Zur Kontroverse um Götz Alys „Warum die Deutschen? Warum die Juden?“
Wortfolge/Szyk Słów 1 (2017), S. 39-62 (zitierfähiges PDF)
Die folgenden Seiten betrachten einige Aspekte des im Jahr 2011 erschienenen Buches Warum die Deutschen? Warum die Juden? von Götz Aly, das den Untertitel Gleichheit, Neid und Rassenhass trägt,[1] sowie ausgewählte Reaktionen auf dieses Werk in der deutschsprachigen Presse. Dabei werden besonders die logische Struktur und die – natürlicherweise teils impliziten – Voraussetzungen der Argumentation des in Rede stehenden Buches, als auch der Rezensionen und Kommentare in den Blick gefaßt. Eine solche Unternehmung verspricht Gewinn, weil dort, wo auf den Neid und dessen Folgen abgehoben wird, lehrreiche Verzerrungen und Mißverständnisse selten auf sich warten lassen.
Alys Argumentation
Der Titel des Aly’schen Buches stellt zwei Fragen, die im Wesentlichen durch den mittleren Eintrag im Untertitel beantwortet werden. Es sei vor allem der Neid gewesen, der die Deutschen zur Judenfeindschaft getrieben habe – eine Einschätzung, die viele Zeitzeugen jüdischer und nicht-jüdischer Herkunft teilten (Aly 2011:92-93, 110-113, 186-187). Zum Anlaß habe gereicht, daß die Juden in Deutschland all jene Möglichkeiten, die die sich öffnende und industrialisierende Gesellschaft des neunzehnten Jahrhunderts bot, besser – das ist: öfter und früher, gründlicher und umfassender – genutzt hätten als ihre nicht-jüdischen Nachbarn. Zu den wichtigsten Ursachen für diesen Unterschied zählt der Verfasser bestimmte Züge der jüdischen Kultur, die man als „Bildungswille“ (Aly 2011:38) zusammenfassen kann. Jüdische Eltern zeigten sich äußerer Armut ungeachtet sehr oft bereit, bis zu einem Sechstel ihrer Einkünfte für den Hebräisch- und Elementarunterricht ihrer Söhne auszugeben. Die Stunden vermittelten eine Sprache, die den Zugang zu den Quellen der eigenen Religion ermöglichte, doch im Umgang mit nicht-Juden durch (wenigstens) eine weitere Sprache ergänzt werden mußte. Das Ergebnis beschreibt Aly wie folgt:
Jüdische Jünglinge lernten zu abstrahieren, zu fragen, nachzudenken. Sie schulten den Verstand am Umgang mit Büchern, im gemeinsamen Lesen und Auslegen und im kontroversen Debattieren der heiligen Schriften. So trieben sie geistige Gymnastik, so praktizierten sie ihre Religion und wurden im wörtlichen Sinne mündig. Zudem beherrschten Juden meistens zwei oder drei Sprachen mit ihren unterschiedlichen Grammatiken und Ausdrucksfinessen. Vielfach benutzten sie neben der hebräischen auch die lateinische Schrift. Derart geschulte junge Männer verfügten über eine gediegene, leicht ausbaufähige intellektuelle Basis für den Aufstieg kraft Bildung. (Aly 2011:38)
Über die religiösen und weltlichen Bildungsbemühungen der christlichen Gegenseite vermerkt der Autor, sie „legten Wert auf das Auswendiglernen von Glaubenssätzen, hielten Diskussionen für Teufelszeug, vor dem sie die ‚Laien‘ bewahren müssten […]. […] Bis ins 20. Jahrhundert hinein warnten christliche Eltern ihre Kinder: ‚Lesen verdirbt die Augen!‘“ (Aly 2011:39) In der Folge habe die christliche Mehrheit eine weit geringere Mobilität hin zu Bildung und Wohlstand an den Tag gelegt, als sie bei den Juden zu beobachten war.
Nun reicht der Hinweis auf den Neid angesichts kultureller und also auch materieller Unterschiede natürlich nicht hin, die Ausgrenzung und Ermordung der deutschen und europäischen Juden zu erklären. Neid ist etwas Allgemein-Menschliches; Antisemitismus als Ausfluß des Neides etwas recht Verbreitetes[2]; die massenhafte Tötung der Beneideten eine Ausnahme. Darum führt Aly drei weitere historische Umstände an, die seiner Meinung nach dazu beigetragen haben, aus der schwelenden Disposition einen lodernden Brand zu fachen: (1) den wachsenden Erfolg nicht-jüdischer Deutscher, was Bildung und soziale Mobilität in die höheren Ränge der Gesellschaft angeht; (2) die zunehmende Desavouierung des überkommenen – gern als „bürgerlich“ bezeichneten, aber natürlich weit älteren – Begriffs von Eigentum durch die sozialistische Bewegung; (3) die Vermählung von sozialistischem und nationalistischem, auch rassistischem Denken. Die einzelnen Punkte sollen nun je für sich dargestellt werden.
Ad (1): Die jüdischen Einwohner Deutschlands unter den Hohenzollern und der Weimarer Verfassung verfügten im Durchschnitt über höhere Bildung und deutlich höheren Wohlstand. Doch holten die nicht-Juden auf. So
verringerte sich die materielle Differenz zwischen deutschen Juden und Nichtjuden seit etwa 1910. […] Die Mehrheitsdeutschen verringerten ihren Bildungsabstand zunächst langsam, dann schneller […]. […] Gehörten 1886/87 noch knapp zehn Prozent aller Studierenden in Preußen der jüdischen Religion an, waren es 1930 […] noch vier Prozent. Hatten Juden 1914 im Durchschnitt noch das Fünffache eines Durchschnittsdeutschen verdient, war es 1928 noch das Dreifache, eine erhebliche Angleichung in nur 14 Jahren. (Aly 2011:296)
Die Annäherung rührte nicht ausschließlich von privater Initiative her. Das deutsche Bürgertum – und also auch dessen jüdischer Anteil – verlor durch die mit dem Waffenstillstand 1918 zerstobenen Kriegsanleihen an Vermögen. Eine zugleich löbliche und tragische Rolle spielten für Aly die sozial- und bildungspolitischen Maßnahmen der Weimarer Republik. Realgymnasien und Oberrealschulen wurden besonders gefördert; nur noch knapp ein Drittel aller Abiturienten stammte von den Gymnasien herkömmlicher Art. Auf diese Weise „wurde die soziale Zusammensetzung der Ausbildungsgänge revolutioniert“ (Aly 2011:224), die Anzahl der Anwärter auf akademische Berufe stark vermehrt. In der Folge „herrschte die Meinung, und die Realität sprach dafür, die deutschen Hochschulen seien überfüllt, die Zukunftsaussichten für Hoch- und Fachschulabsolventen miserabel.“ (Aly 2011:225) Damit sei, so Aly weiter, eine besondere Konkurrenz zwischen den jüngeren nicht-jüdischen Deutschen und den in den akademischen Berufen stark vertretenen Juden entstanden, welchen bereits seit etwa 1880 ein spezifischer „Akademikerantisemitismus“ (Aly 2011:175; vgl. auch Benz 2011:63-68) entgegengeschlagen sei. Sie habe gerade bei den ambitionierten Deutschen in Verdrängungswünsche gemündet – oder wenigstens in eine willfährige Akzeptanz von politischen Maßnahmen, die auf Ausgrenzung (und, später, Ermordung) hinausliefen.
