Max Scheler: Staat und Kunst
|

Max Scheler: Staat und Kunst

Ein kluges Wort aus einem schlimmen Buche: „Kultur freilich, deren Schöpfer der Staat sein will, Kultur auf Grund von Staatsauftrag ist meist nur Öldruck und Kulisse.“ Max Scheler, Der Genius des Krieges und der Deutsche Krieg, Leipzig 1917 (dritte Auflage), S. 67.

Photographie (Wikipedia, gemeinfrei): Hannover, ein Gebäude der Leibniz-Universität.

Wie wenig sich doch ändert

Wie wenig sich doch ändert

Anton Tschechow schreibt rund ein Jahrzehnt vor der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert:

А вот мрачные, давно не ремонтированные университетские ворота; скучающий дворник в тулупе, метла, кучи снега… На свежего мальчика, приехавшего из провинции и воображающего, что храм науки в самом деле храм, такие ворота не могут произвести здорового впечатления. Вообще ветхость университетских построек, мрачность коридоров, копоть стен, недостаток света, унылый вид ступеней, вешалок и скамей в истории русского пессимизма занимают одно из первых мест на ряду причин предрасполагающих… Вот и наш сад. С тех пор как я был студентом, он, кажется, не стал ни лучше, ни хуже. Я его не люблю. Было бы гораздо умнее, если бы вместо чахоточных лип, желтой акации и редкой стриженой сирени росли тут высокие сосны и хорошие дубы. Студент, настроение которого в большинстве создается обстановкой, на каждом шагу, там, где он учится, должен видеть перед собою только высокое, сильное и изящное… Храни его бог от тощих деревьев, разбитых окон, серых стен и дверей, обитых рваной клеенкой.

Das ist: „Und hier sind die düsteren, lange nicht erneuerten Tore zur Universität; der sich langweilende Hausmeister im Bauernpelz, ein Besen, Schneehaufen… Auf einen frisch aus der Provinz eingetroffenen jungen Mann, der sich vorstellt, ein Tempel der Wissenschaft sei tatsächlich ein Tempel, können solche Tore keinen guten Eindruck machen. Überhaupt stellen der fortgeschrittene Grad des Verfalls bei den Universitätsgebäuden, die Düsterkeit der Korridore, der Ruß an den Mauern, der Mangel an Licht, die Trostlosigkeit der Treppen, der Kleiderhaken und Bänke in der Geschichte des russischen Pessimismus eine seiner wichtigsten Ursachen dar… Und hier haben wir unseren Garten. Seit der Zeit, als ich Student war, ist er, scheint es, weder besser, noch schlechter geworden. Ich mag ihn nicht. Es wäre weit vernünftiger, wenn hier statt der schwindsüchtigen Linden, der gelb gewordenen Akazie und des schütteren, zurückgeschnittenen Flieders hohe Kiefern und schöne Eichen wüchsen. Ein Student, dessen Einstellung zum Großteil durch das Ambiente bestimmt wird, sollte dort, wo er lernt, auf Schritt und Tritt nur Hohes, Kräftiges und Elegantes vor sich haben. Gott bewahre ihn vor dürren Bäumen, zerschlagenden Fenstern, grauen Wänden und Türen, die mit rissigem Wachstuch bezogen sind.“

Mehr lesen „Wie wenig sich doch ändert“
Leibniz Universität Hannover: Das sah ja schon mal besser aus!

Leibniz Universität Hannover: Das sah ja schon mal besser aus!

Durch den (unschuldigen) Vorsatz, in der Fachbibliothek Sozialwissenschaften der Leibniz Universität Hannover (tatsächlich ohne Bindestrich) zwei schmale Bücher zu entleihen, geriet ich in eine Art Dschungel. Kaum auszudenken, was ein Stipendiat oder eine Stipendiatin aus, sagen wir, Ostasien beim Anblick solcher Verwahrlosung empfinden möchte.

Mehr