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Wolfgang Grupp: Unternehmertum und Verantwortung

Vor zwei Wochen auf YT erschienen und bisher 2,8 Millionen Aufrufe: Die Rede von Wolfgang Grupp (Trigema) über sein eigenes Unternehmen und die ethischen Anforderungen an einen Unternehmer. Dabei berührt Grupp immer und immer wieder ein Thema, nämlich die Verantwortung des Unternehmers für diejenigen, welche für ihn arbeiten – teils schon in der zweiten oder dritten Generation, denn Treue und Verantwortung sind, so altmodisch dies in manchen Ohren klingen mag, zwei Enden eines Knotens. Grupp hält es für unstatthaft, in schlechten Zeiten Mitarbeiter hinauszuwerfen, die ihm in guten Zeiten geholfen haben, Geld zu verdienen.

Auf den Freiheitsfunken, einem Schwesterportal der Zeitschrift eigentümlich frei, bemerkt David Andres über Grupps Rede, er beschreibe Werte,

die jeder ehrenvolle Mann mit Liebe zur freien Wirtschaft nur unterschreiben kann. Volle Verantwortung für das eigene Tun und das unternehmerische Risiko. Keinerlei Anschnorren des Staates. […] Haftung mit dem letzten Cent des Privatvermögens. „Bevor Sie als Steuerzahler dafür herhalten müssen, habe ich nicht mal mehr ein Dach überm Kopf.“

Was ehemalige Großkunden seiner Firma Trigema, die Besitzer namhafter Warenhaus- und Versandhausketten angeht, nimmt Grupp kein Blatt vor den Mund. Sie seien arrogant gewesen, da unfähig, auf Wandel zu reagieren: „Diese A***löcher haben alle Pleite gemacht.“ (Nach 16 Min., 20 Sek. im Video.) Deshalb er ein eigenes Vertriebsnetz für Trigema aufbauen müssen, online und offline.

Andres kommentiert:

Trigema […] passte sich an und rannte immer noch nicht zum Staat für multimillionenschwere Rettungspakete wie der Kaufhof, der längst zu einer Art volkseigenem Betrieb geworden ist, ohne dass das Volk jemals gefragt wurde.

Ja, es gibt ihn, den Unterschied zwischen einer Markt- und Unternehmerwirtschaft, die den Namen verdient, und ihrer staatlicherseits erdrückten Schwundform. Die Rede von Wolfgang Grupp ist nicht bloß ein persönliches Bekenntnis, sondern auch eine Lektion in Sachen Ordnungspolitik. Wo gibt es heute noch ein ordnungspolitisches Gewissen?

Ein Nebenthema der Gruppschen Ausführungen bildet seine Kritik an der US-amerikanischen Unternehmenskultur. Der Trigema-Chef erkennt dort ein Defizit an Verantwortung. Hier stoßen wir auf unterschiedliche kulturelle Ausprägungen der Markt- und Unternehmerwirtschaft, eine sachlich fundierte Kritik aus der Alten Welt, die mit naßforschem Antiamerikanismus wenig zu tun hat. Es gibt eben nicht: „den“ Kapitalismus. Grupp ist ein Urgestein altbundesrepublikanischen Unternehmertums. Hören Sie ihm zu!

(Bild: Screenshot aus dem YT-Film.)