelstitel zu erlangen…  Godspeed, thou sceptered isle.

Alles falsch

Alles falsch

Die Zeiten sind schlecht: die freiheitsverbürgenden Institutionen der Bundesrepublik Deutschland werden umgangen oder geben sich selbst auf, bestürzend viele Maschinen der Luftwaffe sind flugunfähig, und der Besuch von Läden, in denen Herrenbekleidung angeboten wird, macht auch immer weniger Freude. Was hat man dem bürgerlichen, westlichen Kleidungsstück schlechthin, dem Anzug und seinen Ablegern, dem Sportsakko etc. angetan?! Werfen Sie einen Blick auf unser (durchaus ansehnliches) Modell: Die Jacke wirkt im ganzen zu kurz, wie eingelaufen. Die Rockschöße müßten wenigstens vier Zentimeter länger sein, um als Rockschöße durchgehen zu können; wie sie sind, taugen sie allenfalls als Joppenschößchen. Über die Position der Knöpfe wäre ein ganzer Traktat zu schreiben; das nach oben gerutschte Revers verdiente ebenfalls ein paar Worte.  Und dann die Schulterpartie, du meine Güte: Die schwindsüchtigen Schulterpölsterchen tragen zum Eindruck des Eingelaufen-Seins bei; im Zusammenspiel mit den zu kurzen Rockschößen mindern sie den sowohl streckenden als auch, auf Höhe der Schultern, verstärkenden Eindruck, den klassische Herrenbekleidung hervorzurufen pflegt. Die gesamte Silhouette wirkt im besten Fall adoleszent, in freier Wildbahn aber, wo das Sakko kaum noch das obere Drittel der Gesäßtaschen von (unserem Modell in der Regel an Anmut unterlegenen) Jeans- und Chinosträgern bedeckt, enervierend unbeholfen: Man hat den Eindruck, eine Parodie vor sich zu sehen…

Insofern freilich paßt der Trend gar nicht schlecht: Nachbürgerliche Kleidung für eine Gesellschaft, die alles sein will, nur nicht bürgerlich.

 (Sie finden das ungerecht? Immerhin habe ich für das Beitragsbild ein noch recht manierliches Beispiel ausgewählt. Klicken Sie, schauen Sie ein wenig herum: Schlimmer geht’s immer.)

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Mark Steyn: Humorlosigkeit als Symptom des neuen Totalitarismus

Der unbezahlbare Mark Steyn über die beklagenswerte Tendenz, Witze, Scherze und Bemerkungen frotzelnden oder sarkastischen Zuschnitts übelzunehmen und/oder zu kriminalisieren: Humor-Feindlichkeit als Tyrannei-Indikator. – Höchst amüsante, wichtige und gegen Ende auch erbauliche Bemerkungen, die Sie hier finden.

Zbigniew Herbert: Mój ojciec (in deutscher Übersetzung)
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Zbigniew Herbert: Mój ojciec (in deutscher Übersetzung)

Mój ojciec bardzo lubił France’a
i palił Przedni Macedoński
w niebieskich chmurach aromatu
smakował uśmiech w wargach wąskich
i wtedy w tych odległych czasach
gdy pochylony siedział z książką
mówiłem: ojciec jest Sindbadem
i jest mu z nami czasem gorzko

przeto odjeżdżał Na dywanie
na czterech wiatrach Po atlasach
biegliśmy za nim zatroskani
a on się gubił W końcu wracał
zdejmował zapach kładł pantofle
znów chrobot kluczy po kieszeniach
i dni jak krople ciężkie krople
i czas przemija lecz nie zmienia

na święta raz firanki zdjęto
przez szybę wyszedł i nie wrócił
nie wiem czy oczy przymknął z żalu
czy głowy ku nam nie odwrócił
raz w zagranicznych ilustracjach
widziałem jego fotografię
gubernatorem jest na wyspie
gdzie palmy są i liberalizm

