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Deutschland ohne Google-Campus

Wie Michael Kreutz auf transatlantic annotations bemerkt, haben London, Warschau, Madrid, Sao Paulo, Seoul und Tel Aviv einen Google-Campus, nicht aber Berlin. Unsere glücklose Hauptstadt habe es vor drei Jahren fertig gebracht, einen solchen Campus in ihren Mauern zu verhindern – in recht unflätiger Weise übrigens. Der Software-Gigant möchte bis auf Weiteres kein derartiges „Inspirationszentrum für Startup-Gründer, die Google früh an sich binden will“ (Kreutz), in Deutschland betreiben.

Nun mag man von Google halten, was man will. Daß Google sich woke geriert, seine Suchmaschine entsprechend kalibriert, darf als allgemein bekannt gelten; es schlug im Falle James Damores einige Flocken. Der woke-pädagogische Einschlag Googles wurde von Douglas Murray in seinem Buch The Madness of Crowds (2019) ausführlich besprochen. Das aber ist etwas anderes als die naßforsche Kapitalismus-Feindschaft in vielen Kiezen der Bundeshauptstadt. Kreutz kommentiert:

Berlin ist zu einem wahren Soziallabor geworden, in dem wir das Deutschland der Zukunft aufleuchten (und vielleicht schon bald verlöschen) sehen.

Zweifellos. Aber immerhin sind wir Marktführer in Lastenfahrrädern – oder werden es bald sein.

Impfzwang, nicht Impfpflicht
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Impfzwang, nicht Impfpflicht

„Pflicht“ klingt nach Höherem. Nicht umsonst kommt das Wort im Libretto der „Zauberflöte“ rund ein dutzendmal vor. Andreas Tiedtke rät in einem klugen, klar geschriebenen Artikel auf den Seiten des Ludwig von Mises Instituts Deutschland, Pflicht und Zwang auseinanderzuhalten. Und natürlich hat er mehr im Blick als ein bloßes Wortproblem, eine Haarspalterei, wo er darlegt,

wieso eine Impfpflicht (das heißt: „Ich verpflichte mich“) und ein Impfzwang (das heißt: „Ich werde gezwungen, habe mich aber NICHT dazu verpflichtet“) etwas Grundverschiedenes sind.

Rechte und Pflichten entstehen aus Verträgen, aus Vereinbarungen. Deshalb führen Rechte und Pflichten stets zu einem neuen Pareto-Optimum, also zu einer Win-win-Situation aus der Sicht der Beteiligten. Wenn ich mich beispielsweise freiwillig verpflichte, dir ein Auto zu liefern, und du verpflichtest dich, mir dafür 20.000 Euro zu geben, dann stellen wir uns beide besser.

Mir sind die 20.000 Euro lieber als das Auto. Dir ist das Auto mehr wert als die 20.000 Euro, die du dafür ausgibst. Der freiwillig geschlossene Vertrag stellt also dich und mich besser – im Vergleich zu einer Situation, in der wir den Vertrag nicht geschlossen hätten (oder nicht hätten schließen können).

Ich kann aber keinen Dritten in diesem Sinne verpflichten ohne dessen Einwilligung. Wenn ich dich „verpflichte“, mir 1.000 Euro zu geben, und ich dir drohe, dich einzusperren, falls du mir das Geld nicht gibst, dann verpflichte ich dich in Wirklichkeit nicht, sondern ich zwinge dich zu etwas. 

Tiedtkes Ausführungen überzeugen. Sie werfen Licht ins Dunkel des bundesrepublikanischen Diskurses, und das bleibt selbst dann wertvoll, wenn man grundsätzliche Einwände gegen den Kontraktualismus berücksichtigt.

Übrigens tauchen Vereinbarungen, die auf wechselseitiger Selbstverpflichtung basieren, nicht bloß im Pekuniären auf. Ganz im Gegenteil. Vielleicht kennen Sie das herrliche „If ye love me“ in der Vertonung von Thomas Tallis. Der gesungene Text aus dem Johannisevangelium lautet: „If ye love me, keep my commandments. And I will pray the Father, and he shall give you another Comforter, that he may abide with you for ever; Even the Spirit of truth“ (KJV, deutsch hier; meine Hervorhebungen).

Wenn das kein Kontrakt ist, was dann?

Bild: Winslow Homer, Eight Bells (Wikimedia, gemeinfrei).