Ad (2): Aly verteidigt die Weimarer Republik und deren Eliten gegen überscharfe Kritik:
Wer die Weimarer Republik unter den Stichwörtern „Unfähigkeit“ und „Agonie“ beschreibt, der irrt. Das Problem liegt umgekehrt: Mit ihren Leistungen beförderte die Weimarer Republik den sozialen Aufstieg. Sie weckte Erwartungen für ein besseres Leben, die sie am Ende – infolge des inneren und äußeren Drucks – nicht mehr erfüllen konnte. (Aly 2011:163; ähnlich Schulze 1998:160)
Die erwähnten Leistungen sind (im weiteren Sinne des Wortes) sozialpolitischer Natur. Das bedeutet: der Staat handelt. In dieser Hinsicht verbleibt die Weimarer Republik ganz in der Bismarck’schen Tradition, verstärkt und erweitert das Vorgefundene – während sie nolens volens den überkommenen Eigentumsbegriff untergräbt. Denn der Staat besitzt kein eigenes Geld. Er muß es entweder per Steuern, Enteignungen etc. eintreiben oder seine Wohltaten sonstwie finanzieren, z.B. bestehende Vermögen per Inflation entwerten. Aus diesen tieferen Gründen ist es sehr richtig und wichtig, wenn Aly der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands als einer der führenden Kräfte der Weimarer Republik vorwirft, sie habe mit „ihrer antikapitalistischen Programmatik“ (Aly 2011:130) als nach eigenem Selbstverständnis „antibürgerliche Kraft“ (Aly 2011:131) ebenjenen Kollektivismus gefördert, den – obgleich in anderer Schattierung – auch die Nationalsozialisten propagierten. Außerdem sei das Programm der SPD geeignet gewesen, Neider zu reizen, da es „die Umverteilung von Reichtum der Bemittelten zugunsten der Unbemittelten glückstheoretisch“ (ebd.), mithin utilitaristisch begründet habe. „So respektabel […] dieser Programmpunkt eingedenk des damals obwaltenden Massenelends“ (ebd.) gewirkt haben mochte, stellt er dennoch die moralische Achillesferse jedes sozialistischen Programms dar: „Zugespitzt formuliert: SPD und Gewerkschaften wollten das Gute und trugen auf eine für die Verantwortlichen kaum überschaubare Weise zum Bösen bei.“ (Aly 2011:133)
Ad (3): Aly stellt vier Gemeinsamkeiten der vorherrschenden antiliberalen (oder kollektivistischen) Weltanschauungen im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts fest:
Erstens erklärten sie die Welt aus einem einzigen, stark vereinfachenden Prinzip; zweitens wollten sie die strikte Abgrenzung gegen das als feindlich angesehene Außen; drittens erhoben sie ihre arme oder von Armut bedrohte Gefolgschaft zur erwählten, den anderen überlegenen Großgruppe, der die Zukunft gehöre; viertens versprachen sie ein in herrlichen Farben ausgemaltes Morgen, das nach einem kurzen, notfalls opferreichen letzten Gefecht oder Endkampf zu erobern sei. (Aly 2011:236-237)
Weniger als das chiliastische oder millenaristische Element – das letzte Gefecht vor der herrlichen Zukunft (Cohn 1961:271-275; Vondung 1988:229-233; Landes 2011:250-388; Dahlmanns 2015:267-276) – interessiert Aly die Austauschbarkeit der Inhalte. In der Tat machen solche „starken, nicht nur äußerlichen Ähnlichkeiten […] die Inhalte der neuen politischen Heilslehren disponibel“ (Aly 2011:237); es fällt leicht, eine Klassen- zu einer nationalistischen oder einer Rassentheorie umzubauen. Damit trafen die Nationalsozialisten auf sehr verbreitete Denkweisen (logisch gesprochen: Argumentformen), die sie in ihrem Sinne adaptieren konnten und die zur Popularität ihrer eigenen Programme beitrugen. Wie Aly betont, habe sich darunter nicht ausschließlich ein militanter Antisemitismus befunden, sondern auch der Plan, die nicht-jüdischen Anteile der Bevölkerung Deutschlands nach eugenischen Vorstellungen zu redefinieren. „Seit 1934 sterilisierten deutsche Ärzte mit beispielloser Radikalität mehr als 350 000 Männer und Frauen.“ (Aly 2011:272) Etwa sechstausend Frauen starben nach dem Eingriff an Infektionen.
Bemerkenswert – und bezüglich dessen, was zu (2) ausgeführt wurde, von pikanter Relevanz – ist, daß einige leitende Funktionäre der SPD sich der hier dargestellten Austauschbarkeit wenigstens insoweit bewußt waren, daß sie sie nutzen zu können glaubten. Alys Ausführungen über diesen Sachverhalt mögen, da von zentraler Bedeutung, ausführlich zitiert sein:
Das geflügelte Wort „Der Antisemitismus ist der Sozialismus der dummen Kerle“ […] [wurde] im SPD-Vorstand immer wieder gebraucht […]. Dort unterschied man zwischen dem antisemitischen „Gelehrtenpöbel“ und dem gelegentlich antisemitisch infiltrierten kleinen Mann. Letzterer zeige mit seinen Ressentiments „doch einen hohen Grad sozialer Unzufriedenheit, der“, gemäß 1880 in Kraft gesetzter sozialdemokratischer Lehrmeinung, „heute zwar in die falschen Bahnen gelenkt ist, aber den ganzen Antisemitenschwindel überdauern und schließlich uns zugutekommen wird“. […]
In seiner Rede „Sozialdemokratie und Antisemitismus“ im November 1893 folgte August Bebel demselben Gedanken. […] Eben weil die unappetitliche Hetze soziale Not anspreche, so führte Bebel aus, letztlich aber keine Lösung biete, würden die sozialdemokratischen Lehren am Ende bei den Antisemiten auf „fruchtbaren Boden“ fallen, werde die SPD dann die Ernte einfahren […]. […] [F]olglich fand Wilhelm Liebknecht den Antisemitismus „keineswegs unwillkommen“.
