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Nostalgie

Wie man hört, sollen in vergleichsweise wenigen Jahren Kraftfahrzeuge mit Otto-, Wankel- oder Dieselmotor nicht mehr zugelassen werden dürfen. Nehmen wir das zum Anlaß für ein wenig Nostalgie, einen Blick in Gegenrichtung.

Erinnern Sie sich sich an die Zeit, als noch kein Computer zwischen Ihnen und Ihrem Auto saß, als der Motor Ihres Wagens noch einen Hubraum hatte, der den Namen verdient, keine 1,2 Liter von grünen Gnaden, und ein Geräusch von sich gab, das Freude machte?

Okay, was über das Geräusch bemerkt wurde, mag für das Exemplar unten rechts nur bedingt gelten, und ob der Wartburg ganz oben in der rechten Spalte mehr Freude als Verdruß bereitete, bleibe dahingestellt. Aber das sind Kleinigkeiten, die ein rückblickendes Lächeln kaum zu trüben vermögen.

Und dann ist da noch diese Meldung vom 16. Juni: Kalifornien sorgt sich, ob seine Stromversorgung ausreiche, und bittet seine Einwohner, am Donnerstag, den 17. Juni, zwischen 17.00 und 22.00 Uhr u.a. auf das Aufladen von Elektro-PKWs zu verzichten. „Flex Alert“ nennt sich das.

Alle Bilder: Pixabay.

Autoschlüssel

Zum Diebstahl von über tausend Autoschlüsseln auf dem VW-Gelände in Emden hat Ramin Peymani alles Notwendige gesagt. Es können darüber hinaus aber noch einige Kleinigkeiten bemerkt werden. Zunächst fällt der schöne Begriff „Abgasautos“ in einem Greenpeace-Tweet auf, der in einem von Peymani verlinkten Artikel der Epoch Times eingebettet ist. Ein schönes Wort, „Abgasautos“. Glauben unsere Umwelt- und Klima-Idealisten (in ihrer oft auf Erdölprodukte zurückgehenden Sport- und Funktionskleidung), die Produktion von Automobilen, welche schwere Akkumulatoren an Bord haben, die selbst ja übrigens auch nicht an Bäumen wachsen, sei ohne „Abgase“ möglich? Selbige Frage wäre bezüglich der Gewinnung von Öko-Strom zu stellen, mit dem die Tugendwedler-Karossen betrieben werden sollen, denn Solarpanels und Windkraftwerke bauen sich ja auch nicht von selbst, verbrauchen Landschaft, wollen, wenn sie erst einmal stehen, gewartet oder gar enteist werden, was ebenfalls kaum ohne Ressourcenverbrauch – „Abgase“ – zu verwirklichen sein dürfte.

„I think, you’re taking a lot of things for granted“ (Milton Friedman zu Phil Donahue, hier ab 2 Min. 10 Sek.): Manche Leute setzen da eine ganze Menge voraus, scheint mir.

Licht und Schatten. Eine Sieferle-Rezension

Der „Eiertanz“ (Popper 1984: 109) um Rolf Peter Sieferles 2017 im Verlag Antaios erschienenes Büchlein Finis Germania, zwischenzeitlich persona non grata auf der Bestsellerliste von Norddeutschem Rundfunk und Süddeutscher Zeitung, ist weithin bekannt (Müller 2017, Wang 2017). Die gegenwärtige Rezension befaßt sich nicht mit der Antaios-Publikation, sondern mit Sieferles Abhandlung Das Migrationsproblem, die ebenfalls 2017 erschienen ist, bei Manuscriptum.

Sieferles Migrationsproblem teilt sich in fünf Teile: „Migrationsursachen“, „Situation in den Zielländern“, „Narrative zur Legitimation“, „Motive der Akteure“, „Die längere historische Perspektive“. Der Großteil seiner Erwägungen betrifft die Situation in Europa, mithin jene Länder, die Ziel der Migration sind. Hier sieht der habilitierte Historiker Tendenzen zur Selbstdestruktion am Werke, die mit geregelter oder ungeregelter Einwanderung nichts zu tun haben, wohl aber von ihr verstärkt werden. Seine Argumente entstammen der – wenn man möchte, ‚klassischen‘ – liberalen[1] und auch der konservativen Kritik an der modernen Massendemokratie; die Ausuferung des Sozialstaats, deren volkswirtschaftliche und moralische Folgen werden beklagt. „Ein Produkt dieser Entwicklung“, so Sieferle im Anschluß an Helmut Schelsky, sei

der „betreute Mensch“, der die Vielfalt von sozialstaatlichen Leistungen, die ihm zufließen, für selbstverständlich hält: Bildung/Ausbildung, Gesundheitswesen, Infrastruktur, Kindergärten, Erziehungsgeld, Schwimmbäder, Sportstadien, Altersheime etc. Der betreute Mensch wird im Zuge dieser Entwicklung immer weicher und unselbständiger. Die Jungen werden zu Mädchen erzogen. Die Menschen werden empfindlicher, allergischer, veganer. (111-112)