Noch einmal Australien: Covid Internment Camps

Wie übersetzen wir „Covid Internment Camps“? Australien betreibt mehrere solcher Camps, in die Leute verbracht werden, weil sie Kontakt mit positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen hatten. Hier berichtet eine junge Frau über ihre Erfahrungen in einem solchen Camp. Sie berichtet u.a. von einer gewissen Macht- und Rechtlosigkeit, die sich in Drohungen des dortigen Personals äußerte, ihren unfreiwilligen Aufenthalt (von 14 Tagen) zu verlängen, sowie darin, daß ihr kein juristischer Beistand zugänglich war – weder im Camp, noch vor ihrer Verbringung. Zur Lage in Australien siehe auch hier.

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Bill Whittle: Tritt mich!

Der Westen, sagt Bill Whittle, trage ein Zettelchen auf dem Rücken. Auf dem Zettelchen stehe: Tritt mich! Das Zettelchen seien unsere Eliten, deren Anmutung. Die Feinde des Westens erkennten, so Whittle weiter, daß es dem Westen an Ernsthaftigkeit mangle; es wachse die Wahrscheinlichkeit, daß die Feinde des Westens daraus schließen: Jetzt oder nie!

Die Möglichkeit des Irrtums

Wertvoller, nachdenklicher Artikel von Annette Heinisch auf Die Achse des Guten über die Bedenkenlosigkeit im Umgang mit den Covid-Impfstoffen. Die Autorin weist auf die stets bestehende Möglichkeit hin, daß man – also der Einzelne, ein Gremium, die Politik – sich irrt. Es scheint, als werde ebendiese Möglichkeit derzeit außer acht gelassen. Das ist schon deshalb verwunderlich, weil stets ein Element von Risiko hinzutritt, wo wissenschaftliche Hypothesen – Sie erinnern sich an Poppers Falsifikationismus? – in handlungsleitende Sätze übertragen werden.

Anrührend diese Passage:

Eine Begebenheit aus meinem Bekanntenkreis geht mir aber nicht aus dem Kopf […]. Ein älterer Herr wird von seiner Tochter zur Corona-Impfung gedrängt. Er ist eigentlich gesund und munter, aber in der gefährdeten Altersgruppe. Sie fährt ihn zur Impfung, eine gute und besorgte Tochter eben. Drei Tage später ist er tot, nach Angaben der Ärzte an den Folgen der Impfung verstorben. Die Tochter ist am Boden zerstört, für sie bedeutet das: Ich habe meinen Vater getötet. Meinetwegen wurde er geimpft, ich habe ihn gedrängt. Und nun…

Das ist, was auf dem Spiele steht. Deshalb sollte die Verantwortung beim Einzelnen verbleiben, der damit Gelegenheit zur Abwägung er- und behält. Dem Einzelnen die Verantwortung per Impfzwang zu entreißen, bedient bloß die „mechanistische Illusion“ (Udo DiFabio, Die Kultur der Freiheit, München 2005, S. 260), staatlicher Eingriff könne durch irgendein Wunder den logischen Charakter einer Entscheidung unter Risikobedingungen verändern, mildern oder gar aufheben.

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„Müllmänner“

Eine norddeutsche Kleinstadt. Das hochoffizielle Faltblatt unterrichtet über den Gebrauch der Biotonne. Man solle dies tun und jenes lassen; außerdem müsse man damit rechnen, daß die, so wörtlich, Müllmänner den Inhalt der Biotonne kontrollieren und, falls der Bürger nicht gespurt hat, ungeleert stehenlassen.

„Müllmänner“. Ohne Gendersternchen, Binnen-I und Unterstrich. Da tritt – gut marxistisch formuliert – der Klassencharakter der Genderei, wie überhaupt der Neuen Linken deutlich zutage!

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„Wir sind die mit dem schönen Leben“

Es kann nicht schaden, an diese herrliche Passage aus einem etwas älteren Artikel Marco Gallinas zu erinnern:

Der Konservatismus ist mehr als nur preußischer Drill. […] Konservatismus bedeutet, nicht nur einen Palast zu bauen, sondern auch, ihn schön einzurichten. Nicht nur einen Gott zu haben, sondern auch an ihn zu glauben. Nicht nur von Kontinuität zu reden, sondern sie zu leben. Ein Glas Rotwein über eine politische Diskussion zu stellen; einen Caravaggio über den Zeitgeist; die Familie über den Individualismus. Wir sind die mit dem schönen Leben.