Nach Bebels Rede 1893 verabschiedete der Parteitag ohne Diskussion eine Resolution. Demgemäß richteten die Antisemiten ihren Kampf gegen eine Teilerscheinung des Kapitalismus, nämlich „das jüdische Ausbeutertum“, und sie würden „zu der Erkenntnis kommen müssen, dass nicht bloß der jüdische Kapitalist, sondern die Kapitalistenklasse überhaupt ihr Feind“ sei. Im Vorwärts konnten die SPD-Leute lesen: „So kulturwidrig (der Antisemitismus) ist, so ist er doch Kulturträger wider Willen – im wahrsten Sinn des Wortes Kulturdünger für die Sozialdemokratie.“ (Aly 2011:134-135)
Soweit die (sehr) grobe Zusammenfassung der Aly’schen Argumentation. Es sei angefügt, daß der Historiker seine Ausführungen über den Neid und das antiliberale Denken durch Anmerkungen ergänzt, die auf Verunsicherung hinauswollen. Die schnelle Wandlung des Deutschen Reiches vom Agrarstaat zu einer der führenden Industrienationen der Welt habe vielen (nicht-jüdischen) Deutschen den Eindruck von seelischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Unbehaustheit vermittelt; selbst diejenigen, welchen der Aufstieg gelungen sei, hätten mit Gefühlen des Ungenügens zu kämpfen gehabt. Die hauptsächliche Argumentationslinie des Buches freilich bedarf solcher Spekulationen nicht. Zum Neider kann auch werden, wer sich vor dem Kennenlernen des Besseren, Erfolgreicheren zufrieden glaubte und eingestehen müßte, auch weiterhin keine Not zu leiden. Weder der Neid, noch übermäßige und womöglich ruchlose Ambition müssen aus ärmlichen oder sonstwie schwierigen Verhältnissen erwachsen.[3] Dieser Umstand gereicht dem Aly’schen Buch zum Guten, da die Auffassung, daß weite Teile der deutschen Gesellschaft, wenigstens aber des Bürgertums, mit der Modernisierung im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert schlecht zurechtgekommen seien und an ihr gelitten hätten, nicht mehr als stichhaltig gilt (Rohkrämer 1999:38-39). Hans-Ulrich Wehler kritisiert denn auch Alys Schilderung „von schmalen Mobilitätskanälen und verlangsamten Aufwärtsbewegungen deutscher Schüler und Studenten“ als grundsätzlich verfehlt; allerdings irrt Wehler selbst, wenn er damit die „Grundlage eines angeblich generellen Sozialneids“ für nicht vorhanden hält (Wehler 2011; Wehler 2014:152), weil der Neid, wie bereits bemerkt, auch außerhalb von Deprivation geprägter oder repressiver Randbedingungen entstehen kann.
Der israelische Historiker Yehuda Bauer nennt demgegenüber Alys Ansatz „äußerst wichtig und neu“, lobt dessen „äußerst interessantes“ Vorgehen, obgleich es „nicht als eine völlig zufriedenstellende Lösung des Problems angesehen werden“ könne (Bauer 2012). In Betreff jenes Neuen sollte in Erinnerung gerufen werden, was eingangs berührt wurde; nämlich daß, wie von Aly beschrieben und zitiert, schon Zeitzeugen den Antisemitismus als Ausfluß des Neides zu erklären suchten. Auf die Grenzen der Aly’schen Deutung kommt der gegenwärtige Aufsatz später zu sprechen.
Zur Diskussion um die Rolle der Sozialdemokratie
Nachdem dargestellt worden ist, wie Aly argumentiert, sollen nun einige Reaktionen auf sein Buch näher betrachtet werden. Den Anfang bilden Kommentare zu Alys Blick auf die Rolle der deutschen Sozialdemokratie.
Wie zu erwarten, zeigt sich der Vorwärts, das traditionsreiche Organ der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, von Alys These, man habe dem Neid, dem kollektivistischen Denken und damit mittelbar den Nationalsozialisten Vorschub geleistet, wenig begeistert. Der Artikel Sozialdemokratie als Wegbereiter für den Antisemitismus? unterstellt dem Historiker unter der Zwischenüberschrift „So nicht, Herr Aly!“ (Pöttgen 2011), er sei an schnellem Geld interessiert.[4] Nachdem der Text einige der oben zitierten Äußerungen von „Vorwärts-Gründer Wilhelm Liebknecht“ (ebd.) und anderen SPD-Funktionären genannt hat, konstatiert er, Alys
unvollständige Darstellung vermittelt […] den Eindruck, Antisemitismus sei in der SPD eine allgemein akzeptierte Denkweise. Dem Anspruch, den Deutschen unangenehme Wahrheiten aufzutischen, wird Aly so nicht gerecht. Vielmehr vermittelt er den Eindruck, durch nur scheinbar ehrliches Anpacken von „heißen Eisen“ auf reißenden Absatz zu hoffen. (ebd.)
Das ist, natürlich, ein argumentum ad hominem; als solches könnte es ad rem selbst dann wenig Überzeugungskraft beanspruchen, wenn es weniger grobschlächtig ausgeführt worden wäre. Darüber hinaus wird die unzutreffende Feststellung getroffen, Aly wolle nahelegen – oder es unterlaufe ihm, so etwas nahezulegen –, daß der Antisemitismus „in der SPD eine allgemein akzeptierte Denkweise“ gewesen sei. Dergleichen kann nur glauben, wer das fragliche Buch äußerst oberflächlich gelesen hat.
Ein weiterer Artikel im Vorwärts, der Alys Buch gewidmet ist, berichtet von einem Treffen des Historikers mit dem SPD-Politiker Franz Müntefering auf der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2011:
Zu Beginn hat Aly den zweifachen ehemaligen SPD-Vorsitzenden gelobt als „vorbildlichen Politiker“ mit „dienendem Ethos“ […]. Doch der Lorbeer hilft dem Historiker nicht. „Bücher wie dieses sind nicht Mut machend“, poltert Müntefering. Alys Positionen hält er gar für „gefährlich“. […]
Der relativiert zwar „die SPD war niemals eine antisemitische Partei“, doch er bleibt auch in Frankfurt dabei: „Das kollektivistische Versprechen und der Antiliberalismus der SPD im 19. Jahrhundert haben deutlich zum Antisemitismus beigetragen.“ Die SPD eine antiliberale Partei? Das kann Franz Müntefering nicht auf sich sitzen lassen. „Wir Sozialdemokraten müssen der Freiheit ein großes Gewicht geben und tun das auch“, stellt er klar.“[5]
Eher marginale Aufmerksamkeit verdient das Wort „relativiert“. Es scheint in Übereinstimmung mit der die Sachlage verfehlenden Einschätzung des rund zwei Monate zuvor im selben Organ erschienenen Artikels Sozialdemokratie als Wegbereiter für den Antisemitismus? gesetzt worden zu sein, bildet somit die Fortsetzung einer haltlosen Behauptung. Wesentlicher wirken die beiden Äußerungen Münteferings. Seine zuletzt wiedergegebene Einlassung legt nahe, daß dem Politiker die unauflösliche Spannung zwischen individueller Freiheit – dies meint, was Philosophen als „negative“ Freiheit zu bezeichnen pflegen, da es sich stets um Freiheit vom oder gegen den Staat, von staatlicher Willkür oder gegen sie handelt etc. (Dahrendorf 2006:50-54) – und staatlichen Maßnahmen zur Verbesserung der materiellen Bedingungen ausgewählter Bevölkerungsgruppen bewußt sei, welche immer nur auf Kosten anderer Bevölkerungsgruppen möglich sind. Zuweilen und wider alle Absicht geschieht dergleichen sogar auch auf Kosten jener, die gefördert werden sollen (Hayek 2007:153; Sowell 2015:153-169). Münteferings Äußerung wäre somit ein Appell zur Vorsicht und Mäßigung, wo immer über sozialpolitische Programme nachgedacht wird, geboren aus der Einsicht in den unauflösbaren Konflikt zwischen Liberalismus und Etatismus.