Ein solcher Dekadenz-Befund ist nichts Neues, geschweige denn Originelles – aber auch nichts Überholtes! –, und sein Vorkommen ist weder auf das beginnende einundzwanzigste Jahrhundert, noch auf Deutschland beschränkt. Doch beeinträchtigt dieser Umstand keineswegs das Vergnügen, Sieferles Migrationsproblem zu lesen. Denn sein Buch schöpft aus der europäischen Bildungstradition seit der Antike, spricht von Barbaren, wo Barbaren (jeglicher Zeit und Herkunft) gemeint sind, und ruft damit einen gelinden, deshalb desto wirkmächtigeren Anklang an das Schicksal des (west-)römischen Reiches hervor; es nennt „ochlokratische Tendenzen“ als grundlegendes Problem jeder Demokratie (92), bezeichnet die gegenwärtigen Europäer im abschließenden Kapitel über mehrere Seiten mit Nietzsches Zarathustra als „letzte Menschen“ (130-132). Der Nietzsche-Bezug bleibt unausgewiesen; wie ja auch die Anklänge an Helmut Schoecks gewaltige Studie Der Neid zwar merklich sind, aber nicht belegt werden. Arnold Gehlen, Max Scheler und Max Weber stehen (ebenfalls nicht immer genannt) Pate, wo Sieferle mit den Begriffen der Hypermoral und Gesinnungsethik arbeitet, die Moral eines allumfassenden Humanismus als etwas Gefährliches, da Selbstzerstörerisches begreift.

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Global Warming 2019

Global Warming 2019

Wie man hört, sind im Westen der USA – eine Woche nach Herbstanfang – drei Fuß Schnee gefallen. Und das nicht in einer kleinen Ecke, sondern in den Staaten Kalifornien, Oregon, Washington, Montana, Idaho, Nevada und Utah. Da wurde irgendjemand nicht gebrieft.

Drei Fuß entsprechen 91,44 cm.

(Bild: Jason Gillman, Pixabay.)

Jordan Peterson über (den Kampf gegen) den Klimawandel
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Jordan Peterson über (den Kampf gegen) den Klimawandel

Jetzt werden Sie einwenden: „Was hat ein klinischer Psychologe über den Klimawandel oder Bemühungen zu sagen, die den Klimawandel mindern sollen?“ Völlig richtig. Dennoch lohnt es, die sechseinhalb Minuten zu investieren. Denn Jordan Peterson betrachtet die Angelegenheit als komplexes Problem und im Hinblick auf Ziel-Hierarchien, unterstreicht, wie wenig wir wissen, mit welchen Unschärfen Lösungsvorschläge geschlagen sind, welche überraschenden, da mutmachenden Fakten berücksichtigt werden sollten usw. Die Bundesrepublik Deutschland kommt auch vor. Als Negativbeispiel.

Außerdem ist Petersons kurze Stellungnahme in Stil und Durchführung unnachahmlich. In diesem Video beginnend mit der Frage an Peterson nach 20 Minuten und 20 Sekunden:

Der verdeckte Lehrplan

Das bei Cornelsen erschienene Deutsch-als-Fremdsprache-Lehrbuch Prüfungstraining DSD Stufe 1 (2012) von Jürgen Weigmann läßt den Jammer unseres durchideologisierten Schulsystems deutlich hervortreten. Hören Sie selbst:

Für die meisten Tiere auf der Erde und für den Menschen bringt der Klimawandel Probleme mit sich.

So beginnt einer der Texte für eine Auswahlübung (S. 147). Gleich danach (S. 148) heißt es:

Trotz Klimaerwärmung ist das Eis in der Antarktis noch immer sehr dick und Blauwale scheinen sich im eisigen Wasser sehr wohlzufühlen.

Man hätte die sich dort tummelnden Meeressäuger als Erfolg konkreter Artenschutz-Maßnahmen feiern können, ohne eine Weltuntergangsdrohung an den Beginn zu setzen – piecemeal social engineering (Karl R. Popper) statt Apokalypse. Aber das wäre wohl zu ‚einfach‘ gewesen. Zumal ja immer noch – sorry, „noch immer“ – viel zu viele Menschen in Deutschland mit dem falschen Bewußtsein herumlaufen (S. 130):

Ich habe das Thema gewählt, […] weil ich der Meinung bin, dass wir noch viel zu wenig tun, um unsere Umwelt zu schützen.

Oder (ebd.):

Umweltschutz ist ganz wichtig. […] Wir brauchen eine Welt, die gesund und schön ist.

Das ist nett. Zumal gerade bundesdeutscher Windmühlen-Wahn die Welt ja wirklich „gesund und schön“ macht. Geht aber eine solche Bestimmung nicht schon ins Neopagane, nähert sich der Kult um Jugend und Gesundheit nicht bedenklich rechtem Gedankengut an?

Irritierend wirkt zuweilen der Zeitplan (ebd.):

Deswegen finde ich es sehr gut , dass unsere Stadt damit begonnen hat, Maßnahmen zum Schutz der Umwelt zu ergreifen.

Sollte Cornelsen diesen Text aus alten Verlagsbeständen recycelt haben? „Begonnen hat“ paßt eher zu den, sagen wir, siebziger oder achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Das Lehrbuch hingegen gibt 2012 als Erscheinungsjahr an, eine volle Generation später.

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