*

Mein Vater liebte Anatole France
und rauchte Selbstgedrehte
in den himmelfarbenen Duft-Wolken
schmeckte ihm sein Lächeln auf den schmalen Lippen
und damals in diesen weit zurückliegenden Zeiten
als er gebeugt saß über einem Buch
sagte ich: Vater ist ein Sindbad
und mit uns ist es ihm manchmal bitter

weshalb er aufbrach Auf dem Teppich
auf allen Winden Durch die Atlanten
rannten wir ihm nach voller Sorge
doch er blieb verloren Am Ende kehrte er zurück
legte den Duft ab schlüpfte in die Pantoffeln
aufs neue das Geräusch der Schlüssel in den Taschen
und Tage wie Tropfen schwere Tropfen
und die Zeit vergeht aber sie verändert nicht

einmal vor den Feiertagen nahmen wir die Gardine ab
da ging er durch die Scheibe hinaus und kehrte nicht wieder
ich weiß nicht ob er bedauernd die Augen halb schloß
ob er sein Haupt nicht uns zuwandte
einmal in einer ausländischen Illustrierten
habe ich sein Bildnis gesehen
er ist Gouverneur auf einer Insel
wo es Palmen gibt und Liberalismus

***

Nach: Anna Rajca, Jerzy Polanicki, Poezja polska od średniowiecza do współczesności, Warszawa 2001, S. 561.

Wer, des Polnischen nicht mächtig, den Klang des Originals hören möchte, findet hier eine Lesung durch den Schauspieler Marek Kondrat. Eine vertonte Version hier.

Konstanty Ildefons Gałczyński: Rozmowa liryczna (in deutscher Übersetzung)
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Konstanty Ildefons Gałczyński: Rozmowa liryczna (in deutscher Übersetzung)

– Powiedz mi, jak mnie kochasz.
– Powiem.
– Więc?
– Kocham cie w słońcu. I przy blasku świec.
Kocham cię w kapeluszu i w berecie.
W wielkim wietrze na szosie, i na koncercie.
W bzach i w brzozach, i w malinach, i w klonach.
I gdy śpisz. I gdy pracujesz skupiona.
I gdy jajko roztłukujesz ładnie
nawet wtedy, gdy ci łyżka spadnie.
W taksówce. I w samochodzie. Bez wyjątku.
I na końcu ulicy. I na początku.
I gdy włosy grzebieniem rozdzielisz.
W niebezpieczeństwie. I na karuzeli.
W morzu. W górach. W kaloszach. I boso.
Dzisiaj. Wczoraj. I jutro. Dniem i nocą.
I wiosną, kiedy jaskółka przylata.
– A latem jak mnie kochasz?
– Jak treść lata.
– A jesienią, gdy chmurki i humorki?
– Nawet wtedy, gdy gubisz parasolki.
– A gdy zima posrebrzy ramy okien?
– Zimą kocham cię jak wesoły ogień.
Blisko przy twoim sercu. Koło niego.
A za oknami śnieg. Wrony na śniegu.

*

„Sag mir, wie Du mich liebst.“
„Werd’ ich.“
„Also?“
„Ich liebe Dich in der Sonne. Und im Licht der Kerzen.
Ich liebe Dich im Hut und in der Baskenmütze;
Im starken Wind auf der Straße und im Konzertsaal,
In Fliedern und unter Birken, in Himbeersträuchern und unter Ahornbäumen.
Und wenn Du schläfst. Und wenn Du konzentriert arbeitest.
Und wenn Du Dein Frühstücksei so schön aufschlägst
Sogar dann, wenn Dir der Löffel herunterfällt.
Im Taxi. Und im Auto. Ohne Ausnahme.
Und am Anfang der Straße. Und an deren Ende.
Und wenn Du Deine Haare mit dem Kamm teilst.
In der Gefahr. Und auf dem Karussell.
Im Meer. In den Bergen. In Pantoffeln. Und barfuß.
Heute. Gestern. Und morgen. Tags und in der Nacht.
Und im Frühling, wenn die Schwalben kommen.“
„Und sommers, wie liebst Du mich da?“
„Wie das Wesen des Sommers.“
„Und im Herbst, wenn es Schauer und Launen gibt?“
„Sogar dann, wenn Du den Schirm verbaselst.“
„Und wenn der Winter die Fensterrahmen silbern überzieht?“
„Im Winter liebe ich Dich wie ein lustiges Feuerchen.
Ganz nah an Deinem Herzen. Bei ihm.
Und draußen vor den Fenstern Schnee, Krähen auf ihm.“

***

Nach: Anna Rajca, Jerzy Polanicki, Poezja polska od średniowiecza do współczesności, Warszawa 2001, S. 447.