Weshalb aber hält der SPD-Politiker Alys Auffassung für „gefährlich“? Hier kann nur spekuliert werden, was aus ebendiesen Gründen unterbleiben soll. Es läßt sich jedoch mit aller Sicherheit feststellen, daß die Ausführungen des Buches Warum die Deutschen? Warum die Juden? an den Grundfesten jener bedenklichen Tradition in Deutschland rütteln, die Legitimation eines Staatswesens nicht in der Freiheit – der, wie oben umrissen, „negativen“ Freiheit – zu suchen, die es gewähre, sondern im Wohlstand, wobei jener Wohlstand zu bedeutenden Teilen durch die öffentliche Hand garantiert und bereitgestellt werden soll. Sie rühren also an ein sehr tiefes Problem staatsphilosophischer Natur, dessen moralische Implikationen kaum zu überschätzen sind. Wer sich vor Augen ruft, daß die junge Bundesrepublik Deutschland nach den Konvulsionen, die deutscher Etatismus in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts hervorgerufen hatte, zur eigenen Legitimierung kaum Besseres wußte, als ihr sozialstaatliches Versorgungsangebot auszubauen, der erkennt, daß er es mit einer tief eingewurzelten Haltung zu tun hat:
Die Bundesregierung nutzte die volkswirtschaftlichen Verteilungsspielräume, um auf sozialpolitischem Gebiet in fast revolutionärer Weise tätig zu werden: Mit dem Bundesversorgungsgesetz von 1950 wurde drei Millionen Kriegsgeschädigten geholfen. Das Lastenausgleichsgesetz von 1952 setzte einen bisher nie dagewesenen Vermögenstransfer innerhalb der Bevölkerung in Gang, um diejenigen zu entschädigen, die durch Krieg, Vertreibung und Enteignungen in Ost- und Mitteldeutschland Vermögensverluste erlitten hatten.
Bundesvertriebenengesetz, Betriebsverfassungsgesetz, Bundesentschädigungsgesetz, Rentenreform, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Kindergeld: Der Sozialstaat, wie wir ihn heute haben, entstammt der Ära Adenauer, einer Zeit, die sich dem Glauben hingab, daß die Wirtschaft grenzenlos weiterwachsen und den Sozialstaat für alle Zeiten finanzieren werde. (Schulze 1998:208-209)
Der abschließende Satz nennt den proton pseudos derartiger Legitimationsversuche; er zeigt das Problematische sozialstaatlicher Vorstellungen auf, noch bevor genuin moralische Argumente zu führen wären.
Eine weitere Äußerung Münteferings im zuletzt genannten Artikel des Vorwärts gilt dem Neid selbst: „‚Was ist Neid und wo fängt er an?‘, will Franz Müntefering wissen und schlägt die Brücke ins 21. Jahrhundert. ‚In Deutschland gibt es sittenwidrige Löhne. Auch das kann zu Neid führen.‘“ Diese Bemerkung ist im Hinblick auf ihre Voraussetzungen interessant. Sie legt nahe, daß Neid in bedrückenden Verhältnissen entstehe und im Zuge ihrer Verbesserung – wie anzunehmen ist: von Staats wegen – gemildert werde oder gar verschwinde. Eine solche Sicht muß als anthropologisch naiv gelten, wie die politische Diskussion in den demokratisch verfaßten Sozialstaaten unserer Tage beweist, deren Bürgern und Metöken ein bislang ungesehener Wohlstand zur Verfügung steht (Krämer 2000:150-154). Außerdem fällt Müntefering hinter Aristoteles zurück, der zwischen lähmendem, schädlichem Neid und dem anspornenden Ehrgeiz unterscheidet, es den Erfolgreicheren gleichzutun (Schoeck 1966:187). Da der Politiker eine solche Unterscheidung unterläßt, begreift er das Neid-Problem nicht als ein Phänomen der Ethik – d.h. als etwas, das den Charakter des jeweiligen Individuums fordern würde, mithin verschiedenen anderen ethischen Herausforderungen, etwa jener des Nihilismus, darin gliche, daß „[d]ie eigene Brust“ des jeweils Einzelnen der Ort ist, wo es „im unmittelbaren und souveränen Kampfe“ entschieden werden müßte (Jünger 1980:279) –, sondern als eines der äußeren Umstände, der materiellen und sonstigen Rahmenbedingungen, unter denen menschliches Handeln stattfindet. Damit wird die Illusion ermöglicht, es sei durch sozialtechnische Maßnahmen zu handhaben, gar zu lösen (DiFabio 2005:260).
„antisozialdemokratische Häme“?
Der Berliner Historiker Wolfgang Wippermann meint über Alys Ausführungen, soweit sie der SPD im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert gelten: „Nicht gut finde ich […] seine antisozialdemokratische Häme. Sicher, Antisemitismus gab es auch innerhalb der Sozialdemokratie. Doch der war längst nicht so virulent und verbreitet wie bei den Konservativen.“ (Wippermann 2011; vgl. auch Jahr 2011)
Es mag sein oder nicht sein, daß der Antisemitismus „bei den Konservativen“ stärker gewesen sei als unter Sozialdemokraten; schlimmer geht’s immer. Ungeachtet dessen bleibt richtig, daß die, wie der Münchner Historiker und Journalist Gustav Seibt bemerkt, „in allen Schichten breit fundierte, erstaunlich oft auch offen artikulierte Kultur des Neides auf überproportional erfolgreiche jüdische Aufsteiger“ (Seibt 2011) und der in diesem Zusammenhang anzutreffende Kollektivismus überall zur Kenntnis genommen werden sollten, wo sie aufstoßen. So fragt Seibt im Anschluß an die Lektüre des Aly’schen Buches völlig zurecht, ob die Parteistiftung der Freien Demokraten nach „Friedrich Naumanns volksimperialistischem Versuch, Nationalismus und Sozialismus zu verbinden […], […] wirklich weiter nach diesem Mann“ (ebd.) heißen sollte. (Die Stiftung selbst handhabt das Problem, indem sie ihren Namen durch die Fügung „für die Freiheit“ ergänzt und jene deutlicher hervorhebt als ihre überkommene Bezeichnung.[6])
Besondere Aufmerksamkeit verdient der Vorwurf der „Häme“ den Sozialdemokraten gegenüber. Ein solcher Anwurf verwundert – zumal dann, wenn er von einem habilitierten Historiker vorgebracht wird –, weil als bekannt gelten dürfte, daß alles menschliche Handeln dem Gesetz der ungewollten Konsequenzen unterliegt (Merton 1935). Aly selbst weist ausdrücklich darauf hin, daß das Tun der SPD-Funktionäre und -Anhänger ungewollte, kaum vorhersehbare Folgen gezeitigt habe (vgl. im Abschnitt „Alys Argumentation“ unter „Ad (2)“). Beide Sachverhalte verdeutlichen, weshalb Wippermanns Vorwurf haltlos ist. Dafür tritt das in einem nicht-trivialen Sinne Tragische deutlich hervor, sind im Handeln der Sozialdemokraten Züge von tragischer „Verfehlung“, ist an ihrem Schicksal eine gewisse „Dignität des Falles“ auszumachen (Lesky 1984:21, 32, ohne Kursive).
