Jan Kochanowski, Pieśń świętojańska, Panna IV in deutscher Übersetzung
Wem denn Blümlein abgerissen
Hab ich / und den Krantz bereitet?
Dir und keinem andern / Lieber /
Der allein lieb meinem Hertzen.
Trag auf Deinem schönen Haupte
Dieses Blühn aus meinen Händen /
Trag auch mich allein im Hertzen /
Denk auch / nur an mich allein.
Keine Weile ist verflossen /
Die ich Deiner nicht gesonnen;
Weder Schlaf noch Fron erlösen
Mich / die wachliegt oder tagträumt.
Diese Hoffnung trag ich / dasz Du
In mir Etwas wollest sehen /
Dies mein Sehnen nicht bespöttelst /
Es mit Deinem mir vergöltest.
Desz zu schweigen / musz ich scheitern /
Was mich zagen macht im Hertzen:
Alles hat hier scharfe Augen /
Weisz sehr wohl um das / was schön ist.
HErre, Schwestern, das ich bitte /
Laszt die Qual mich nicht erfahren /
Dasz ein Nachbarsmädchen wildre/
Wo ich selber heg und weine.
Ach, ein jedes andres Trübsal
Will ich fromm und fest ertragen /
Doch wer hohnspricht meiner Liebe /
Bleibt ein Greuel meiner Seele.
Aus dem Lied zu St. Johannis von Jan Kochanowski (1530-1584), Lied des Fräuleins IV. Übersetzung: Karsten Dahlmanns. Bildquelle; zum polnischen Original geht es hier.