„Kontrovers“

„Kontrovers“

Wann eigentlich wurde das Wort „kontrovers“ zu einer Unterstellung von Schimpf und Schande? Ist unser Geist so schwachbrüstig, daß wir uns vor Kontroversem – und Kontroversen – fürchten? Läßt sich denn überhaupt etwas Interessantes äußern, ohne zur gleichen Zeit Kontroverses zu berühren? Und gereicht die Vorstellung einer Welt ohne Kontroverses – und Kontroversen – nicht zur Schreckensvision eines Daseins, in dem blasierte Langeweile herrscht, einem gepflegten Käfig gleich, in dem wir als gepuderte (und durchgeimpfte) Ziermäuse vorsichtig und gemächlich in unserem Laufrädchen vor uns hin stolzieren, nachdem man uns alle Zähne gezogen hat, versteht sich, damit wir einander nicht verletzen?

(Bild: Leonardo da Vinci, Ginevra de‘ Benci, etwa 1474/1478. National Gallery of Art (USA), gemeinfrei.)

Der Aufgeklärte

Der Aufgeklärte

Er war so aufgeklärt, so sehr „Wissenschaftler“, daß ihm das Gespräch mit einem alten Freunde zum Verhör geriet.

(Bild: Sandro Botticelli, Bildnis eines Jünglings, ca. 1482-1485. National Gallery of Art (USA), gemeinfrei.)