Mit dem Hinweis auf das Tragische als Konsequenz allgemein gültiger handlungslogischer Gegebenheiten dürfte deutlich geworden sein, daß auch die deutsche Sozialdemokratie Menschenwerk ist – und als solches der Kritik unterliegt. Dennoch inkriminiert Christoph Jahr in der Neuen Zürcher Zeitung:
Letztlich hat es den Anschein, als gehe es Aly vor allem darum, seinen Kampf gegen „1968“ und die Folgen fortzuführen. Wenn er gegen die Fortschrittsangst und den verkümmerten Freiheitssinn der christlichen Deutschen polemisiert, hat man bisweilen den Eindruck, eine neoliberale Kampfschrift vor sich zu haben.
Aly begnügt sich nicht damit, auf die tatsächlich problematischen Aspekte sozialer Homogenisierungsphantasien hinzuweisen. Er denunziert vielmehr das Streben nach sozialer Gerechtigkeit durchweg als im Ergebnis die Judenfeindschaft fördernde Regung. […] Beinahe möchte es scheinen, als wäre die deutsche Sozialdemokratie der stärkste Motor des Antisemitismus gewesen. Dass auch diese Partei nicht frei war vom taktischen Spiel mit der Judenfeindschaft und manche Aspekte dieses Phänomens verharmloste, ist richtig. Doch dass in keiner anderen Partei so viele Juden über Jahrzehnte hinweg konstant wichtige Führungspositionen wahrnehmen konnten, erfährt der Leser äusserstenfalls am Rande. (Jahr 2011)
Nun bildet die Anzahl jüdischer Mitglieder und Funktionäre in einer Partei keinerlei Indiz, das gegen die ungewollte und somit tragische Förderung der Judenfeindschaft durch diese Partei spräche. Weit interessanter mutet daher Jahrs Hinweis an, daß „das Streben nach sozialer Gerechtigkeit“ von Aly als etwas „denunziert“ werde, das in den Antisemitismus führt – oder führen kann. Ebendies rufe den Eindruck hervor, „eine neoliberale Kampfschrift vor sich zu haben.“
Wie jeder mit dem Übergangsfeld von Staatsphilosophie und Nationalökonomie auch nur einigermaßen Vertraute weiß, ist der Begriff „soziale Gerechtigkeit“ alles andere als unproblematisch. Friedrich August von Hayek bezweifelt, daß dem Begriff überhaupt eine einigermaßen scharfe Bedeutung zugeschrieben werden kann (Hayek 1991:114-119). Außerdem wäre zu berücksichtigen, daß „soziale“ Gerechtigkeit, sofern sie überhaupt als einer von mehreren Unterfällen des Gerechten akzeptiert werden sollte, mit anderen Kategorien von Gerechtigkeit konfligiert, so z.B. mit der Verfahrensgerechtigkeit, welche immer auch eine Frucht „negativer“ Freiheit ist. Schlußendlich wären Fragen zu klären, die der Umsetz- und Meßbarkeit von Vorstellungen „sozialer“ Gerechtigkeit gelten (Sowell 2015:177-207). Diese wenigen Hinweise dürften genügen, um zu zeigen, daß Jahr sich vergreift, wo er davon schreibt, es werde „denunziert“. Denn Alys Studie rührt in durchaus sachlicher Manier an (mindestens) zwei Problemfelder äußerster Relevanz: (1) unsere Maßstäbe des Gerechten, (2) das Schicksal der Freiheit im zwanzigsten Jahrhundert.
Patrick Bahners stellt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung fest: Aly halte „den Sozialdemokraten vor, sie hätten das ‚Gift des Neides‘ ausgestreut und dadurch ‚der Gewalt ungewollt Vorschub geleistet‘. Dieser kausale Nexus ist nun umgedrehter Ernst Nolte: Hitler als Speerspitze der ewigen Linken!“ (Bahners 2011; in knapper Form über den genannten Nexus: Nolte 2011:49-52) Bahners’ Bemerkung dürfte des Hinweises auf Nolte wegen desavouierend gemeint sein. Wie sein in der Schweiz publizierender Kollege meint auch der für die FAZ schreibende Journalist, ein pro-liberales „Pamphlet“ (Bahners 2011) sei der bessere Ort für Alys Einlassungen. Freilich kann derartige Polemik nicht die Forschungs- und reflektierende Literatur zum Thema widerlegen (Hayek 2007:81). Alys Buch selbst wäre stärker, wenn sein Autor mehr von jener Literatur zur Kenntnis genommen hätte.
Bahners vermißt ferner einen Hinweis Alys auf „die Wurzeln der sozialdarwinistischen Doktrin vom Kampf ums Dasein in der liberalen politischen Ökonomie“ (Bahners 2011). Dies geschieht sehr wahrscheinlich in der Absicht, eine andere, Alys Sicht auf das Wirken der SPD widersprechende oder wenigstens ergänzende Quelle von Verdrängungs- und Vernichtungswünschen Ambitionierter auszumachen. Hier sollte berücksichtigt werden, daß evolutionäres Denken als „Deutungsschema“ weithin Anwendung findet, der Darwinismus jedoch nur einen Teilbereich jenes Denkens bildet (Poser 2000:256-277; Dahlmanns 2009:133-137). Zudem wollen die moralischen Verhältnisse gründlich durchdacht (Röpke 1959; Röpke 1965:41-46), alle wesentlichen Aspekte des Horatio-Alger-Mythos erkannt und verstanden sein (Zingales 2011), bevor die Markt- und Unternehmerwirtschaft einschließlich der ihr aufruhenden (Hartmann 1962:17-19) bürgerlichen Gesellschaft als etwas Dschungelhaftes abqualifiziert wird.
Materialismus?
Der in Freiburg im Breisgau lehrende Historiker Ulrich Herbert ist der Meinung, daß Aly materielle Faktoren „überzeichnet“ (Herbert 2011):
War es wirklich nur Neid? Juden standen im späten Kaiserreich ja nicht nur für materiellen Erfolg. Sie fanden sich zum großen Ärger ihrer Gegner in der verwirrenden Dynamik der Hochindustrialisierungsphase offenkundig besser zurecht als die meisten christlichen Deutschen.
Juden galten ihnen daher gleichermaßen als Symbole wie als Profiteure der Moderne: freche Journalisten, neugierige, aufmüpfige Gymnasiastinnen, kühl rechnende Börsianer, ironische Schriftsteller – sie repräsentierten in den Augen ihrer Gegner den Geist der Stadt, des Kapitalismus, des Liberalismus und Individualismus. Mit den Juden verbanden sich so alle Herausforderungen, Irritationen und Bedrängungen des modernen Lebens. Nicht nur Einkommensunterschiede oder unerreichter wirtschaftlicher Aufstieg, auch die Beschwerden über die Exzesse des Großstadtlebens wurden mit den Juden in Verbindung gebracht: Prostitution und Alkoholismus, Frauenemanzipation und Kriminalität, aber vor allem die Massenkultur. (Ebd.)
