Vor der Rückkehr (Stefan George: An Kallimachus)

Vor der Rückkehr (Stefan George: An Kallimachus)

Als deine treusten geleiter stehen wir im hafen ·
Zu des gerüsteten schiffes brüstung schauen wir
Trennungbeklommen dich teuren · unserm arm entrissen ·
Lang schon der unsre geworden ob auch fremden bluts.
Willst du den leuchtenden himmel · heitrer bildung wohnsitz ·
Wieder vertauschen mit küsten nebelgrau und kühl
Fern bei den äussersten menschen? schlichte rohe sitte
Wieder erlernen der heimat die dir’s kaum mehr ist?
Dort müssen schrecklich und einsam deine tage fliessen ·
Freund unsrer frohen gelage · unsrer lehrer gast!
Dessen gesang der verwöhnten Phillis ohr gefallen ·
Der in geglätteten sprüchen es uns gleichgetan ·
Wirst du ein leben ertragen am barbarenhofe ·
Finstren gesetzen dich beugen · strengem herrscherwink ·
Zögling der losesten freiheit? uns erfasst die sorge.
Ruder und anker bewegt sich – o Kallimachus!
Schäumendes wasser beschwichtigt lezte segenrufe ·
Unser verhaltenes weinen mög es töricht sein.

Mehr Abschied (mit oder ohne Schiff) hier und hier.

(Stefan George, An Kallimachus, aus dem Band Die Bücher der Hirten- und Preisgedichte, der Sagen und Sänge und der Hängenden Gärten, zitiert nach Zeno.org (gemeinfrei) und überprüft an der von Robert Boehringer herausgegebenen Jubiläumsausgabe in zwei Bänden, Bd. 1, S. 76-77. Beitragsbild: Zeichnung von Abraham Casembroot (geb. vor 1593, gest. 1658), Wikimedia Commons, gemeinfrei.)

Börries, Freiherr von Münchhausen
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Börries, Freiherr von Münchhausen

Denn aller Wandrung Schicksal heißt:
Wer Heimat sucht, kommt niemals an,
Und wenn er müd nach Hause reist,
Ist er daheim ein fremder Mann!

Börries, Freiherr von Münchhausen, Der Auswanderer, letzte Strophe (1919). Das Gedicht gliedert sich in „Klage“ (vier Strophen) und „Antwort“ (sechs Strophen). Zitiert nach der Ausgabe letzter Hand, Das dichterische Werk in zwei Bänden, Bd. 1: Das Balladenbuch, Stuttgart 1959, S. 242-243, hier S. 243.

(Bild: Pixabay.)