Herberts Bemerkungen wirken der äußeren Sachlage völlig angemessen, sofern das „Verwirrende“ in der „Dynamik der Hochindustrialisierungsphase“ nicht auf Deprivation und Leiden zielt (vgl. im Abschnitt „Alys Argumentation“). Wenig einsichtig jedoch mutet an, weshalb die bezüglich der Juden aufgezählten Rollen und Eigenschaften nicht als etwas gelten können sollten, das Anlaß zum Neiden gibt. Wer als einer von vielen „freche[n] Journalisten […] den Geist der Stadt, des Kapitalismus, des Liberalismus und Individualismus“ verkörpert, muß kein Vermögen scheffeln, um beneidet zu werden; schon seine Gewandtheit in Wort und Umgang gibt Anlaß genug. Neid ist desto schwerer zu überwinden, je weniger er äußerlichen Besitztümern und je mehr er dem Wesen – den Charakterzügen, Talenten usw. – der beneideten Person gilt (Schoeck 1966:123-126, 212). Genau deshalb kann von einer Überbetonung des Materiellen durch Aly keine Rede sein. So ist es zu begrüßen, wenn Bahners urteilt, daß der Verfasser des Buches Warum die Deutschen? Warum die Juden? „eine moralische Empirie der Eindrücke und Gefühle frei[lege]. Diese sozialpsychologische Neugier wird durch den Vorwurf des ‚Vulgärmaterialismus‘ (Hans-Ulrich Wehler) nicht mehr getroffen.“ (Bahners 2011)[7]
Was „die Exzesse des Großstadtlebens“ einschließlich der Frauenemanzipation angeht, sei darauf hingewiesen, daß die Kritik an diesen Phänomenen nicht unbesehen für bare Münze genommen zu werden verdient; so trat z.B. Stefan George in seinem Werk als unerbittlicher Kulturkritiker äußerst elitären Zuschnitts auf, während er privatim – und sehr oft in der Gesellschaft gebildeter, teils auch promovierter Damen – alle Chancen der modernen, „offenen“ Gesellschaft und ihrer wirtschaftlichen Grundlage, eines vergleichsweise unbeeinträchtigten Unternehmertums, zu nutzen wußte (Dahlmanns 2016:212-250).
Reduktionismus?
Der Frankfurter Gelehrte Micha Brumlik lobt die Absicht des Aly’schen Buches, „sozialwissenschaftliche Großtheorien, die nur dazu führen, die Last der Verantwortung wegzuschieben, durch eine Betrachtungen zu ergänzen, die die Räuber und Mörder [der NS-Zeit] wieder zu Menschen wie dir und mir macht.“ (Brumlik 2011; vgl. auch Aly 2006:366) Allerdings müsse bezüglich der Ausgangsthese Alys, es „wurzele der seit 1800 immer stärker werdende Judenhass der Deutschen in der Todsünde des Neides“, eingewandt werden, „dass es so einfach nicht geht.“ (Ebd.) Dies wisse auch Aly. Deshalb schließe er „eine historische Sozialpsychologie der Deutschen“ (ebd.) an,
die nicht nur auf die besondere Leistungsmotivation der Juden als Angehörige einer jahrtausendealten literalen Kultur verweist, sondern vor allem darauf, dass ihr Aufstreben nach dem Fall der Ghettomauern die Ressentiments all jener beflügelte, die sich, weil minder gebildet und minder mobil, überholt und enteignet wähnten. (Ebd.)
Wie Brumlik weiter ausführt, vermöge Alys „reduktionistische Sozialpsychologie“ (ebd.) u.a. den plötzlichen Erfolg der NSDAP seit 1930 nicht zu erklären. „Im Bewusstsein dieses Mankos bedient sich Aly […] einer anderen sozialwissenschaftlichen Großtheorie, die schon vor Jahren als ‚Modernisierungsansatz‘ diskutiert wurde.“ (Ebd.; einiges von dem, was unter dieser Bezeichnung zu subsumieren wäre, wurde oben unter (1) bis (3) beschrieben.) Brumlik kommt somit zu einer doppelten Diagnose; er nennt Alys Hinweis auf den Neid zu „einfach“ und dessen historisch-psychologische Betrachtungen „reduktionistisch“. Was ist davon zu halten?
Zunächst ließe sich fragen, ob Brumliks Rede von einem „Manko“ angemessen sei; es könnte ja immerhin denkbar sein, daß allgemeine Erwägungen, wie sie in Sozialpsychologien (reduktionistischer oder nicht-reduktionistischer Art) Eingang finden, für gewöhnlich kaum den Anspruch erheben können, konkrete Einzelereignisse zu erklären. Als ein Beispiel für den verständigen Umgang mit dieser logischen Gegebenheit läßt sich anführen, daß der Krakauer Philosoph Ryszard Legutko unterstreicht, wie wenig erwartbar die Ereignisse in der Volksrepublik Polen 1980 gewesen seien (Legutko 2012:72-73). Damit liegt wenigstens ein guter Grund vor, eher von einem gelungenen Zusammenspiel der beiden hauptsächlichen Elemente in Alys Argumentation zu sprechen, das an die Beschreibung einer allgemeinen Disposition und die Benennung besonderer historischer Faktoren – mithin: Kontingenzen – gemahnt, die überliefertes Handeln vor dem Hintergrund jener Disposition einsichtig und nachvollziehbar, wiewohl nicht entschuldbar machen. Brumlik gesteht dergleichen letztlich zu, wo er Aly vorwirft, dieser beschreibe „kaum anders als die Apologeten der 1950er Jahre […] Nationalsozialismus und Holocaust als Ergebnisse einer unvermeidbaren, tragischen Konstellation“ (Brumlik 2011) und verschenke so das moralische (oder pädagogische) Potential seines Buches. Letztere Einschätzung bezüglich der moralischen Wucht des Aly’schen Werks teilen freilich weder Seibt (Seibt 2011), noch der Verfasser des gegenwärtigen Aufsatzes. Dies gilt schon deshalb, weil menschliches Handeln nun einmal kontingenten Bedingungen unterworfen ist. Anderes läßt sich nicht denken. Es mutet daher bloß natürlich und durchweg vernünftig an, daß Aly, wie Bahners erkennt, „für das Problem, dass gerade in Deutschland der Neid auf die Juden […] verheerende Macht entfaltete, eine klassische historische Erklärung [liefert], die das Kontingente betont, das kurzfristige Ineinandergreifen verschiedenartiger Ursachen.“ (Bahners 2011) Auch Wehler betont die historische Kontingenz. Er wendet sie gegen Alys Deutung (Wehler 2014:153), was im Lichte der gegenwärtigen Bemerkungen über die eingeschränkte Erklärungskraft sozialpsychologischer Ansätze überflüssig wirkt.
Über den Reduktionismus-Vorwurf selbst wäre zu bemerken, daß eher solche Ansätze, die auf den Neid als Erklärungsfaktor verzichten, für reduktionistisch gehalten zu werden verdienen: Ihr logisches Instrumentarium weist im Vergleich zu Theorien, die den Neid als Erklärungsfaktor integrieren, Defizite auf. Sie sind damit, in anderer Redeweise, weniger umfassend, können gewisse Phänomene nicht erfassen, geschweige denn erklären (Schoeck 1966:126; Dahlmanns 2009:133-134, 139-141).
Dick aufgetragener Philosemitismus?
Wippermann argumentiert ähnlich wie Brumlik; er beurteilt Alys Ansatz als „[e]ine verblüffend einfache Antwort“, die „nun wirklich etwas zu einfach“ sei (Wippermann 2011). Neben dem Antisemitismus der Deutschen sei eine ganze Reihe anderer Faktoren zu berücksichtigen. Außerdem konstatiert Wippermann:
Etwas zu dick aufgetragen ist […] Götz Alys eigener Philosemitismus. Das ständige Loblied auf die so intelligenten, beruflich erfolgreichen, patriotischen und tüchtigen deutschen Juden ermüdet etwas und wirkt heute nach der Katastrophe auch etwas schal und abgestanden. Außerdem stimmt es so nicht ganz. Schließlich waren nicht alle deutschen Juden Musterdeutsche. Einige wollten es ganz bewusst nicht sein. Zu ihnen gehörten die Zionisten. Doch die werden kaum erwähnt. (Ebd.)
In der Tat enthält Alys Buch einige wenige Stellen, die sich im Sinne Wippermanns als „zu dick aufgetragen“ kritisieren lassen (Aly 2011:180-183, 186). Das macht sie nicht per se falsch. Dennoch muß zugegeben werden, daß die Grundannahme des Aly’schen Buchs seinen Autor dazu veranlaßt haben dürfte, den Blick auf die Tüchtigeren unter den jüdischen Einwohnern des Deutschen Reiches (und seiner Vorgängerstaaten), also die Tüchtigeren der Tüchtigeren zu richten. Dieses Auswahl-Moment will angemessen berücksichtigt sein. Ganz in diesem Sinne bemerkt Jahr:
Aly singt das Hohelied des rasanten Aufstiegs „der Juden“, die an „den Christen“ vorbeizogen – wodurch er ungewollt in die Litanei der Antisemiten einstimmt, nur dass er positiv bewertet, was jene verteufelten. Dass dieser Eindruck entsteht, liegt nicht zuletzt daran, dass er einen „deutsch-jüdischen“ Gegensatz konstruiert – und konstruieren muss, weil seine Argumentation sonst nicht aufgeht –, der wenig Differenzierungen kennt.
Zwar waren die deutschen Juden am Ende des 19. Jahrhunderts tatsächlich überproportional gebildet, städtisch und wohlhabend, doch es gab auch ein jüdisches Proletariat und Kleinbürgertum, dem es ökonomisch nicht besser ging als den nichtjüdischen Klassengenossen. Auch wehrten keineswegs alle Christen die neuen Zeiten ab, sondern nutzten beherzt deren Chancen. Zudem tut Aly die vielen Beispiele reibungslosen Zusammenlebens mit ein paar Randbemerkungen ab. Man kann ihm den Vorwurf nicht ersparen, dass er „essenzialistisch“ argumentiert und zu ebenjenen völkerpsychologischen Stereotypen Zuflucht nimmt, die in demagogischer Absicht verwendet zu haben er den Antisemiten mit Recht vorwirft. (Jahr 2011)
Die neuere Kritik an essentialistischer Argumentation geht auf Karl Popper zurück. Der Begründer des Kritischen Rationalismus rät davon ab, nach dem „Wesen“ von Entitäten zu fragen; er empfiehlt, deren Verhalten unter reproduzierbaren Umständen zu untersuchen, um Hypothesen zu überprüfen (Popper 1976:7-8; Popper 1980:59-61). Und tatsächlich treten in Alys Buch annähernd ausschließlich solche Juden auf, deren „Wesen“, ihre Ausstattung an Talenten und Charakterzügen, den Befürchtungen neiderfüllter Antisemiten zu entsprechen scheint. Andere Einstellungen, die zur Judenfeindschaft führen können, kommen kaum vor – etwa jene Tendenz im europäischen Nationalismus, das eigene Volk als „auserwählt“, somit einerseits als etwas Homogenes oder zu Homogenisierendes (Wehler 2014:152) und andererseits als etwas in Konkurrenz zu den Juden als eigentlich auserwähltem Volk Stehendes zu begreifen (Goldman 2011:159-168), oder „die sich nach 1918 rapide verbreitende Vorstellung vom jüdischen Bolschewismus“ (Herbert 2011). Außerdem stellt sich die Frage, wie mit Alys Vorgehen zu vereinbaren sei, daß bedeutende Anteile der jüdischen Einwohnerschaft im Deutschen Reich, Ostmittel- und Osteuropa kaum erfolgreicher als ihre nicht-jüdischen Nachbarn waren oder gar in äußerster Armut lebten (Herbert 2011; Jahr 2011). Vor diesem Hintergrund wird deutlich: Alys Ansatz bedarf der Ergänzung. Dies gilt auch dann, wenn Alys Ausführungen, die sich auf das Phänomen des Neides stützen, sonstiger Kritik sachlicher Ausprägung standhalten.
Schlußbetrachtung
Die Diskussion um Alys Warum die Deutschen? Warum die Juden? in der deutschen Presse bewegt sich auf uneinheitlichem Niveau. Wie im Verlauf des gegenwärtigen Aufsatzes gezeigt, mangelt einigen Kommentaren das wünschenswerte Maß an Reflexion handlungslogischer Natur. So wird, als gölte kein ultra posse nemo obligatur, davon ausgegangen, daß die Betonung des Historisch-Kontingenten die moralische Wucht des Aly’schen Buches mindere. Außerdem wird von „Häme“ gesprochen, dem Buch ein „gefährlicher“ Charakter zugeschrieben, wo die handlungslogischen und also auch die moralischen Verhältnisse des von Aly Behandelten undurchdrungen bleiben. „Gefährlich“ ist Alys Ansatz ausschließlich für den deutschen Etatismus, auf dessen Kontinuität bis in die Bundesrepublik Deutschland, wie gezeigt, Schulze hinweist, und sonstige Spielformen des Kollektivismus. Wenn es hier etwas vorzuwerfen gibt, so lediglich, daß Aly nicht gründlich genug Programm und Früchte der französischen Revolution von den angelsächsischen, skandinavischen und schweizerischen Freiheitstraditionen unterscheidet (Röpke 1948:76-77), deshalb recht blauäugig wirkende Bezüge auf die äußerst problematische Tradition herstellt, welche mit dem Jahr 1789 beginnt (Aly 2011:13-14, 280). Dieser Eindruck mag der Kürze jener Bezugnahmen geschuldet sein. In jedem Falle stehen sie in einem doppelten Mißverhältnis zu anderen Zügen des Aly’schen Buches; einerseits zu dessen „wichtig[er]“ (Seibt 2011) Schilderung der Verheerungen während der Napoleonischen Besetzung Deutschlands (Aly 2011:76-79, 280), andererseits zu Alys Kollektivismus-Kritik, seinem „altliberalen Furor“ (Brumlik 2011) oder solchem neoliberaler Ausprägung (Jahr 2011). Der abwertende Charakter der beiden zuletzt genannten Beschreibungen unterstreicht zusammen mit der einschlägigen Bemerkung Bahners’ (vgl. im Abschnitt „antisozialdemokratische Häme?“), welch’ schweren Stand pro-freiheitliches Denken unter den Intellektuellen im deutschen Sprachraum hat.
Die Diskussion um Alys Buch gewönne an Wert, wenn sie über den Tellerrand der deutschen Geschichte hinausblicken würde. Zwar wirft Wehler Aly vor, daß dieser „aus der internationalen Mobilitätsforschung zu der hochgradig in Bewegung versetzten deutschen Gesellschaft keine empirischen Kenntnisse abgerufen“ habe (Wehler 2014:152), vermißt Bahners einen Vergleich zur Judenfeindschaft in Großbritannien, gestützt auf die „überaus lebhafte Forschung“ dort (Bahners 2011). Aber diese Hinweise bleiben negativ und steril; sie beleben nicht, worauf Aly zielt. Darum soll zum Abschluß des gegenwärtigen Aufsatzes gezeigt werden, wie eine im Wortsinne globale Perspektive Alys Ansatz stärkt:
Der US-amerikanische Nationalökonom Thomas Sowell bietet viele Beispiele für seine These auf, daß es, soweit das Soziale reicht, kaum etwas Heikleres gibt, als einer tüchtigeren und folglich reicheren Minderheit in einer weniger tüchtigeren und also ärmeren Mehrheitsgesellschaft anzugehören. Zu solchen Minderheiten zähl(t)en die Japaner in Peru vor dem Zweiten Weltkrieg, die ethnischen Chinesen in Malaysia und anderen Staaten Südostasiens, die Tamilen in Sri Lanka, die Libanesen in Sierra Leone und die Ibo in Nigeria (Sowell 2015:51, 61-63, 84-85, 205); bis in die ersten Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts auch die Deutschen im Osten Europas einschließlich Rußlands (ebd.:56, 72-74), schließlich die Juden im Deutschen Reich (ebd.:85). Die Mehrheitsbevölkerungen reagier(t)en je nach Lage der Dinge mit Neid, Diskriminierung oder Gewalt (Beittinger 2004: 38-39; Sowell 2015:74-76, 144-145). Sowells umfassender Ansatz verdeutlicht, daß Aly recht hat, wo er feststellt: „Die Schwachen sind die Gefährlichen.“ (Aly 2011:277) Die in den Holocaust mündende Judenfeindschaft in Deutschland erscheint in dieser Perspektive als massenmörderischer Extremfall eines verbreiteten Phänomens – wobei die Rolle der erwähnten (und weiterer) Kontingenzen berücksichtigt werden muß (Bauer 2012).
Bemerkenswert ist, wie weit die Übereinstimmungen zwischen Aly und Sowell in das Persönlich-Lebensweltliche der Zeitzeugen reichen. Sowell berichtet: „In Bolivia, a terrorist of indigenous descent, when asked why he was engaging in terrorist activity, replied: ‚So that my daughter will not have to be your maid.‘“ (Sowell 2015: 145) Bei Aly heißt es: „Lasst sie [d.i. die Juden] nur noch 40 Jahre so weiterwirtschaften, und Söhne der christlichen ersten Häuser mögen sich als Packknechte bei den jüdischen verdingen.“ (Jakob Friedrich Fries, nach Aly 2011:63; vgl. ebd.:90, 97, 116, 119).
Anmerkungen
[1] Das programmatische Eingangskapitel des Aly’schen Buchs ist unentgeltlich zugänglich auf http://www.fischerverlage.de/media/fs/308/LP_978-3-10-000426-0.pdf (25.07.2016).
[2] Um die Verbreitung von Neid und Antisemitismus zu illustrieren, sei Thomas Sowell zitiert, dessen Schaffen gegen Ende des vorliegenden Aufsatzes ausführlich berücksichtigt werden wird:
Although diversity has become one of the leading buzzwords of our time, it has a history that goes back several generations. In the early twentieth century, the principle of geographic diversity was used to conceal bias against Jews in the admission of students to Harvard and other leading academic institutions. Because the Jewish population was concentrated in New York and other east coast communities at that time, quota limits on how many Jewish students would be admitted were concealed by saying that Harvard wanted a diverse student body, consisting of students from around the country. Therefore some highly qualified Jewish applicants could be passed over, in favor of less qualified applicants from the midwest or other regions of the country. (Sowell 2016)
[3] Von äußerstem Wert sind hier die folgenden Beobachtungen von Theodore Dalrymple (eigentlich Anthony Daniels) an der Figur des Macbeth in Shakespeares gleichnamigen Drama:
Macbeth […] is no Richard III, ‚Deformed, unfinished, sent before my time / Into this breathing world scarce half made up,‘ whose physical deformity parallels, indeed plausibly explains, his moral deformity. On the contrary, Macbeth is a hero, a valiant soldier in a good cause, bravely and loyally saving the realm of good king Duncan […]. […] Nor is he the victim of injustice or ingratitude that might extenuate, though not excuse, his later crimes. He has nothing to complain of: quite the reverse, for he is fortunate in his aristocratic birth, and he is more than generously rewarded by the king for his military services. […] He cannot complain of his domestic or economic circumstances, either. When Duncan later arrives at Macbeth’s castle, he remarks upon its beauty and tranquility: [‚]This castle hath a pleasant seat; the air [/] Nimbly and sweetly recommends itself [/] Unto our gentle senses.[‘] (Dalrymple 2005:33-34.)
[4] Daß dem Hinweis auf die Einkünfte eines Bestseller-Autors anläßlich einer Debatte über den Neid etwas Selbstreflexives und somit durchaus Ironisches eignet, sei nur am Rande bemerkt.
[5] [ohne Verfasserangabe] „Ein gefährliches Buch“, in: Vorwärts (Online-Ausgabe, Veröffentlichungsdatum: 15.10.2011), http://www.vorwaerts.de/artikel/gefaehrliches-buch (23.07.2016).
[6] Vgl. die Gestaltung der Homepage der Friedrich-Naumann-Stiftung, www.freiheit.org (1.09.2016).
[7] Wehler rezensiert Alys Buch Hitlers Volksstaat im Jahr 2005 unter dem Titel „Engstirniger Materialismus“; gegen Ende des Textes spricht er von „anachronistische[m] Vulgärmaterialismus“ (Wehler 2005:54). Alys Riposte erkennt auf Seiten Wehlers Inkonsequenz im Methodologischen und einen Unwillen, sich „von den Quellen überraschen“ zu lassen (Aly 2006:376-377, 397; zur Relevanz der Überraschung durch Empirie Popper 1992)
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- [ohne Verfasserangabe] „Ein gefährliches Buch“, in: Vorwärts (Online-Ausgabe, Veröffentlichungsdatum: 15.10.2011), http://www.vorwaerts.de/artikel/gefaehrliches-buch (23.07.2016).
Zitable Fassung: Wortfolge/Szyk Słów 1 (2017), S. 39-62 (PDF). Geringfügige Abweichungen zwischen der dortigen und der gegenwärtigen Fassung sind nicht auszuschließen.
Über Alys neueres Buch zum Thema unter dem Titel Europa gegen die Juden (2017) mehr in Wortfolge/Szyk Słów 2 (2018), S. 31-54 (PDF). Nach Ablauf der Sperrfrist wird auch dieser Aufsatz hier erscheinen.